25, 30, 25, 34, 12, 24, 27, 1, 26, 19, 27 - was sich anhört wie eine etwas verdrehte Aufreihung von Lottozahlen ist das Ergebnis der Seitenzählungen des aktuellen LTB. Sicherlich ist das nicht das einzig wichtige Kriterium eines Bandes, aber ein gewisser Einfluss ist ihm nicht abzusprechen - und so wird auf dem zarten Pflänzchen Hoffnung, das in den letzten Monaten erblüht war und das einen frohen Mutes zurückließ, dass es vielleicht doch wieder aufwärts geht, nach Kräften herumgetreten und getrampelt mit einem Potpourri von Kurzgeschichten - erstaunlich, das die einzige Geschchte mit mehr als 30 Seiten dieses Mal aus Italien stammt, so dass sich auch die Egmont-Künstler dieses Mal auf minimalem Platz austoben müssen. Und nachdem man sich vom nächsten effektheischenden Cover (dieses Mal: Transparente Geister fliegen heiter umher) erholt hat, gelingt es auch dem Inhalt des Bandes somit nicht, eine besonders positive Lesestimmung zu erzeugen.

Seine Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur Verfügung.

Machen Kleider glücklich? - Allgemein sicherlich nicht, wohl aber, wenn es sich bei diesen Kleidern um die tolle Gute-Laune-Hose (die "Happy Hose", es muss heute ja englisch sein) von Erfindergenie Daniel Düsentrieb handelt. Doch wie man das so kennt von Düsentrieberfindungen, hat auch diese einen Haken. Da die gute Laune der Kunden durch ein in die Hose integriertes System aus Magnetfäden produziert wird, erweist sich das System als sehr anfällig gegenüber elektromagnetischen Strahlen, und so flippt ganz Entenhausen vollkommen unkontrolliert aus und der Leser kann sich an den skurrilsten Aktionen der Menschen ergötzen (so ihm sowas gefällt). Ein fantasieloser Inhalt wird hier durch einige sinnfreie Aktionen aufgefüllt, für die doch zumeist zumindest solide Auftaktgeschichte ist dies eine Enttäuschung, selbst Zeichner Fecchi läuft nicht zur gewohnten Hochform auf und so bleibt ein Rückfall in die alten, schlimmen Egmont-Zeiten.

Und auch direkt danach wird der geneigte Leser nicht zu euphorischem Jubel animiert: Der Blick fällt auf eine Micky-Story, die wieder einmal Joaquin ins rechte Licht zu rücken versucht hat. Das einzig erfreuliche daran ist eigentlich, dass Micky sein Kaschperl-Gen in den Egmont-Produktionen offenbar endgültig abgelegt hat, und auch das Auftreten Goofys sei lobenswert erwähnt. Doch ansonsten bietet Spuk in Stampede City wieder einmal vorwiegend wenig Begeisterndes. Da durch ein Missverständnis eine Viehherde vor vielen Jahren zwei Cowboys niedergetrampelt hat, wiederholt sich dieses Szenario, wie man das von Geistern so kennt, alltäglich bis die Geisterkühe etwas Gutes tun. Dem kommt Micky rasch auf die Spur und kann das Problem dank einer Kombination etwas unglaubwürdiger Zufälle auch lösen. Joaquin wird sich, soviel steht fest, nicht mehr zum Großmeister der Maus-Storys entwickeln und die teilweise hanebüchen konstruierte Story tut ihr übriges.

In der titelgebenden Story Das Geisterhaus darf sich dann Altmeister Maurizio Amendola präsentieren und tut das auch nur wenig fantasievoller als seine direkten Vorgänger. Wegen einer Gespensterfamilie, die zur Langeweile neigt, wenn sie keine Menschen terrorisieren kann, gelingt es Dagoberr nicht, ein Haus langfristig zu vermieten. Als Geisterjäger dürfen sich kurz Donald und Dussel zeigen. Wenig überraschend haben sie dabei aber keinen Erfolg - hätten sie mal ihre O.M.A.-Ausrüstung mitgebracht! Und so muss Dagobert eine andere Lösung des Problems finden und tut das auch: Er macht einfach ein Spukhaus aus dem Bau. Eine naheliegende Lösung, die alle Beteiligten zufriedenstellt. Die Zeichnungen Amendolas scheinen mit den Jahren auch etwas weniger ansehnlich zu werden und die Story besteht im wesentlichen aus einer recht losen Folge von denkbaren Lösungen für das Geisterproblem, lässt also einen echten roten Faden vermissen. Dennoch ist sie besser als die beiden zuvor, ohne aber wirklich zu begeistern.

