Zehn
Geschichten erwarten den Leser dieses Mal im LTB,
darunter ist auch noch ein Einseiter - das führt
also zu "nur" neun verbleibenden
Geschichten. Ursächlich für diese recht geringe
Zahl sind erwartungsgemäß Egmont-Produktionen.
Drei sind es an der Zahl und 106 Seiten umfassen
sie gemeinsam, die Titelstoy ragt dabei mit 42
Seiten heraus.
Erfreulich ist, dass die Redaktion eine
Uralt-Story von Scarpa ausgegraben hat - fast 40
Jahre musste sie auf eine Veröffentlichung in
Deutschland warten. Insgesamt bestätigt sich der
leichte Aufwärtstrend der letzten Monate, auch
wenn der Gesamteindruck eher wechselhaft ist.
Mal wieder wenig begeisternd ist das Cover. Zwar
fußt es dieses Mal auf einer durchaus guten Idee
und wirkt auf den ersten Blick ganz ansprechend,
aber bei genauerem Hinsehen erblickt man doch
wieder die vom Standard-Cover-Zeichner lieb- und
detaillos dargestellen Figuren, die die schöne
Ursprungs-Idee hintertreiben.
Wie (fast) jeden Monat kann man also feststellen,
dass das Cover ja nur die Verpackung ist, auf die
man nichts geben muss, wenn der Inhalt passend
ist. Schönheitsfehler - aber in Masse produziert
können auch die einen wirklich negativen
Eindruck hinterlassen.Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
wieder online äußern, eine Umfrage steht wieder
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Das Feuer im Kampf gegen die Wildnis
Festzuhalten
ist von vornherein, dass es keiner einzigen Story
gelingt, restlos zu überzeugen. Jede Geschichte
liefert den ein oder anderen Kritikpunkt - mal
gravierender, mal weniger schwerwiegend. Dennoch
reicht es durchaus zu einigen Lesetipps: Als
beste Storys des Bandes sind vor allem Der
Ruf des Abenteuers und Zechinen
aus Kürbien zu nennen.
Erstere liefert eine Crossover-Geschichte mit
Micky und Donald, die gemeinsam als Goldgräber
in Alaska landen. Zentraler Makel ist hier die
Story an sich, in der Donald und Micky einfach
und grundlos gemeinsam in Alaska leben, ohne
einen Kreuzer in der Tasche oder eine
nennenswerte Perspektive. Zwei Landstreicher
allein in der Wildnis. Lässt man sich auf diesen
Ansatz allerdings ein, kann man eine schöne
Geschichte lesen, die vor allem durch die
großartigen Zeichnungen von Cesar Ferioli
brilliert. Jederzeit Herr der Lage und als
Zauberer der Atmosphäre schickt Ferioli den
Leser zu den Protagonisten in die wilden Weiten
des hohen Nordens. Die Story selbst wird
weitgehend routiniert erzählt und verbindet die
üblichen Motive der Goldrausch-Geschichten, von
Eis und Schnee über Bären in düsteren Höhlen,
den legendären, unentdeckten Schatz, den
schurkischen Goldgräber vom Nachbarclaim, die
Turtelei mit einem Mädchen aus dem Städtchen
und dem geheimnisumwitterten Wesen, das draußen
umgeht und für Angst und Schrecken sorgt. Das
Verhalten insbesondere von Micky gegenüber
Donald wirkt dabei ein wenig eigentümlich, der
Mäuserich befördert sich selbst in die Rolle,
die eigentlich Dagobert zustehen würde, der
seinen Neffen auf einer Schatzsuche schikaniert.
Dennoch treten Mickys eigentlichen Charakterzüge
auch mehrmals zutage, so dass die Story mit
Dagobert in keinster Weise funktioniert hätte.
Die Auflösung des Rätsels um das wilde Wesen
(ein Waldschrat in diesem Fall) kommt ein wenig
mit dem Holzhammer daher, aber insgesamt ist die
Geschichte recht gut erzählt und kann, wie
gesagt, vor allem mit den exzellenten Zeichnungen
punkten.
Auf einer anderen Ebene sehr unterhaltsam ist
Gentinas Zechinen-Geschichte. Auf der Suche nach
seltenen Münzen begeben sich Donald und Dagobert
in einen fernen Zwergstaat - dort landen sie
allerdings im Chaos. Es gibt die absonderlichsten
Gesetze, an die man sich jederzeit halten muss.
Auch dass man fremd ist, schützt dabei vor
Strafe nicht. Die einzelnen Gesetzideen sind
dabei teilweise unfassbar absurd und sorgen damit
für einige Lacher und damit auch für die mit
Abstand heitersten Momente des gesamten Bandes.
