Nach
dem wunderbaren LTB 360 war ja zu befürchten,
dass das Niveau wieder sinken würde. Und wie man
sich das gerade so gedacht hat, sieht man seine
Befürchtungen leider auch bestätigt. Nicht nur,
dass LTB 361 nicht die Qualität von LTB 360
erreicht, nein, der Lesespaß befindet sich
wieder im steilen Sinkflug.
Los geht's mit dem Cover. Nicht nur, dass da ein
Sticker draufgepappt ist, der für die
neugestaltete offizielle LTB-Homepage wirbt,
außerdem ist es auch noch ausgesprochen
hässlich. Ein von allen Seiten mit Schwertern
bedrohter Donald guckt dumm aus der Wäsche,
wobei er werweißwas anstarrt. Von der Anlage her
wunderlich, in der Ausführung schwach. Kein
Vergleich zu dem wunderbaren Casty-Cover des
Vormonats, stattdessen ein Kandidat für die
Aufnahme in die Rubrik "die schlechtesten
Comiccover aller Zeiten".
Und was sich mit dem Titelbild ankündigt, setzt
sich mi Band selbst dann leider auch fort.
Insgesamt sind neun Geschichten enthalten, und
beinahe alle weisen gravierende Mängel auf, die
jede Lesefreude im Keim zu ersticken drohen.
Teilweise sind zwar einige gute Ideen verwendet
worden, aber irgendwie wurde fast jeder Ansatz so
fahrlässig, dass es schon an Vorsatz grenzt,
zerschossen. Wir haben dieses Mal drei
Egmont-Geschichten - wieder der klassische Kanon,
die erste, die letzte und die Maus-Story - und
sechs Geschichten aus Italien, die wie gewohnt
überwiegend recht kurz sind.Eine
Online-Umfrage gibt es dieses Mal offenbar nicht
- da hat man vermutlich ein paar vernichtende
Meinungen vermieden ;)
Zum
Inhalt:
Die titelgebende Geschichte Unter
Rittern! macht den Anfang. Donald nimmt
an einem als authentisch angepriesenen
Mittelalter-Festival teil und regt sich furchtbar
auf, dass auch dort viele Annehmlichkeiten der
Moderne genutzt werden. Konsequenz: Ein zufällig
anwesender Zauberer, der aus dem Mittelalter
stammt und beliebig durch die Zeit reisen kann,
befördert ihn stracks und ohne Vorwarnung in die
Epoche der Ritter. Dort stellt Donald
erwartungsgemäß fest, dass die Errungenschaften
der Zeit in Sachen Technik, Komfort oder Hygiene
doch ganz vorteilhaft sind. Natürlich
veranstaltet man noch das ein oder andere
Scharmützel mit böswilligen Leutchen aus dem
Mittelalter, ehe der Zauberer wieder auftaucht
und Donald in die Gegenwart zurück befördert.
Das beste an dieser Story sind die netten
Zeichnungen von Fecchi, die erzählte Geschichte
selbst ist vollkommen ohne Esprit und
Begeisterung, ohne Ideen, dafür aber voller
Routine. Überraschende Momente gibt es nicht,
von einigen Stellen der gewohnt starken
Übersetzung mal abgesehen. Das Beängstigende
ist aber, dass das noch eine der besseren
Geschichten des Bandes ist.