Die einzige Geschichte, die mehr als 30 Seiten besitzt, folgt dann mit Doppelt gedoubelt, der allmonatlichen Phantomias-Story. Dagobert dreht einen Film über den maskierten Helden, in dem Donald als Stuntdouble für seine eigentliche Geheimidentität engagiert wird. Während der Dreharbeiten werden die nächtlichen Kontrollrunden des Maskierten von einem Roboter übernommen, so dass Donald vor Ort sein kann. Dennoch bekommt niemand so recht mit, dass die Panzerknacker allnächtlich an den Requisiten werkeln, um den Dreh zu einem furiosen Raubzug werden zu lassen - aber das ist natürlich kein Problem für Donald und seinen Roboterfreund, die das Problem souverän lösen. Eingewoben ist noch eine Turtelei Daisys mit dem Hauptdarsteller des Filmes, die aber ein jähes Ende findet, als Donald die Panzerknacker stellen kann. Entspannend ist es wie immer, die hübsch verschnörkelten Zeichnungen Scalas anzuschauen, die der Höhepunkt dieser Geschichte sind und auch vergessen lassen, das die Story als solche im wesentlichen nur aus altbekannten Elementen besteht, die nicht sonderlich kreativ neu kombiniert worden sind. Doch dank der Zeichnungen ist die Story die bis dahin beste des Bandes.

Und vor allem ist sie wesentlich besser als die folgende. Die Panzerknacker erhalten ein Paket aus Persien, in dem sich ein fliegender Teppich befindet. Damit fliegen sie eine Weile durch die Gegend und klauen dabei diverse Sächelchen. Da sie aber die Anleitung nur teilweise gelesen haben, wissen sie nicht, wie man das Gefährt anhält, ehe der Zufall zur Hilfe kommt. Und da ist die Geschichte auch schon wieder vorbei. Als Einseiter wäre das vielleicht nett gewesen, aber für die verwendeten 12 Seiten hätte man vielleicht doch noch eine weitere Idee einbauen können... Zudem bin ich wahrlich kein Fan der Zeichnungen von Claudio Panarese, der sich für die Darstellung der Geschichte verantwortlich zeigt.

Eine der besseren Storys des Bandes ist Ein verkannter Künstler. Ein solcher ist Walter, ein Bildhauer, der sich selbst dem Stil des postmodernen Bizarrismus zuordnet, den er selbst erfunden hat. Er trifft auf Donald und die beiden ziehen eine Weile gemeinsam durchs Leben - was wesentlich einfacher wäre, wenn Walter nicht ständig Kreativschübe hätte und aus allem möglichen Kunstwerke schaffen würde. Die Zeichnungen von Milano sind recht hübsch und die unverbrauchte Idee hält manch guten Gag parat, der den Leser in der Tat zum Lachen bringen kann. Der spannende Charakter des Walter trägt dann auch die Story, die ansonsten leider nur recht wenig zu bieten hat und damit knapp an einer Leseempfehlung vorbeischrammt.

Wesentlich knapper als Der Fuchs von Malaysia. Amendolas zweiter Auftritt in diesem Band führt die Ducks nach Asien, wo Dagobert in Malaysia einen Schatz gewittert hat, den es zu suchen gilt. Doch dieses Mal ist der Familienboss am Ende der Gelackmeierte, da er von einem listigen Eingeborenen aufs Kreuz gelegt wird und nicht an den gewünschten Schatz gelangt - selten genug! Die Zeichnungen von Amendola sind auch dieses Mal wieder etwas ungelenk und reichen lange nicht an seine Glanzleistungen früherer Tage heran, während auch Ciminos Plot wenig überzeugend daherkommt. Zwar sind immer wieder nette Ideen integriert, doch in aller Regel wird deren Potenzial nicht ausgeschöpft. Einige nette Gags machen aus dieser Geschichte aber zumindest stellenweise doch noch passable Unterhaltung.

