"Sommerzeit
ist Urlaubszeit" dachte sich offenbar der
Planungsstab zum aktuellen LTB und präsentiert
den Band daher in einem der Sonne gemahnenden
quietschgelb. Rasch noch das Hawaii-Hemd
angezogen und fertig zum Grinsen in die Kamera
für den Schnappschuss präsentieren sich Ducks
und, Überraschung, auch Mäuse dem Leser. Das
Coverniveau ist durchaus weiterhin als konstant
zu bezeichnen, gleichbleibend desolat also.
Im wesentlichen präsentiert sich dafür der
Inhalt recht nett. Den Leser erwarten
"nur" 8 Storys, die reihenweise die
30-Seiten-Marke knacken, 5 davon stammen aus
Italien (und diese präsentieren uns die
Stammgäste Dussel und Phantomias) und haben ein
sehr ordentliches Niveau, während die 3
Egmont-Geschichten doch eher als wechselhaft zu
bezeichnen sind. Ein besonderes Highlight liefert
dafür der Rahmen des Bandes: Es gibt nach langer
Zeit wieder eine Rahmengeschichte, Donald hat in
der Lotterie gewonnen und lädt daher all seine
Freunde zu einem Trip in die Südsee ein. Der
Rahmen soll im kommenden Band sein Ende finden,
glaubt man der Ankündigung. Die Idee für eine
solche Rahmengeschichte ist exzellent, machten
diese doch einen nicht unwesentlichen Teil des
Charmes der früheren Ausgaben aus - leider
erinnert noch etwas an die Vorgeschichten von
früher: Die Zeichner scheinen keine Lust zu
haben, sowas umzusetzen. Die Zeichnungen vin
Fecchi können in keinster Weise an sein
gewohntes Niveau anknüpfen. Außerdem ist ein
wenig lästig, dass unter jedem
Zwischenstory-Intermezzo wieder Zeichner, Autor
und Ideengeber angegeben werden, der findige
Leser hätte die Autoren der Rahmenhandlung
sicherlich auch mit einer einmaligen Angabe
erschließen können.Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Den
Auftakt in den eigentlichen Band gestaltet
Massimo Fecchi dann auch, deutlich ansehnlicher
als seine Rahmengeschichte. Die Handlung von Kleine
Sorgen, große Sorgen... als solche
allerdings lässt durchaus manchen Wunsch offen.
Beim Versuch, ein Unwetter zu durchfliegen, geht
in den Turbulenzen Dagoberts Glückszehner
verloren, er fällt quasi aus dem genutzten
Flugzeug. Der Besitzer wirft sich natürlich
gleich hinterher und so kommt man zu der Ehre,
eine einsame Vulkaninsel zu erforschen. Es stellt
sich heraus, dass die Vulkandämpfe schrumpfende
Wirkung auf Lebewesen haben, und so kann
Zwergen-Dagobert seine Münze suchen. Derweil
trifft er auf ein ganzes Volk von Winzlingen, das
nur von Pilzen lebt und ihn als Gott aus der
Oberwelt verehrt. Diesem befiehlt er, seinen
Glückszehner zur Erdoberfläche zu schaffen,
dabei trifft er dann auch seinen Neffen Donald
wieder und man verständigt sich darauf, das
Leben der Schrumpfleute nicht weiter zu stören.
Der Geschichte fehlt es manches Mal ein wenig an
Erläuterung, manches Motiv der Akteure wird dem
Leser nicht unbedingt klar. Nicht unbedingt
unlogisch, aber sehr unpräzise wird die
Geschichte erzählt und vermag daher nicht zu
begeistern. Ein Pluspunkt sind allerdings die
Zeichnungen von Fecchi, denen allein die Story
verdankt, einer Einstufung als Flop so eben noch
zu entgehen.
