Sommer,
Sonne, Sand und Meer, Teil 2. Nach der
Rahmengeschichte, die im Vormonat ein sehr
erfreuliches Comeback gefeiert hatte, folgt nun
eine an diese anknüpfende Geschichte, die das
weitere Urlauben der Entenhausener beschreibt.
Und auch ansonsten steht das LTB ganz im Zeichen
von Sommerurlaub unter glühender Sonne: Gleich 5
der 8 Storys des Bandes nehmen dieses Motiv mehr
oder weniger intensiv auf. Und damit ist auch
schon der wohl positivste Aspekt des Bandes
genannt: Es sind "nur" 8 Geschichten
enthalten, der Trend geht also weiter zu weniger
Geschichten pro Band, das ist erfreulich. Ein
Blick auf die Verteilung relativiert allerdings
mögliche Euphorie: Die drei Egmont-Storys kommen
mit 36, 37 und 50 Seiten allesamt recht
umfangreich daher - allerdings liefert das für
die 5 italienischen Storys einen Schnitt von 26
Seiten, so dass hier leider nichts
Außergewöhnliches zu sehen ist. Gewohnt
uninspiriert kommt auch das Cover daher, jede
Menge Wassertropfen zieren einen bedröppelt
dreinschauenden Donald. Allerdings verrät uns
die Vorschau, dass im nächsten Monat der
Coverzeichner wohl endlich einmal eine Pause
erhält, fürs August-LTB wird in der Tat ein
italienisches Cover verwendet werden, das
offenbar das beste LTB-Cover seit Jahren sein
wird. Und wenn man ein wenig böswillig ist,
könnte man sagen, dass diese Covervorschau der
absolute Höhepunkt des LTBs ist - was wohl
leider einiges über den Inhalt aussagt. Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Den
Auftakt macht dann Reif für die Insel,
die Fortsetzung der Rahmengeschichte aus dem
letzten LTB. Die Entenhausener machen sich auf
die letzte Etappe ihrer Reise nach Wahaii und
versuchen dann, diesen angenehm zu verleben.
Leider stellt sich heraus, dass Wahaii nur aus
einer baufälligen Ruine, die als Hotel genutzt
wird, und ansonsten massig Steilküsten,
Dschungel und Gebirgen besteht. Offenbar war man
nicht auf die Idee gekommen, sich über sein
Urlaubsziel in irgendeiner Weise im Vorfeld zu
informieren. Es stellt sich weiter heraus, dass
die Insel mit Fallen gespickt ist, um eine
Plantage für bunte Beeren zu schützen, die -
man höre und staune - Onkel Dagobert gehört.
Der Sinn und Zweck dieser Fallen auf einer
einsamen Insel erschließt sich einem zwar nicht
so recht, aber dafür sorgen die dafür, dass am
Ende alle gemeinsam gefangen sind und sich
herausstellt, dass die Insel exakt den Zweck
einer Plantage erfüllt und gar nicht für Urlaub
vorgesehen ist. Man war nämlich nur hingereist,
da man das Gerücht gehört hatte, es sei dort
stets überbucht, das Dagobert in die Welt
gesetzt hatte, um Urlauber abzuschrecken. Eine
fragwürdige Methode ;) Vielleicht wäre es
einfacher gewesen, zu sagen, dass man auf der
Insel mangels Hotel oder Amüsement keinen Urlaub
machen kann... Der Höhepunkt dieser wunderlichen
und offenbar wenig durchdachten Geschichte ist
hingegen Mickys Schlafanzug: Es handelt sich
dabei um sein klassisches italienisches Outfit in
blauem Hemd und langen roten Hosen! Aber
abgesehen von dieser zweiseitigen Freude liefert
die Story herzlich wenig, selbst Fecchi weiß
kaum zu überzeugen.
Und
sehr viel besser wird es auch im Weiteren nicht:
Micky erlebt Abenteuer unter Wasser.