Insbesondere
ist sie besser als Auf Goldsuche in El
Sonstwo, der aktuelle Erguss der
egmontschen Mausschmiede. Micky, dieses Mal in
der Rolle als egoistisches, geldgeiles Arschloch,
hat eine Goldmiene irgendwo im Nirgendwo geerbt
und macht sich mit Goofy auf, den in den Schoß
gefallenen Reichtum einzusacken. Leider ist die
Mine verschüttet, doch durch Zufall hilft man
einem Eingeborenen aus der Klemme. Dieser schenkt
Goofy daraufhin ein Armband, mit dessen Hilfe man
Gold riechen kann. Das hat zwar bislang noch nie
funktioniert, aber wie sich herausstellt, klappt
es exklusiv bei Goofy. So 'ne Freude. Also jagt
man durch die Gegend und sucht Gold, bis ein
Haufen Diebesgesindel hinter das Geheimnis des
Armbands kommt. Das liefert natürlich einen
Konflikt, in dessen Verlauf sich alles etwas
wunderlich darstellt: Goofy lässt sich einfach
herumschubsen, bis Micky dazukommt und die
Situation löst, in dem er einen Esel dazu
bringt, mit einem einzigen Mal Ausschlagen drei
Männer auszuknocken. Dann tappt man noch in eine
billige Falle und wird gerettet, weil die
Naturgesetze plötzlich nicht mehr gelten. Ende
der Geschichte.
Inhaltich totaler Murks, die Charaktere sind mal
so überhaupt gar nicht getroffen und erwecken
den Eindruck, dass Autor Paul Halas noch niemals
eine Maus-Story gelesen hat (naja, oder zumindest
nur welche aus dem eigenen Haus seit Beginn der
Kurzhosen-Ära), die Zeichnungen von Miguel sind
gewohnt grob. Das beste an der Story ist ein
Asterix-Zitat auf der zweiten Seite, danach
ärgert man sich nur noch.
Geld vernichtet Integrität
Dann
beginnt der Reigen der italienischen Storys, die
dieses Mal fast alle durch irgendwelche groben
Logikfehler auffallen, die auch so auffällig
sind, dass sie einem das Lesevergnügen zumeist
verleiden.
Los geht's mit dem Irgendometer.
Zufällig hat Daniel Düsentrieb eine Maschine
erfunden, die bestimmen kann, wielange eine
Quelle, aus der ein bestimmter Gegenstand stammt,
noch existiert. So zumindest wird's erklärt.
Dagobert nutzt das aus, um vor Geschäften zu
prüfen, wielange das Objekt der Begierde noch in
Betrieb sein wird und wird dadurch noch reicher
als ohnehin. Die extremen Auswirkungen dieses
Vorteils, die auftreten, erschließen sich mir
zwar nicht, aber gut. Befremdlicher ist ohnehin,
was die Maschine sonst noch so produziert.
Verwirrend ist zum Beispiel, dass eine
Schraubenfabrik noch (mindestens)
1.850.900.041.870.143.790.148.041 Minuten
existieren wird - das sind mehr als 3,5
Trillionen Jahre. Außerdem geht das Gerät am
Ende kaputt, weil eine von Dagoberts Münzen
hineingeworfen wird und es dann plötzlich nicht
mehr die Langlebigkeit der Quelle anzeigt,
sondern wie lange sie im Besitz Dagoberts bleibt.
Sind wohl mehr als 3,5 Trillionen Jahre, denn die
Zahl überfordert das Maschinchen. Solche
gravierenden Fehler zerstören die an sich nette
Idee vollkommen. Auch Luccis Zeichnungen sind
bestenfalls als solide zu bezeichnen.
Bei
der obligatorischen Phantomias-Geschichte Schwarze
Hand über Entenhausen ist nicht klar,
ob die Übersetzung oder die Story selbst
mehrmals grob patzt - in jedem Fall gibt es auch
hier wieder massig Fehler. Zum Beispiel wird ein
Ereignis, das mehrere Tage zurückliegt zeitlich
als "gestern" eingestuft. Die
Geschichte selbst berichtet von einem Schurken,
der Gebäude mittels eines Strahlers in eine
andere, "dunkle" Dimension befördert,
in der die Zeit langsamer vergeht, um sie dort in
aller Ruhe auszurauben. Nette Idee, aber wieder
mal nicht zuende gedacht. Aus irgendwelchen
Gründen verlieren Menschen, die sich in diesen
Gebäuden befinden, das Bewusstsein und liegen
dann rum, bis das Gebäude in die angestammte
Dimension zurückkehrt. Erklärt wird das nicht.