Im
Vergleich zur folgenden Maus-Story aber stellt
sich der Auftakt als exzellentes Werk dar. Von
Xavi in Szene gesetzt reisen Micky und Goofy mit
einer Reisegruppe durch Afrika und finden Das
geheime Tal der Elefanten. Als mehrere
Blitze gleichzeitig auf der flachen Steppe
einschlagen, entzündet sich diese, um die sich
rasant ausbreitende Tierpanik zu stoppen,
springen Micky und Goofy aus dem Bus und winken
lustig. Der Busfahrer fährt dann ohne sie von
dannen, ein Regen löscht den Brand und Micky
kommentiert das mit "Das Allerbeste ist,
dass meine Kamera keinen Kratzer abbekommen
hat!" Danach retten die beiden einem
Elefantenjungen das Leben, doch dieses setzt sich
auf Mickys Kamera! Wie kann es nur! Einzige
Konsequenz für den Mäuserich: Er verbringt fast
den gesamten Rest der Story damit, den Elefanten
zu beleidigen und sich mit diesem zu bekriegen,
während Goofy, der das Tier liebgewonnen hat, zu
schlichten versucht. Dann fällt Goofy in einen
Fluss, der nur wenige Meter weiter in einen
Wasserfall mündet. Gerade noch kann er sich
festhalten, und Micky marschiert instinktiv
sicher in einen Gang, der hinter dem Wasserfall
entlangführt. Und sein Instinkt findet kein
Ende: Ohne Möglichkeit der Sichtkontrolle stellt
er auch fest, an welcher Stelle des Wasserfalles
Goofy herunterzufallen droht, lässt sich vom
Elefanten einfach durch den reißenden Wasserfall
heben und fängt Goofy auf. So ein Glück! Und
außerdem sind dann alle Freunde, und die
Reisegruppe gabelt die Helden wieder auf. Lange
musste man nicht mehr solchen Unsinn lesen und
man hatte gehofft, die Zeiten seien vorbei.
Leider ist dem offenbar nicht so. Die Geschichte
ist ein Rückfall in die schlimmsten Maus-Zeiten
und wäre einem nicht daran gelegen, den Band
nicht zu schädigen, würde ich mich da ganz
Mister John Keating anschließen: Einfach
rausreißen den Mist und ab in den Müll damit.
Dabei
geht es auch deutlich besser, wie die folgende
Geschichte zeigt, die die beste des Bandes ist.
Als Donald Dagobert wieder einmal um einen Kredit
bittet, stellt dieser die Bedingung, dass Donald
dafür eine Woche von ihm lernen müsse, wie man
mit Geld umzugehen habe. Als Ergebnis sieht man
Donald, der jedweden jemals entdeckten Geiz auf
dieser Welt um weites übertrifft und selbst
Dagobert zu einem Verschwender degradiert, der
daher den Preis der Sparsamkeit
zahlen muss, eine Kur um seinen Neffen von dieser
krankhaften Sucht zu kurieren nämlich. Die Idee
ist frisch und klasse, die Zeichnungen von
Roberto Vian sind exzellent, die Gags zünden. An
dieser Story gibt es rein gar nichts auszusetzen,
sowas würde man sich öfter wünschen ;)
Und
es geht auch recht gut weiter: Um Dagobert von
einem Geschäftstermin fernzuhalten, lockt Klaas
Klever ihn mit einem fiktiven Riesengeschäft -
dem eigenen Ruin; denn angeblich steht je ein
Viertel seiner Habe seinen drei fiesen
Brüdern zu, die diese Anteile Dagobert
zum Verkauf anbieten. Das Ganze ist allerdings
nur eine riesige Schmierenkomödie, der der
ducksche Patriarch mit etwas Glück aber auf die
Schliche kommt. Die Zeichnungen von De Lorenzi
wissen auf ganzer Linie zu überzeugen, die
Storyidee ist klasse und gut umgesetzt. So gut
wie die vorhergehende Story ist diese zwar nicht
ganz, aber dennoch reicht es locker zum zweiten
Platz in diesem Band, denn das Niveau sinkt nach
diesem furiosen Intermezzo leider wieder
bedeutend.
Zuerst
mit Phantomias, dieser wird als Personenschutz
für Gustav Gans eingesetzt, nachdem dieser
offiziellen Polizeischutz abgelehnt hatte. Doch
da er nach dem Beobachten einer Geldübergabe in
höchsten kriminellen Kreisen hochgradig
gefährdet ist, will die Polizei natürlich
nichts unversucht lassen, den glücklichen
Zeugen zu schützen. Natürlich reicht
Gustavs Glück allein schon aus, den Gegner in
Schach zu halten, so dass es sonst nichts
gebraucht hätte und die Story beschriebt die
diversen Versuche der Gangster, Gustav
auszuschalten, die durch dessen Glück stets in
Angriffen auf seinen Schatten Phantomias münden.
Solide Story, die vom in letzter Zeit wieder
erfreulich oft im LTB auftauchenden Altmeister
Guido Scala routiniert in Szene gesetzt wurde,
der aber letztlich die wirklich starken Momente
fehlen, so dass nur Durchschnitt am Ende steht.
