Ganz
was neues im neuen Jahr: Nach langwährender
Frustration durch die immer gleichen kurzen
italienischen Durchschnittsgeschichten ohne
Details, ohne zündende Gags und ohne Tiefgang,
die man fast mit einer Blaupause bewerten konnte,
wird nun eine neue Kategorie eingeführt, die das
Rezensieren dieser Storys ersetzt - damit man
sich auf Geschichten konzentrieren kann, die es
verdient haben, besprochen zu werden, weil sie
irgendetwas auszeichnet. Die neue Kategorie wird
in blauer Farbe gekennzeichnet und trägt den
schmucken Namen "Italienischer
08/15-Kram". Dabei bleiben wir aber dabei,
besonders schlechte italienische
Füllstoffgeschichten weiterhin rot einzufärben
;)
Ansonsten zeigt uns das LTB in diesem Monat ein
wenig hübsches Cover im James-Bond-Stil mit
einem offenbar verwegen dargestellten Donald, der
den Leser zu bedrohen scheint. Das ist genauso
wenig ansehnlich wie der Inhalt, der dieses Mal
wieder aus satten 11 Geschichten besteht. Dabei
ist dreimal Egmont, achtmal geht die Reise nach
Italien. Die italienischen Storys weisen dabei,
selbst wenn man den Einseiter herausrechnet,
einen erbärmlichen Schnitt von 20,7 Seiten pro
Geschichte auf. Es gibt also gleich massig
Material für die neue Kategorie.Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Aber
über einige Storys kann man dann doch Worte
verlieren - leider aber wenig schmeichelhafte.
Zuerst soll eine Überraschungsparty für
Daisy veranstaltet werden. Sie
schmachtet ein paar indianische Töpfereien an
und bringt Donald so prompt dazu, sich auf die
Suche nach eben diesen zu begeben, und zwar an
deren Entstehungsort. Die Reise wird natürlich
ziemlich abenteuerlich, denn Donald ist ja
bekanntlich wenig vermögend. Verfolgt der Erpel
dabei durch seinen Vetter Gustav, der den
Nebenbuhler auf der Spur einer guten Geschenkidee
wähnt. So sehen wir also Donald über Stock und
Stein in die Ödnis des Westens reisen, während
Gustav komfortabler hinterher reist. Und auch
Daisy, die zufällig in der gleichen Gegend einen
Kurzurlaub macht, ist mit von der Partie - ohne
ihre Verehrer dabei freilich zu treffen. Aus
dieser Konstellation entwickelt sich dann eine
Kombination der verschiedenen Reiseelemente zu
einem netten Finale. Die Plots werden verwoben,
wenngleich ohne nennenswert zu überraschen. Und
so wird die Geschichte von Anfang bis Ende
routiniert erzählt, ohne an Schwung zu verlieren
- aber auch ohne überraschende Elemente. Als
Durchschnitt liegt sie aber dennoch im
Spitzenbereich des Bandes.
Und
ganz gewiss liegt sie über dem hanebüchenen
Unsinn, den die McGreals sich in Verfolgung
im Schrumpfgang dieses Mal wieder
ausgedacht haben. Professor Zweistein hat eine
Maschine entwickelt, mit der sich Menschen
schrumpfen lassen. Er will damit Ärzte, mit
kleinen, bewaffneten U-Booten ausgerüstet, in
ihre Patienten schicken und so die Medizin
revolutionieren. Ein lobenswertes Unterfangen
zwar, doch wird er bei einer Privatvorführung
der Erfindung für seine Freunde Micky und Goofy
vom Schwarzen Phantom belauscht. Das schrumpft
sich daraufhin in einem günstigen Moment und
injiziert sich selbst unglücklicherweise in
Goofy. Um zu verhindern, dass das Phantom in
Goofy wieder wächst - die Wirkungsdauer der
Schrumpfung ist beschränkt -, jagt Micky ihm
hinterher. Und dann geht's rund: Micky und das
Phantom jagen sich wild und mit unfassbarem Tempo
durch den Körper Goofys, wobei sie sich lustig
gegenseitig beballern. Juchheißa!
Am Ende gibts dann noch ein klassisches
Nieserfinale (wie sonst bekommt man Kleinkörper
aus einem Wesen heraus?) und alles wird wieder
gut.