Nachdem sein winziges Segelboot auf hoher See
einem Sturm nicht gewachsen ist, werden er und
Goofy, der ihn begleitet, von einem fremden
Schiff gerettet und sollen sich nun dort Kost und
Logis durch Arbeit verdienen, und zwar macht man
sich auf die Suche nach einem Schiffswrack. So
weit, so gut. Dann wird es allerdings wieder
reichlich absurd: Nachdem Micky das Gefühl hat,
der Kapitän würde ihm einige Hintergründe
verheimlichen (was sicherlich sein gutes Recht
ist), bricht Micky in dessen Büro ein und wird
über Bord gespült, weil Goofy das Boot durch
einfaches Drehen des Steuerrades fast zum Kentern
bringt. Das Kapitän weigert sich Micky zu
retten, der dann auf Seemenschen trifft, die ihm
das Atmen unter Wasser ermöglichen, ihn aber
auch einfach wegsperren. Diese Seemenschen haben
nun aber ihre Stadt aus Wracks gebaut, die der
Kapitän haben will, und so findet dieser die
Stadt und versucht, sie zu zerstören. Nun zeigt
sich aber, dass Menschen durchsichtig werden,
wenn sie Quallengelee essen, und Micky nutzt das
und tut so, als sei er ein Geist, um den Kapitän
zu erschrecken (nachdem die Seemenschen ihn nun
doch freigelassen haben). Leider stört den das
so gar nicht - also bekommt auch Goofy eine
Portion Quallengelee. Und der Kapitän, der den
Micky-Geist noch mit den Worten "Ich glaube
nicht an Geister" weggeschickt hatte, gerät
vor Furcht in wilde Panik und bricht alle Pläne
ab, als er zwei vorgebliche Geister sieht. Ende
der Geschichte. Und ein weiteres Argument dafür,
den McGreals niemals mehr wieder den Auftrag zu
erteilen, eine Maus-Geschichte zu schreiben. Dass
die Zeichnungen von Xavi stammen, macht das Ganze
dann auch nicht besser.
Immerhin
ein klein wenig besser wird es dann mit der
längsten italienischen Geschichte, Ein
wandlungsfähiger Gegner. Auf diesen
trifft Phantomias in einer Fortsetzung von
"Der Wandler auf der Spur" (aus
Entenedition 8), die leider aber nicht wieder von
Gatto, sondern von Deiana gezeichnet wurde.
Phantomias trifft darin wieder auf den Wandler,
jenen Schurken, der sich durch einfache Masken in
perfekte Kopien anderer Menschen verwandeln kann.
Dieser hat einige recht nette Fallen und Ideen
auf Lager, wird aber am Ende mit seinen eigenen
Waffen geschlagen - Verkleiden ist Trumpf! Die
Einfälle des Wandlers sind teilweise durchaus
erheiternd, aber schlussendlich wirkt die ganze
Story ein wenig uninspiriert. Zwar ist sie bis
dahin ohne Zweifel die beste Geschichte des
Bandes, aber leider sagt das recht wenig über
ihre Qualität aus. Immerhin kommt man ohne
nennenswerte Fehler und Ungereimtheiten aus und
schafft es, den Plot rountiniert umzusetzen, auch
wenn der zündende Moment fehlt.
Der
fehlt auch bei Die einzig wahre Liebe.
Diese italienische Kurzgeschichte (18 Seiten)
lebt vor allem von den ungewöhnlichen
Zeichnungen Guerrinis, während die Story selbst
auf den geringen Umfang komprimiert etwas zu
gehetzt und übereilt wirkt, um eine echte
Überzeugung liefern zu können. Gitta will
Dagobert zum Geburtstag seines Glückszehners
eine Torte verehren, fliegt aber hochkant raus.
Daisy hingegen war hinterher geschlichen und
hört, wie Dagobert seinen Glückszehner preist.
Leider hält sie dies für eine Liebeserklärung
an Gitta, und so nimmt eine Kömodie der Irrungen
ihren kurzen Lauf. In dem Ansatz hätte wohl sehr
viel mehr gesteckt, aber das Beschränken auf 18
Seiten sorgt naturgemäß für starke
Einschränkungen und hier auch dafür, dass alles
abgewürgt wirkt. Guerrinis Zeichnungen allein
ist es zu verdanken, dass hier noch eine mittlere
Wertung am Ende steht.
Zu
der reicht es am Ende auch für Vulkan
der Ideen. Düsentrieb ist ausgebrannt
und kann keine sinnvolle Erfindung machen, aber
man erfährt von einer einsamen Insel, deren
Quellen jeden Denkapparat aktivieren können. Und
so macht man sich auf die Reise, im Schlepptau
die Panzerknacker, die durch Zufall von der Reise
erfahren haben und auch ihren Anteil am Erfolg
genießen möchten. Am Ende steht relativ
unspektakulär (und sehr, sehr kurz gefasst) das
neuerliche Aktivieren des Genius von Daniel
Düsentrieb und ein Reinfall für die Verbrecher.
Der Ansatz ist wieder prima, die Reise führt zu
einem Volk mit eigenen Regeln und Riten - was
hätte man daraus nicht wieder für eine
Geschichte machen können. Aber leider wird
wieder jeder erzählerische Ansatz auf maximal
zwei Seiten gepresst, so dass der Story einfach
kein Raum zur Entwicklung gelassen wird und
wieder alles völlig überhastet zum Ende
geführt wird. Schade drum.
Anschließend
gibt es Hitzige Zeiten in
Entenhausen. Die Stadt leidet unter einer
Hitzewelle und dürstet nach einer Abkühlung.