Einen
großen Auftritt hat dann auch Donald-Vetter
Dussel, der seinem Cousin mal wieder eine
Geschäftsidee aufdrängt. Bekanntlich hat ein
jeder Hunger, der aus dem Urlaub zurückkehrt,
und daher schafft Dussel einen
Urlaubs-Liefer-Service, der Speisen zu
festgelegten Zeitpunkten in der Zukunft liefert.
Die Idee scheint im Zeitalter von diversen
Lieferservices, der in sehr kurzer Zeit seinen
Bestimmungsort erreicht, zwar etwas unausgereift,
hat aber dennoch Erfolg, um am Ende im Desaster
zu enden, wie man das so kennt von den
Dusselschen Ideen. Einige recht nette Gags sind
zwar enthalten, aber am Ende steht eine
08/15-Dussel-Story, die niemanden vom Hocker
hauen kann und die ebenso rasch vergessen wie
gelesen ist. Überflüssig.
Einen
sehr viel besseren Ansatz gibt es danach zu
sehen: In bester Tradition fahren die Ducks mit
einem skurrilen Gefährt (ein vollautomatischer
Gecko) des Nachts auf Schatzsuche, gezeichnet
wurde diese Story von Altmeister Luciano Gatto.
Da kommen richtig nostalgische Gefühle auf ;)
Die Suche nach dem großen Geld von
Panzu-Pizzu als solche ist dann leider
aber sehr unspektakulär und findet nach 30
Seiten ihr erfolgreiches Ende - an dem aber
immerhin die Neffen endlich mal wieder die
verbleibende Zeit ausrechnen, die verbleibt, bis
Donald eine seiner Strafaufgaben erledigt hat,
noch so ein wunderbar traditioneller Punkt. Aber
die komplette Vorsehbarkeit des Plots lässt nur
wenig Euphorie zu, außerdem war auch Gatto
früher schon mal in sehr viel besserer Form. Es
reicht, um ein paar alte Gefühle wieder
aufkommen und im Regal nach alten LTBs zu kramen
zu lassen, zu mehr aber leider auch nicht.
Am
Ende darf sich dann nochmal Flemming Andersen
für Egmont austoben. Donald ist Eifersüchtig
wie ein Erpel (er ist ja auch einer ;) )
und ist daher sehr unzufrieden, als Daisy ohne
ihn verreisen will. Als durch Zufall dann Gustav
in eine ähnliche Richtung reisen will, heftet
Donald sich an seine Fersen und es kommt
natürlich zu diversen Kollisionen mit Glück,
Unglück und Schabernack, außerdem mit zwei
Gangstern, die Urlauber auszurauben gedenken. Das
Ganze findet gemessen an den gewohnten
Andersen-Zeichnungen auf erstaunlich wenig
aggressivem Niveau statt und ist im Vergleich zu
den üblichen Egmont-Abschlussstorys eines Bandes
relativ gelungen - absolut gesehen bleiben
allerdings viele Wünsche offen, da die Handlung
deutlich zu vorhersehbar ist, die wenigen Gags
werden bis zum Letzten ausgewalzt und lassen
schlussendlich jedes Lächeln im Ansatz
gefrieren. Aber besser als die beiden
Egmont-Geschichten zum Auftakt ist diese letzte
immerhin ;)
ÜBERSICHT:
-
Reif für die Insel (S: P.+C.McGreal / Z:
M.Fecchi / D 2006-001)
- Kleine Sorgen, große
Sorgen... (S: M.+L.Shaw / Z: M.Fecchi / D
2004-339)
- Das geheime Tal der
Elefanten (S: P.+C.McGreal / Z: Xavi / D
2004-257)
- Preis der Sparsamkeit (S:
S.Leperao / Z: R.Vian / I TL 2600-1)
- Fiese Brüder (S: R.Salvagnini / Z: P.De
Lorenzi / I TL 2539-1)
- Der glückliche Zeuge (S:
B.Enna / Z: G.Scala / I PK 49-3)
- Dussels Urlaubs-Liefer-Service (S: A.Mainardi /
Z: A.Lucci / I TL 2546-5)
- Das große Geld von Panzu-Pizzu (S: F.Michelini
/ Z: L.Gatto / I TL 2557-6)
- Eifersüchtig wie ein Erpel (S: P.Hedman / Z:
F.Andersen / D 2004-337)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, Juni
2006
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