Gerade
einmal 4 Wochen ist es her, da hatte ich die
Vermutung ausgesprochen, dass das ganz tiefe Tal
endlich durchschritten sei, durch das das LTB
wanderte - tja, das war wohl nichts. Ausgerechnet
die sogenannte "Jubiläums-Ausgabe" 350
weist wieder quasi alle Kritikpunkte der
Vergangenheit gehäuft auf und präsentiert sich
als eine der schwächsten Ausgaben der jüngeren
Vergangenheit (und damit natürlich auch
insgesamt). Dieses Mal haben wir wieder 10
Geschichten, nur eine von ihnen hat mehr als 30
Seiten (dafür gleich 39, die
Auftakt-Geschichte), so dass man sich mal wieder
in einem Potpourri von Kurzgeschichten ergeht.
Eigens für das Jubiläum wurde auch wieder eine
6 Jahre alte Maus-Story rausgekramt, in der sich
wieder ein Haufen Szenen finden, die
demonstieren, wie das Kaschperl-Image des
Dänen-Micky entstanden ist.
Auf dem Cover lacht Donald derweil den Leser
durch ein mauskopfförmiges Loch in einer
hölzernen Barriere an, was immerhin eine recht
lustige Idee ist, so dass ich nicht einmal
ausschließen möchte, dass das Cover dieses Mal
besser ist als der Inhalt. Selten genug...Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Den
Auftakt macht Der Zauberer aus dem Sumpf
- und entgegen dem Trend ist dieses Mal schon der
Start des LTBs in den Sand gesetzt. An den
Zeichnungen von Massimo Fecchi ist zwar wie
gewohnt wenig auszusetzen, aber das dieses Mal
von Per Hedman verfasste Skript weist eklatante
Lücken auf (die durch eine teilweise
fragwürdige Übersetzung stellenweise auch noch
verschärft werden). Dagobert erinnert sich an
seine Jugend und daran, dereinst einen Zauberer
getroffen zu haben, der ihm übel zugesetzt hat
(Zitat: "Du hast großes Glück, Junge! Du
bist am Leben!"). Also, logisch, beschließt
er, diesen Zauberer im Kampf gegen Gundel
Gaukeley um Hilfe zu bitten. Gemeinsam mit Donald
und Daisy macht er sich auf den Weg zu dessen
Residenz, einem Schloss im Sumpf, und muss
natürlich auf dem Weg so manches Hindernis
überwinden, und auch Hexe Gaukeley mischt sich
ein und weiß manch erhellenden Kommentar
beizusteuern ("Durchaus beeindruckend!
Nichts weiter als ein bisschen Hokuspokus!"
Was mag sich der Übersetzer dabei gedacht
haben?). Auf jeden Fall erreicht man bald das
Schloss, wo der offenbar böse Neffe des
Zauberers herrscht, da sein Onkel urlaubt. Dieser
Neffe ergeht sich nun in einer wilden Kombination
aus Dummheit, Ignoranz und Vergesslichkeit und
versagt damit kläglich im Kapf gegen seine
Widersacher, da er auf jeder Seite einen anderen
seiner Gegner vergessen hat, so dass
schlussendlich die Ducks siegen und wieder nach
Hause gelangen - wenn auch ohne magische
Unterstützung für den Geldspeicher.
Doch
ist das alles nichts im Vergliech zu dem
Maus-Machwerk von Terry LaBan und Joaquin, das
dem Leser als zweites präsentiert wird. Micky
und Goofy arbeiten als Gärtner Im Garten
der Witwe Damönika und bieten ihre
Hilfe dieser auch noch kostenlos an, da sie dort
ein Geheimnis vermuten - und das durchaus mit
Recht, den alle Pflanzen dort haben ein
Bewusstsein und machen den Gärtners das Leben
zur Hölle, bis man der Witwe Dämonika auf die
Schliche kommt, die mittels dafür gezüchteten
Ninja-Supermaulwürfen die Häuser der
Nachbarschaft plündert. Klingt schon reichlich
abgedreht, aber dazu strotzt auch diese Story vor
elementaren Logikfehlern und einfach sinnlosen
Einschüben, die den Leser ausschließlich
verwirrt zurücklassen (so treffen Micky und
Goofy z.B. einen Nachbarn, der ihnen freundlich
Hilfe anbietet, aber auf ihre Frage nach dem
Haus, vor dem sie stehen, wutentbrannt schreiend
und schnaubend davonmarschiert). Die Rettung
liegt am Ende darin, dass die Maulwürfe, die
nicht sehen können (was sie aber ein paar Seiten
zuvor noch konnten), am Ende ohne Grund Goofy
gehorchen, nicht aber mehr ihr eigentlichen
Herrin. Das Verhalten Mickys ist derweil während
der gesamten Geschichte wieder auf
Kleinkindniveau zurückgestutzt.
