Mit
30 Seiten extra wird das aktuelle LTB beworben.
Konsequenz daraus: Einfach mal wieder eine
Geschichte mehr. Und wenn man sich das LTB in
seiner Gesamtheit anguckt, glaubt man, dass es
auch nicht so verkehrt gewesen wäre, diese
Geschichte wegzulassen (wobei das natürlich
davon abhängt, welche es gewesen wäre ;)). Nach
dem starken LTB des Vormonats zeigt der Trend
dieses Mal auf jeden Fall wieder nach unten. Zwar
ist Scarpa zum zweiten Mal in Folge dabei (und
der Höhepunkt des Bandes) und auch Cavazzano
darf sich präsentieren, der Rest ist aber in
weiten Teilen bestenfalls als durchschnittlich zu
bezeichnen. Zum Beispiel das Cover: Sicherlich
ist es ansehnlicher als viele vorherige Cover der
vergangenen Jahre, aber dennoch hält es keinem
Vergleich mit dem Vormonat stand. 10 Geschichten
sind, dank der Umfangvergrößerung, dieses Mal
dabei, davon stammen wie gewohnt die erste, die
letzte und die Maus-Story aus dem Hause Egmont,
der Rest aus Italien. Ebenfalls wie gewohnt sind
die Egmont-Storys im Schnitt länger als die
italienischen. Seine Meinung zum LTB kann
man auch dieses Mal wieder online äußern, eine
Umfrage steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Begonnen
wird mit der Transgaard/Fecchi-Produktion Alles,
was zählt... Inwieweit bei der
Namensgebung gewisse Entwicklungen auf dem
Fernsehmarkt der vergangenen Wochen Pate
gestanden haben, weiß man nicht. Aber beim
Vergleich der Struktur der Story und dem
gleichnamigen Seifenopernprodukt will man nicht
ausschließen, dass ein Zusammenhang besteht.
Dagobert hört sich eine Nacht lang eine Kassette
an, auf der vermeintlich geschäftliche
Ratschläge aufgenommen sind. Diese werden aber
stets mit den Worten "gehorche Swami
Salami" unterbrochen. Nach dieser Nacht wird
Dagobert von jenem prompt nach Hinterindien
eingeladen, fliegt hin und lässt sich all sein
Geld nachschicken, um es seinem Gönner zu
schenken. Das ist mal eine effektive
Gehirnwäsche! Seine Neffenschar aber hat
aufgepasst und macht sich auf die Suche nach
ihrem Erbonkel, wird aber prompt von Herrn Salami
gefangen und festgesetzt. Doch zum Glück nahm
man einen intelligenten Roboterhund mit, der die
Rettung bringt und die zufällig auch anwesenden
Panzerknacker sorgen unfreiwillig dafür, dass
sich alles in Wohlgefallen auflöst. Die Story
wirkt arg konstruiert und ist an nicht nur einer
Stelle wenig glaubwürdig; auch die Übersetzung
erreicht nicht das hohe Niveau, das man von
Auftaktstorys eigentlich gewohnt ist (auch wenn
sie weiterhin gut ist), Fecchis Form war auch
schon besser, aber letztlich bleibt er natürlich
Fecchi und damit ein begabter Zeichner. Damit
fällt der Auftakt insgesamt durchwachsen aus.
Allerdings
ist die Auftaktstory allemal besser als die
folgende Geschichte Ungleiche Partner,
die obligate Micky-Story. In dieser hilft Micky
seinem Lieblingsfeind Kater Karlo, aus dem
Gefängnis zu entkommen, um mit ihm gemeinsam
einen Stein zu stehlen, der eine wertvolle
Reliquie des Staates Hokuspokus, diesem aber
abhanden gekommen und beim Erzfeind Dragulanien
gelandet ist. Geklaut und verscherbelt hatte
Karlo diesen höchstselbst, wie auch Micky weiß,
als er ihm den Weg in die Freiheit bahnt.
Gemeinsam bricht man also in die Botschaft
Dragulas ein, wobei man stets versucht, sich
gegenseitig zu betrügen. Das Verhalten Mickys
während dieser Aktion nimmt (mal abgesehen von
dem schon sehr dämlichen Grundansatz, gemeinsam
mit Karlo einbrechen zu gehen) kaschperlmäßige
Züge an (so klettert man, um einer am Boden
auszulösenden Alarmanlage zu entgehen, durchs
Dach zum Objekt der Begierde, um, kaum hat man
Hand an den Stein gelegt, heurnterzuspringen und
den Alarm auszulösen). Außerdem mutet seltsam
an, dass alle Leute, die so auftauchen, von
finsterstem Aberglauben geplagt sind; und dass
Karlo, statt sich über die plötzliche Freiheit
zu freuen, alles tut, um die Polizei auf auf sich
aufmerksam zu machen, nur um Micky zu ärgern.
Die schwächste Maus-Story seit langem.