Erst will Dagobert diese durch das künstliche
Erzeugen von Wolken schaffen, dann Klever durch
eine nicht ausgereifte Maschine. Beide Pläne
gehen allerdings in die Hose, und das sogar ohne
Sabotage der jeweils anderen Partei. Abhilfe soll
dann ein riesiger Ventilator schaffen, der auf
dem Duckschen Geldspeicher montiert wird - leider
wird dieser von den Panzerknackern zu den Rotoren
eines Helikopters umfunktioniert und diese
fliegen einfach davon, bis sie von der ersten
Erfindung des Reigens, den künstlichen Wolken,
zufällig gestoppt werden. Ende der Geschichte.
Wieder wird zuviel Handlung uninspiriert auf zu
wenig Platz gepresst, so dass der Story kaum Zeit
zum Atmen bleibt, und so dass auch keine Details
mehr Platz finden. Der Plot wird einmal rasch
lieblos durchgezogen, die Zeichnungen von Panaro
treffen dazu so gar nicht meinen Geschmack. Die
schlechteste der italienischen Storys des Bandes.
Die
beste italienische Story folgt dann, leider ist
auch diese weit davon entfernt, gut zu sein.
Franz Gans wird Teil der Entenhausener Mannschaft
bei der Olympiade der Vielfraße,
bei der in recht skurrilen Disziplinen der Sieger
gekürt wird. Etwas verwirrend ist, dass bei
diesem Wettbewerb offenbar nur zwei Teams
teilnehmen und auch die Gewichtung der einzelnen
Disziplinen scheint überarbeitungswürdig. Aber
die Wettbewerbe zeugen von viel Kreativität beim
Autor und sind durchaus unterhaltsam, auch Franz'
Hang zum Essen wird hier recht nett inszeniert.
Einige nette Gags und Helds passende Zeichnungen
(auch wenn die teilweise ein wenig zuviel Ehrgeiz
bei den Sportlern zeigen, der offenbar über den
Spaß siegt) reichen schon aus, um diese
Geschichte zur wohl besten italienischen des
Bandes zu machen. Dabei ist auch diese Story
eigentlich nur Füllstoff, das sagt recht viel
über das Niveau dieses Bandes aus.
Den
Abschluss macht die längste Geschichte des
Bandes, Tunnel ohne Wiederkehr.
Donald ist mit seinen drei Neffen auf einer
Urlaubsinsel gestrandet und versucht, sich Geld
zu verdienen, in dem er Fahrten mit einem
Glasbodenboot anbietet. Tick, Trick und Track
arbeiten derweil als Taucher. Dabei stoßen sie
allerdings auf Schädigungen in einem
Korallenriff, deren Ursache erforscht sein will.
Leider fällt man dabei einem skrupellosen
Verbrecher in die Hände, der eine neue
Technologie zum Durchtunneln von Korallenriffs
erforschen und verkaufen will. Am Ende wird
dieser natürlich in die Schranken gewiesen, doch
der Weg zum Ziel ist steinig und sorgenvoll. Eine
solche Menge an Platz würde man gerne mal wieder
bei einem der Italiener sehen, doch auch Jeff
Hamill, der die Geschichte geschrieben hat, nutzt
den Platz gut aus und entwickelt eine
atmosphärisch schöne Story. Und auch Pasquale
arbeitet hier teilweise weit über den
Erwartungen, gerade die Darstellungen der
Unterwasserwelt sind vortrefflich gelungen - auch
wenn die Ducks selbst teilweise wieder an
schlimme Zeiten erinnern. Diese sauber
durchkonstruierte Geschichte mit teilweise
wirklich guten Zeichnungen ist wohl die beste des
Bandes, für eine grüne Einfärbung reicht es
hingegen nicht, vor allem wegen der weiterhin
unsympathischen Darstellung der Ducks durch
Pasquale, der aber zeigt, dass er doch auf gutem
Niveau arbeiten kann.
ÜBERSICHT:
-
Reif für die Insel (S: P.+C.McGreal / Z:
M.Fecchi / D 2005-345)
- Abenteuer unter Wasser (S: P.+C.McGreal / Z:
Xavi / D 2004-154)
- Ein wandlungsfähiger
Gegner (S: S.Tulipano / Z: S.Deiana / I PK 53-1)
- Die einzig wahre Liebe (S: S.Lepera / Z:
F.Guerrini / I TL 2581-5)
- Vulkan der Ideen (S: R.Pesce / Z: F.Mancuso / I
TL 2590-6)
- Hitzige Zeiten (S:
S.Badino / Z: O.Panaro / I TL 2588-6)
- Olympiade der Vielfraße
(S: S.Badino / Z: V.Held / I TL 2587-6)
- Tunnel ohne Wiederkehr (S: J.Hamill / Z:
Pasquale / D/D 2002-021)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, Juli
2006
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