Nur
wenig besser wird es auch, als Daniel Düsentrieb
einen Anstrengenden Geburtstag feiert.
Donald nötigt Dagobert dazu, den Erfinder auf
einen Rummelplatz einzuladen, wo aber allerlei
Dinge kaputtgehen, so dass Daniel seinen Ehrentag
vorwiegend mit Reparieren zubringt, bis man am
Ende den Rummelplatz wieder verlässt - das war
es dann auch schon, also würde die Story schon
rein inhaltlich nicht zu mehr als einem
Lückenfüller eignen. Doch dazu hätte man sie
zumindest handwerklich gut umsetzen müssen, was
auch nicht immer glückt (so fliegt Dussel mit
einem solchen Schwung aus einem Autoscooter, dass
er einen anderen Wagen demoliert; Daisy bietet
Dagobert einen geschenkten Taler an, der auf dem
Bild überhaupt nicht zu sehen ist und Dagobert
schmeißt unmotiviert seinen Stock aus dem
Riesenrad), so dass auch hier am Ende wenig
ungetrübte Freude verbleibt.
Und
wieder höchstens minimal besser wird es dann,
als Donald Ein geruhsamer Job
angeboten wird: Er soll den Aufseher in einem
Möbelmuseum mimen. Durch eine Verwechslung des
Erpels wird allerdings ein wertvolles
Möbelstück zerstört und er macht sich auf den
Weg einen Ersatz zu besorgen, wobei der geneigte
Leser der Ente dann Gesellschaft leisten kann.
Doch auch diese Story ist wieder geprägt von
kleinen und großen Fehlern, die von einer
mangelhaften Nachbearbeitung (oder Bearbeitung an
sich, amn weiß es nicht ;) ) zeugen. Den ersten
dicken Fehler erleben wir, als Donald das
Analyseergebnis für ein einzelnes weggegebenes
Möbel abholen soll und mit Hunderten Blatt
Papier zurückkehrt, deren beschriebene Objekte
noch im Museum stehen (und das sein Chef ihm
vorbehaltlos glaubt, obgleich dies sein erster
Tag ist, mutet auch etwas zweifelhaft an). Doch
im weiteren Verlauf bietet noch ein Eremit, der
in einer einsamen Waldhütte lebt, einen selten
Eichenschrank über das Internet zum Verschenken
an und zieht in seiner Winterhütte, die er nur
bei extremer Kälte aufsucht. Allerdings ist es
ein warmer Sommer. Zudem füttert er hungrige
Wölfe mit etwas Brot, damit diese aufhören,
Donald zu jagen. Alles in allem also ziemlich
unglaubwürdig, die ganze Geschichte.
Wenn
die Stadtväter rufen, liegt auch mal ein Superheld
an der Leine. In diesem Fall trifft es
Phantomias, der im Interesse der Stadt zwei Tage
lang einen Hund bewachen soll. Leider wird dieser
zuvor mit einer unzerreißbaren Leine an sein
Handgelenk gefesselt - es steht somit das Problem
bevor, den Hund in der Zeit vor allen Blicken zu
verbergen, solange Phantomias als Donald
herumläuft. Die Geheimidentität ist in Gefahr!
Doch wenn ein Erpel sich etwas vornimmt, dann
klappt er auch, und so schafft es Donald, sich
mit der Situation zu arrangieren und sie kreativ
zu lösen - mit einem Rückgriff auf die ganz
frühen Phantomias-Werke von Massimo de Vita. Die
Ideen, die diese Geschichte speisen, sind gut und
haben durchaus Potenzial, leider mag ich den Stil
von Zeichner Panaro weniger, was dieser Story
eine wirklich gute Bewertung verbaut. Aber die
beste bis dahin ist sie allemal.
Dagobert
wird In die Wüste geschickt -
und zwar von seinem eigenen Willen. In jenen
unwirtlichen Gefilden erhofft sich der Herr einen
Goldschatz. Entgegen seiner Gewohnheiten nimmt er
seinen Neffen Donald dieses Mal nicht mit, was
sich als schlechtes Näschen erweist. Denn Gundel
Gaukeley hat von dem Vorhaben Wind bekommen und
macht sich auf, den allein reisenden Dagobert um
seinen Glückszehner zu erleichtern. Doch da
Donald das erfährt und als Phantomias zu Hilfe
kommt, lässt sich die Situation doch erfreulich
lösen. Auch hier ist die Grundidee, Dagobert
alleine auf eine Reise zu schicken, wo er dann in
Probleme gerät, zumindest eine selten verwendete
und daher noch mit viel Potenzial versehen. Hier
sind daher auch durchaus interessante Wendungen
zu sehen, so dass die Story den Leser zu
unterhalten weiß. Auch die Zeichnungen von
Deiana sind erfreulich und machen auch diese
Geschichte zumindest passabel.