Angeschmiert! ist ein Einseiter, der immerhin zeichnerisch recht nett ist.

Gundel Gaukeley muss sich derweil auf Gefährliche Hilfe verlassen. Nach einem Unfall hat sie ihr Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, dass sie eine Hexe ist - doch ausgerechnet das illustre Trio Dorette Duck, Daisy Duck und Gitta Gans beschließt, der Zauberin zu helfen, ihre Erinnerung zurückzubekommen. Nett ist nitanzusehen, wie die drei Damen ihrer "Patientin" zu vielem überrden müssen, was Gundel normalerweise stets tut, und dass die Hexe ihre magischen Kräfte unbewusst einsetzt und damit allerlei Unfug anstellt. Eine frische Idee, nett erzählt und mit guten Gags versehen, sorgt für die beste Geschichte des Bandes, die als einzige stets zu überzeugen weiß und die Laune des Lesers hochhält.

Ein blaublütiger Rivale ist das letzte, was Donald gebrauchen kann - und doch kommt ein solcher Daisy umgarnend in sein Leben gestürzt. Doch sind seine Absichten alles andere als ehrenhaft, handelt es sich doch um einen Kriminellen, der einen Versicherungsbetrug im großen Stil plant! Von Eifersucht getrieben gelingt es Donald diese Verbrechen zufällig aufzuklären, als Ergebnis einer wüsten Schlägerei nämlich. Und da sind wir auch schon bei Thema: Andersen hat diese Geschichte gezeichnet und so kommt es zu diversen Prügeleien, die latente Aggressivität hat sich als steter Gast in seinen Werken eingenistet und scheint nicht gewillt, ihren Platz wieder zu räumen, was den Zeichnungen des Dänen letztlich nicht gut zu Gesicht steht. Immerhin ist die Übersetzung dieser Geschichte gut gelungen, was aber auch das weitem positivste ist, was man von dieser Story sagen kann. Aber einige passable Witze sorgen zumindest auch ansonsten für Schmunzler.

Zu guter Letzt sucht Dagobert Die gestrandete Galeone. Donald hat bei einer Reise ein Schiff mitten im Wald gesehen und ist geschockt, doch sein Onkel Dagobert sieht dies als Anlass für eine kleine Schatzsuche. Diese wird routiniert abgewickelt und endet im erhofften Resultat, einem Schatz nämlich. Eine solide Story, die handwerklich gut umgesetzt ist und auch den ein oder anderen netten Einfall beinhaltet, der aber letztlich die überraschenden Ideen fehlen, um wirklich für Erfüllung beim Leser zu sorgen.

ÜBERSICHT:

- Machen Kleider glücklich? (S: S.Petrucha / Z: M.Fecchi / D 2003-325)
- Spuk in Stampede City (S: P.+C.McGreal / Z: Joaquin / D 2002-251)
- Das Geisterhaus (S+Z: M.Amendola / I TL 2446-5)
- Doppelt gedoubelt (S: M.Bosco / Z: G.Scala / I PK 47-1)
- Paket aus Persien (S: G.Figus / Z: C.Panarese / I TL 2558-3)
- Ein verkannter Künstler (S: C.Panaro / Z: L.Milano / I TL 2577-2)
- Der Fuchs von Malaysia (S: R.Cimino / Z: M.Amendola / I TL 2576-6)
- Angeschmiert! (S+Z: G.Sansone / I TL 2584-01)
- Gefährliche Hilfe (S: S.Gianatti / Z: C.Limido / I TL 2576-7)
- Ein blaublütiger Rivale (S: R.Meikle / Z: F.Andersen / D 2004-002)
- Die gestrandete Galeone (S: R.Cimino / Z: G.Dalla Santa / I TL 2584-7)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, März 2006