Auch nicht, wieso das bei Phantomias nicht so
ist. Der gelangt so nämlich auch in die dunkle
Dimension um sich dort in ein paar Action-Szenen
mit dem Bösewicht rumzuprügeln und am Ende
alles wieder ins Lot zu bringen. Die eigentliche
Handlung hat keine Überraschungen parat - alles,
was auffällt, sind Fehler und schlampiges
Durchdenken der eigenen Story.
Singen fördert den Gemeinschaftssinn
Aus
Italien stammt aber auch die beste Story des
Bandes. Geschrieben von Rodolfo Cimino und
gezeichnet von Giorgio Cavazzano ist Besserung
in Sicht. Durch ein ausgeklügeltes
Programm friedliebender Einsiedler sollen allen
Einbrechern ihre bösen Gedanken ausgetrieben
werden - das glückt auch weitgehend, einzig die
Panzerknacker müssen nochmal besonders gebannt
werden. Das aber misslingt, so dass ihnen ein
paar böse Gedanken bleiben... Eine sehr gute
Idee über die Resozialisierung der
Strafgefangenen wird hier von Cavazzano mit
tollen Zeichnungen in Szene gesetzt. Dazu weiß
Cimino einige klasse Gags unterzubringen,
insbesondere im ersten Teil der Story, der die
Mittel und Wege der Einsiedler beschreibt, Gauner
wieder zu rechtschaffenen Leuten zu machen. Die
Story ist eigentlich die einzige des Bandes, die
wirklich zu überzeugen weiß - sie fesselt den
Leser und sorgt gleichermaßen für die nötigen
Lacher. Ein Lichtblick ;)
Danach
geht das Niveau wieder runter: Dagobert schwebt
ein Hinterlistiger Tausch vor.
Da er offenbar hinter Gundel Gaukeleys Pläne
gekommen ist (wie, wird leider nicht erwähnt -
ohne das Wissen wäre aber nix zu erklären, was
geschieht), schiebt er ihr statt des
Glückszehners Butler Baptist unter. Den benutzt
Gundel dann, um Dagobert zu erpressen, während
Baptost derweil bei Gundel putzt und den Haushalt
schmeißt. Dabei wird "zufällig" auch
die gesamte Zauberausrüstung unbrauchbar gemacht
- Gundel schickt Baptist zurück. Eine
unverbrauchte, frische Idee, die in der Umsetzung
leider etwas zu kurz geraten ist. Dennoch weist
die Story einige starke Momente auf und weiß
daher zumindest phasenweise zu überzeugen. Di
Vitas Zeichnungen sind aber leider nicht mein
Ding, so dass die Optik mein persönliches
Vergnügen etwas getrübt haben.
Daniel hat's erfasst
Auch
eine der besseren Storys des Bandes ist Glückspilze
unter sich. Gustav trifft auf einen
anderen Glückspilz aus Schwanburg, die sich
beide für die größten Glückskinder halten.
Also wird ein Wettbewerb installiert - als wäre
es nicht klasse genug, immer Glück zu haben ;)
Es geht darum, in einer bestimmten Reihenfolge
exakte Geldbeträge zu finden - keine Frage, dass
das beiden gelingt. Schönheitsfehler hat das
aber auch wieder - so springt dem Schwanburger
Glückspilz ein Knopf von der Jacke ab (der ihn
dann zu 100 Talern führt), leider hat dessen
Jacke aber gar keine Knöpfe. War dann wohl ein
Riesenglück...
Überhaupt hat der fremde Kontrahent offenbar
mehr Glück: Während Gustav zwar den Wettbewerb
gewinnt, wird jener der reichste Mann der Welt,
da ein unfassbarer Diamant aus dem All vor seinen
Füßen niedergeht. So spielt das Leben manches
Mal!
Eine an sich unverbrauchte Idee von Nino Russo,
dazu passable Zeichnungen von Danilo Barozzi
lassen auch diese Story wieder im grauen
Mittelmaß versinken. Zu mehr reichen Ideen, Gags
und Zeichnungen einfach nicht aus - aber
immerhin.