Und
dann kommt auch Dussel mal wieder zu einem
großen Auftritt: In einer Fernsehshow will er
den Titel "Magier der Millionen"
gewinnen. Sein Kontrahent ist Klaas Klever, es
geht darum, in einer festgelegten Zeit möglichst
viel Gewinn aus einem gewissen Startkapital zu
erwirtschaften. Damit hat Dussel also alle
Möglichkeiten, seine Chaos-Gene bei skurrilen
Geschäften wirken zu lassen, die etwas
überraschend, obwohl von irrigen Annahmen
ausgehend, zu großen Erfolgen führen und dem
Gutesten den Sieg bescheren. Die Zeichnungen von
D'Ippolito sind sehr hübsch anzusehen und auch
die Gags rund um die Finanz-Versuche von Dussel
sind ganz nett. Damit ist die Story definitiv
eine der besseren des Bandes - aber um wirklich
gut zu sein, fehlt doch einiges.
Donald
und Nachbar Zanker tun Alles für die
Fische. Um bei einem Aquarien-Wettbewerb
zu glänzen überbieten sich die beiden beim
Erwerb der wunderlichsten Fischarten, bis einer
dem anderen eine Falle stellt und dabei selbst
hieintappt. Vom Grundsatz her ist das ein
bewährtes Story-Konzept, herausragend ist aber
die Darstellung der einzelnen Fische durch Silvia
Ziche. Allein für die Lachattacken, die die
skurrilen Wasserbewohner beim Leser auslösen,
gibt es hier ein "TOP", da der Plot
ansonsten auch solide umgesetzt ist und keine
Mängel aufweist (auch wenn es zu sonderlich
überraschenden Wendungen ebenfalls nicht kommt).
Dagobert
lacht sich einen Wertvollen Freund
an. Ihm läuft ein Hund zu und kann gar nicht
mehr von ihm lassen. an fragt sich, woran das
wohl liegen mag - bis man schlussendlich
erfährt, dass der Vierbeiner einfach den Geruch
von Geld liebt. Durch den Hund erleidet Dagobert
so manchen Schock (vor allem fürs Scheckbuch),
und doch schließt er ihn in sein Herz. Eine
solide umgesetzte Story, die beim Handeln des
Hundes auch für manch Schmunzeln sorgt, aber
dennoch irgendwie den Eindruck hinterlässt, das
etwas fehlt. Auch der Stil Pastrovicchios will
nicht so recht zur Story passen, so dass auch
hier am Ende wenig Erinnerenswertes bleibt.
Den
Abschluss bilden dann mal wieder unsere Frunde
aus Dänemark. Nach einem Skript von Michael
Gilbert setzt Miguel in Das geraubte
Glück einen Glücksverlust Gustavs in
Szene. Durch einen Blitzschlag werden 50% des
Fortunes an Franz übertragen. Der aber kann mit
seinem neuen Glück nun so gar nichts anfangen.
Da stets das Schicksal seine Arbeiten für ihn
erledigt, hat er viel Zeit - die er damit
verbringt, mit einer arroganten Dame aus der High
Society anzubandeln, die so gar nicht zu ihm
passen will. Dies bereitet ihm auch keine Freude
(und so steht vor allem die Frage, wieso es
Glück für Franz sein soll, das entspannte
Arbeiten bei Oma Duck gegen die Schikanen der
werten Dame einzutauschen und im weiteren Verlauf
daher gefeuert zu werden). Das zentrale Element
der Story geht damit vollkommen in die Hose, was
sich natürlich wenig positiv auswirkt. Durch die
dadurch entstehende Willkürlichkeit des Plots
kommt sehr viel Unruhe in die Geschichte, der
sich auch Miguels Zeichnungen anpassen. Der Band
wird daher leider mit einer weiteren weniger
erfreulichen Geschchte beschlossen.
ÜBERSICHT:
-
Der Zauberer aus dem Sumpf (S: P.Hedman / Z:
M.Fecchi / D 2005-108)
- Im Garten der Witwe Dämonika (S: T.LaBan / Z:
Joaquin / D 2000-147)
- Anstrengender Geburtstag (S: N.Russo / Z:
D.Barozzi / I TL 2565-3)
- Ein geruhsamer Job (S: C.Gentina / Z:
G.Chierchini / I TL 2569-6)
- Superheld an der Leine (S:
S.Tulipano / Z: O.Panaro / I PK 51-2)
- In die Wüste geschickt (S: M.Valentini / Z:
S.Deiana / I TL 2546-6)
- Magier der Millionen (S: T.Radice / Z:
F.D'Ippolito / I TL 2520-6)
- Alles für die Fische (S:
B.Sarda / Z: S.Ziche / I TL 2576-1)
- Ein wertvoller Freund (S:
A.Pandini / Z: A.Pastrovicchio / I TL 2574-2)
- Das geraubte Glück (S:
M.Gilbert / Z: Miguel / D 2004-028)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, April
2006
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