Aber
dass auch bei den Italienern nicht alles Gold
ist, was glänzt, sieht man bei der titelgebenden
Story Ein Hundeleben. Donald
arbeitet, ausgerüstet mit Düsentrieb'schen
Erfindungen, als Hundesitter. Durch Zufall landet
auch der Panzerknackerhund Achtmalacht bei seiner
Hundeschar und bleibt bei Donald. Der Leser kann
daher im weiteren verfolgen, wie die
Panzerknacker versuchen, ihren Hund
zurückzubekommen (was sogar in einem
erfolgreichen Sturm auf den Geldspeicher
mündet): So weit, so gut. Ruiniert wird die
Geschichte allerdings durch das Ende, dessen Sinn
sich mir bislang noch nicht erschlossen hat. Auf
der einen Seite wollen die Panzerknacker in
Villen einbrechen, deren Hunde Donald gerade
ausführt; auf der anderen Seite hat Donald
Angst, die Hunde würden entführt werden,
solange er sie ausführt. Und das dann folgende
Abschlussbild passt, seit einleitendem Text, zu
beiden Szenarien nicht mehr. Ich bin sehr
verwirrt gewesen. Außerdem springt einem wieder
mal die nur bedingt aufmerksame Arbeit der
Lektoren ins Auge: Auf Achtmalachts Hundehalsband
steht "64" - das ist allerdings der
dänische Name des Hundes. Sein Fressnapf
hingegen ist mit "8x8" korrekt
beschriftet.
Die
mit Abstand beste Story des Bandes gibt es dann
mit Rund ist nicht gesund zu
erleben. Traumatisiert durch einen vor langer
Zeit nicht erworbenen Ring (von dem er annahm, es
sei der sagenumwobene Ring der Nibelungen) hat
Dagobert eine Allergie gegen alles Runde
entwickelt. Das führt dazu, dass er, sobald er
etwas Rundes sieht, umgehend das Verhältnis zu
seinem Geld verliert und auch horrende Summen
gerne auszugeben bereit ist. Daher verlässt er
sein Büro nur noch mit verbundenen Augen.
Natürlich versucht man, ihn zu heilen, und was
wäre da geeigneter als das Trauma durch den
Erwerb des Ringes auszulöschen? Doch die
Panzerknacker sind auf seiner Spur und wollen den
Plan vereiteln. Die alte Story atmet den Geist
der Vergangenheit, was ihr aber exzellent zu
Gesicht steht. Formidable Zeichnungen von
Großmeister Romano Scarpa sind mit einem guten
Plot von Catalano verknüpft, geistreiche Gags
fast überall zu finden. Wesentliche Kritikpunkte
gibt es nicht, was einem wieder in dem Glauben
bestärkt, dass auch der gesamte Rest des Werkes,
insbesondere des Frühwerkes, von Romano Scarpa
unbedingt in Deutschland veröffentlicht werden
sollte.
Die
zeichnerisch fragwürdigste Story des Bandes
folgt nun mit Der fröhliche
Freizeitdetektiv. Ausgesprochen
gewöhnungsbedürftge, teilweise fast ins
Abstrakte gehende Zeichnungen von Barozzi
begleiten die Story von Fasano, in der Baptist
sich als Freizeitdetektiv betätigt, der sich von
Phantomias aus der Klemme helfen lassen muss. Die
Zeichnungen sind dann auch das mit Abstand
auffälligste an dieser Geschichte, die ansonsten
wenig Überraschendes zu bieten hat und ein
bisschen mit den bekannten Bildern des sparsamen
Butlers und des Superhelden spielt. Im
Wesentlichen hat man die Story direkt nach der
Lektüre wieder vergessen.
Weniger
wahrscheinlich ist das bei Die Stütze
des Hauses. Zwar nimmt der Titel hier
quasi schon das Ende vorweg, dennoch ist die
kurze Gagstory von Giorgio Cavazzano sehr
angenehm zu lesen. In der Hauptrolle sehen wir,
selten genug, Franz Gans, der einen Tag lang Oma
Ducks Hof hüten soll und dabei von einem
Menschen auf Trab gehalten wird, der stets unter
anderen Vorwänden klingelt und den Keller sehen
will. Man vermutet einen Kriminellen, doch
letztlich sind seine Absichten nicht so sehr
böse. Die Handlung ist dann auch recht
routiniert, allerdings sind immer wieder wirklich
gute Gags eingebaut, die auf der Lebens- und
Arbeitshaltung Franz' beruhen und seinen
Dauergast zur Weißglut treiben. Dazu kommen die
klasse Zeichnungen von Cavazzano, so dass diese
Story sich hinter Scarpa als Nummer 2 in diesem
Band einreiht.
Und
damit 8 Plätze vor dem folgenden Tiefpunkt des
Bandes, Dunkle Geschäfte, der
die schwächste LTB-Geschichte überhaupt seit
einiger Zeit ist. Ich bin gar versucht, darüber
nachzudenken, ob es jemals eine schwächere
Duck-Geschichte gab. Dabei sind die Zeichnungen
von Soldati durchaus ansehnlich. Das Problem
liegt vielmehr darin, dass die gesamten 32 Seiten
nur aus einer wirren Abfolge von Szenen bestehen,
bei denen man einen Zusammenhang suchen oder gar
konstruieren muss. Der Versuch einer
Inhaltsangabe: Es kommt zu Explosionen in einer
düsteren Burg. Daraufhin kauft das Land, in dem
diese Burg liegt, allen Knoblauch der Welt auf.