Eine
reine Düsentrieb-Story folgt mit Eine
vielseitige Erfindung. Weil der
zuständige Beamte im Patentamt frühzeitig
Feierabend macht und in den Urlaub fährt,
verfolgt Daniel ihn mit Hilfe einer Erfindung -
genau der nämlich, die er patentieren lassen
wollte. Die besteht zwar nur aus 4 kleinen
Gegenständen, aus diesen lässt sich aber alles
mögliche zusammensetzen. Man möchte sie als
überraschend vielseitig bezeichnen. Natürlich
gelingt es dem cleveren Erfinder, den Beamten
einzuholen und sich sein Patent zu sichern.
Einige witzige Ideen sorgen dafür, dass diese
Story, die aus der Feder von Marco Meloni stammt,
insgesamt gelungen ist. Vor allem die Zeichnungen
(auch von Meloni) wissen zu überzeugen und
passen hervorragend zu seinem eigenen Skript.
Nach der Cavazzano-Geschichte ist diese wohl die
zweitbeste des Bandes - ohne dabei aber wirklich
gut zu sein. Einige nette Gags in schöner
Atmosphäre reichen dazu schon völlig aus.
Juchu, eine Reise! Ein Grund, sich zu
prügeln!
Den
Abschluss liefert dann wieder Egmont mit einer
Story von Rune Meikle, der in keinster Weise an
die fulminante Geschichte des Vormonats
anknüpfen kann, die von Bancells umgesetzt
worden ist. Die Story heißt Krokodile
und Kakaobomben, was recht passend ist,
da es auch genau darum geht. Auf der Suche nach
einem Diamanten reisen die Ducks in einen
entlegenen Sumpf, die Panzerknacker verfolgen
ihre Lieblingsopfer. Donald, der in einer
Schokoladenfabrik arbeitet, schleppt einen Koffer
voller Pralinen mit sich rum, die er Kakaobomben
nennt und nutzt jede freie Sekunde, um einige
davon zu verspeisen (oder sie anderen Leuten zu
geben). Während (aus unerfindlichen Gründen)
seine Familie davon Schwächeanfälle erleidet,
schmecken die Süßigkeiten vor allem den
Krokodilen in den Sümpfen sehr gut, so dass man
mit diesen anbandeln kann. Und mit ortskundigen
Führern kommt man natürlich leichter an den
Diamanten. Auch die Panzerknacker lassen sich mit
einem Haufen Krokodilen natürlich gefügig
machen. Die Story wirkt konstruiert und wenig
glaubwürdig, auch wegen einiger Logikfehler, und
kann dadurch wenig Spaß vermitteln. Verstärkt
wird dieser Eindruck durch die Zeichnungen von
Bancells, die in jeder Sekunde Aggressivität
versprühen und damit dafür sorgen, dass man
sich an viele, viele schlechte
Abschlussgeschichten des LTBs erinnert fühlt -
eine Reihe, in die dann auch diese hineinpasst.
Ein passender Abschluss für eni insgesamt
schwaches LTB.
ÜBERSICHT:
-
Unter Rittern! (S: T.LaBan / Z: M.Fecchi / D
2005-122)
- Auf Goldsuche in El
Sonstwo (S: P.Halas / Z: Miguel / D 2001-114)
- Das Irgendometer (S: S.Cabella / Z: A.Lucci / I
TL 2596-6)
- Schwarze Hand über Entenhausen (S: D.Fasano /
Z: L.Leoni / I PK 53-2)
- Besserung in Sicht (S:
R.Cimino / Z: G.Cavazzano / I TL 2606-7)
- Hinterlistiger Tausch (S:
G.Perini / Z: G.Di Vita / I TL 2611-3)
- Glückspilze unter sich (S: N.Russo / Z:
D.Barozzi / I TL 2575-2)
- Eine vielseitige Erfindung (S+Z: M.Meloni / I
TL 2518-5)
- Krokodile und Kakaobomben
(S: R.Meikle / Z: Bancells / D 2003-175)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau:
Italienischer 08/15-Kram
von Carsten Spitz, März
2007
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