Auf eine sinnvolle Story wurde hier leider
verzichtet, dafür gibt es massenweise
Actionszenen zu sehen, während Goofy sich unter
dem Einfluss der Störenfriede absonderlich
gebärdet. Murks der schlimmsten Sorte.
Die
beste italienische Geschichte ist derweil dieses
Mal fast schon der Einseiter Der König
der Spuren von Enrico Faccini. Der ist
zwar nicht besonders lustig, aber immerhin ist
die Pointe überraschend und kann so auf diesem
Wege dem Leser ein Schmunzeln entlocken ;)
Ein
etwas wunderliches Finale gibt es mit Spion
wider Willen von Stefan Petrucha und
Bancells. Donald kommt aus einem Agentenfilm und
stößt vor der Tür mit einer Frau zusammen, die
durch die Kollision das Gedächtnis verliert. Mit
Donald geht dann seine Phantasie durch und er
hält die Dame für eine Geheimagentin und
versteckt sich mit ihr in irgendwelchen Gassen
und Winkeln. Dann versucht er, aus ihren vagen
Erinnerungen eine Mission zu konstruieren und
stürzt sich, die Frau stets mitschleppend, ins
Abenteuer. Dabei kommt er natürlich zufällig
einer Verbrecherbande auf die Spur - auch wenn
unklar bleibt, wieso die sich einen dermaßen
dämlichen Zeitpunkt, nämlich wenige Minuten vor
der Eröffnung der betreffenden Ausstellung, für
ihr Verbrechen, den Raub eines Diamanten,
aussuchen. Eine unlogische Story von Petrucha,
die viele Wünsche offen lässt. Dass dabei
Bancells noch recht ansehnliche Zeichnungen zu
Papier bringt, hilft da nicht mehr viel.
Erwähnenswert
sind dieses Mal zwei italienische Geschichten:
Einerseits Zauberlehrling Nimmermehr wegen
der originellen Storyidee: Gundel nimmt gemeinsam
mit Nimmermehr an einem Zauberlehrling-Wettbewerb
teil. Die Zeichnungen von Lauciello sind dabei
auch ausgesprochen gelungen, aber die Story, die
abgesehen von der klasse Grundidee doch eher
dünn (und dementsprechend nach 16 Seiten
beendet) ist, lässt leider nicht zu, dass sich
das volle Potenzial entfaltet.
Auf der anderen Seite fällt Tausche Zeit
gegen Zeit auf, weil hier leider auf
eine sinnvolle Handlung weitgehend verzichtet
wurde: Dagobert eröffnet eine sogenannte
"Zeitbank". Dort kann man eigene freie
Zeit "einzahlen", in der man dann
anderen Leuten bei unliebsamen Arbeiten hilft.
Dafür kann man die entsprechende Menge an Zeit
von anderen Bankkunden einfordern. Dumm nur, wenn
niemand Lust oder Zeit hat, in seiner Freizeit
umsonst für andere zu schuften: Das ganze,
schöne System geht vor die Hunde. Was macht man
also? Genau, man verklagt Dagobert Duck und
bekommt Recht. So soll es sein.
ÜBERSICHT:
-
Überraschungsparty für Daisy (S: P.Hedman / Z:
M.Fecchi / D 2006-111)
- Verfolgung im Schrumpfgang
(S: P.+C.McGreal / Z: Maximino / D 2001-087)
- Meister des Origami (S:
S.Badino / Z: M.Meloni / I TL 2597-2)
- Der kristallene Helm (S: A.Pandini / Z: V.Held
/ I 2522-3)
- Zauberlehrling Nimmermehr
(S: S.Gianatti / Z: R.Lauciello / I TL 2536-6)
- Kein guter Gast (S:
M.Bosco+M.Valentini / Z: A.Freccero / I TL 2589-1)
- Die Wildschrecker Scherzbuben (S: R.Gagnor / Z:
S.Deiana / I TL 2589-5)
- Rallye Monte Carola (S: B.Sarda / Z: F.Mancuso
/ I TL 2555-7)
- Der König der Spuren (S+Z:
E.Faccini / I TL 2558-03)
- Tausche Zeit gegen Zeit
(S: M.Bosco / Z: M.Mazzarello / I TL 2598-2)
- Spion wider Willen (S: S.Petrucha / Z: Bancells
/ D 2005-262)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau:
Italienischer 08/15-Kram
von Carsten Spitz, Januar
2007
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