Bei einer Revue in Entenhausen werfen Models
falsche Schatten. Der Mann in der düsteren Burg,
der sich als Graf Schattenstein entpuppt,
erpresst alle Bürger Entenhausens und fordert
1000 Taler von jedem für seinen Schatten. Er
besitzt eine riesige mechanische Fliege und
schickt sie los, um Benzin zu stehlen. Die
Bürger Entenhausens verklagen die Stadt, damit
diese ihr ihre 1000 Taler zurückerstattet. Man
erfährt, dass alle Macht des Grafen in einem
tiefen Brunnen liegt. Er erpresst noch ein paar
Leute. Leider gibt es dagegen aber kein Gesetz.
Dagobert, vom Schattendieb nicht geschädigt,
beauftragt für eine Million Taler einen
Experten. Dieser weiß, dass die Schatten des
Grafen in jenem Brunnen sind. Außerdem weiß er,
dass bekanntermaßen jeder Schatten auf der Welt
einen Gegenschatten hat. Die Ducks fliegen daher
mit einer mit Kohle betriebenen Lokomotive mit
Hubschrauberrotor zum Grafen und stürzen über
dessen Burg ab. Ohne Grund funktioniert nun die
Schattenmaschine des Grafen nicht mehr. Seine
Burg stürzt zusammen. Ende Der Geschichte.
Wer einen Plot oder einen sinnvollen Zusammnhang
entdeckt, möge sich bitte bei mir melden. Danke.
Mit
Hat man da noch Töne geht es
zumindest besser weiter. Nette Zeichnungen von
Pennati sind das Beste an dieser Story, in der
der Bürgermeister Entenhausens die Initiative
"Musik klingt in der Stadt" ins Leben
gerufen hat. Dabei darf ein jeder überall
musizieren, um sich auf einen finalen Wettbewerb
vorzubereiten. Das führt zu einigen recht
amüsanten Gags und einem wiederum etwas
konstruierten Ende, das nicht so recht zur
Geschichte passen will. Dennoch steht am Ende
dieses Mal ein eher positives Fazit.
Positiver
als zum Beispiel bei Opfer der Kultur.
Um einem kulturell interessierten Menschen einen
Diamanten abzuschwatzen, überredet Dagobert
Primus zu dritt allerlei Entenhausener Kulturgut
anzuschauen. Auch hierbei bieten sich dann
ausreichend Gelegenheiten, mehr oder weniger
gelungene Gags zu platzieren - im Schnitt sind
sie leider weniger gelungen als bei der
Vorgängerstory; dafür ist das Ende dieses Mal
aber wesentlich stimmiger. Damit passt sich diese
Story dem Durchschnittsniveau vieler
italienischer Kurzgeschichten an.
Am
Ende gibt's dann nochmal Egmont: Donald hat Eine
explosive Erbschaft gemacht, ein
Grundstück in der Wüste, und reist nun dorthin,
um nach Gold zu suchen. Unterwegs wird ein
Indianer aufgesammelt, der durch Betrügereien
durchs Leben kommt. Außerdem trifft man auf zwei
verfeindete Familien. Mit dem wunderlichen
Indianer und dem Clan-Streit kommt es dann zu
einigen nicht völlig überraschenden
Situationen. Schlussendlich ist es eine
routiniert geschriebene Story ohne große
Schwächen, aber auch ohne große Stärken. Die
Zeichnungen von Bancells sind dafür etwas besser
als gewohnt, so dass der Band einigermaßen
versöhnlich zuende geht.
ÜBERSICHT:
-
Alles, was zählt... (S: G.Transgaard / Z:
M.Fecchi / D 2004-135)
- Ungleiche Partner (S:
A.Pihl / Z: Maximino / D 2003-224)
- Ein Hundeleben (S: S.Giannati / Z: P.De Lorenzi
/ I TL 2586-7)
- Rund ist nicht gesund (S:
R.Catalano / Z: R.Scarpa / I TL 330-A)
- Der fröhliche
Freizeitdetektiv (S: D.Fasano / Z: D.Barozzi / I
PK 54-2)
- Die Stütze des Hauses (S:
M.Muzzolini / Z: G.Cavazzano / I TL 2607-1)
- Dunkle Geschäfte (S:
R.Cimino / Z: G.Soldati / I PM 283-1)
- Hat man da noch Töne? (S:
R.Cimino / Z: P.Pennati / I TL 2547-6)
- Opfer der Kultur (S: C.Panaro / Z: S.Deiana / I
TL 2590-7)
- Eine explosive Erbschaft (S: P.Halas / Z:
Bancells / D 2003-040)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz,
September 2006
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