Die Auflösung, ein wildgewordener
Rechts-Computer, erinnert ein wenig an den
legendären RASTERAX 2000, spielt
aber keine zentrale Rolle. Positiv ist aber, dass
Gentina auch hier noch einige schöne Gags
untergebracht hat - insgesamt ist einfach zu
bemerken, dass eine sehr schöne Gagstory
vorliegt, die auf unterschiedlichen Witzebenen
punkten kann und die Stimmung des Lesers stets
oben hält. Auch die Zeichnungen von Altmeister
Chierchini passen da sehr gut ins Bild und machen
das Ergebnis zu einem harmonischen Ganzen.
Arger Ärger
Leider
war es das aber auch schon Lesetipps - alle
anderen Storys können wirklich nur in
Teilbereichen überzeugen, wenn überhaupt.
So beruht Fragwürdige Freundschaft
auf einer erstklassigen Idee: Gustav neidet
Donald, dass dieser der beste Freund von
Phantomias ist und will sich daher beim Helden
einschmeicheln und versucht, sich in der Presse
als Kumpel des Maskierten auszugeben. Auch
Deianas Zeichnungen sind überraschend gut, so
dass man am Anfang wirklich glaubt, die beste
Geschichte des Bandes zu lesen. Die Idee ist
ungewöhnlich, die Gags zünden, die Zeichnungen
sind klasse - dann aber folgt das große Aber:
Gerade hat Gustav es geschafft, als guter Freund
dazustehen, als die Geschichte plötzlich
aufhört. Zack, rumms, aus die Maus. Man entdeckt
ein kleines "Ende" unten rechts und das
war's. Ein absolut enttäuschendes Ende, das die
großartige Idee einfach verschenkt. Sehr, sehr
schade drum.
Nett ist auch die Idee, die in Das große
Picknick präsentiert wird. Donald will
- als Phantomias - seinem Lieblingsfeind Gustav
eins auswischen und beschießt ihn daher mit
einem "Schusselstrahler", der Gustav
für eine Weile zu einem Tollpatsch macht. Es ist
spaßig, anzusehen, wie der Guteste sich mit
Missgeschicken durchs Leben schlägt. Einige Gags
zünden, andere weniger - vor allem aber fehlt
ein richtig tragendes Element, um diese Story zu
einer wirklich guten zu machen, so bleibt sie
doch eigentlich nur eine Ansammlung von
Missgeschicken. Und auch, dass Fortuna sich ihr
Lieblingsopfer so leicht stiebitzen lässt, wirkt
ein wenig verwunderlich.
Die Ulknudel ist ein Einseiter, in dem es um
Marathon und eine Stoppuhr geht - nicht besonders
komisch.
Unvorsicht, dein Name ist Glück
Außerdem muss natürlich Scarpas Der
Held von Entenhausen erwähnt werden.
Auch wenn die Zeichnungen des Altmeisters gewohnt
überzeugend daherkommen und die Story gleich auf
ein anderes Niveau heben, kann man letztlich doch
nachvollziehen, dass es fast 40 Jahre gedauert
hat, bis sie ihren Weg nach Deutschland gefunden
hat. Paveses Plot ist einfach schwach - nur
wenige der Gags zünden, die erzählte Geschichte
ist gleichermaßen flach wie vorhersehbar.
Teilweise wirkt sie unlogisch, vor allem aber
gelingt es ihr einfach nicht, den Leser besonders
in ihren Bann zu ziehen. Grundsätzlich freut man
sich natürlich über jede Scarpa-Story, die den
Weg nach Deutschland schafft, so auch über
diese, und sie zählt insgesamt auch zu den
besseren Geschichten des Bandes, zu Jubelstürmen
aber gibt sie wahrlich keinen Anlass.
In
die 08/15-Kategorie schaffen es dieses Mal 2
Geschichten: In Neptuns Rachen
und Von dezent bis aufdringlich...
Immerhin nur zwei ;)
Das Ende der Egmont-Maus ist ein Anfang
Zwei
Schwachpunkte hat das LTB leider auch wieder zu
bieten, beide stammen aus dem Hause Egmont - es
sind, welch Wunder, die Abschlussgeschichte Lachen
will gelernt sein und der
Micky-Solo-Aufritt in Keine kleine Sache!.
Bei der Maus kommen, wie gewohnt, eine
hanebüchene Geschichte (dieses Mal geht es
darum, dass Micky verkleinert wird und eine Weile
in einem Ameisenstaat lebt, der sich, als sein
Lebensraum bedroht wird, vergrößern lässt und
versucht, mit Gewalt für persönlichen Freiraum
zu sorgen) und wenig erquickende Zeichnungen
zusammen. Es gibt reichlich Gewalt, dafür aber
wenig erzählerische Klasse - wie man es halt so
kennt.
Beim Finale des Bandes kann man froh sein, dass
zumindest nicht die gewohnte Länge vorliegt,
sondern die Story mit 29 Seiten auskommt. Es
kommt (mal wieder) zu einer Verwechslung, dieses
Mal zwischen Donald und einem Gangsterboss. Beide
erzählen gerne schlechte Witze, nur tut Donald
das nun unbewusst vor einem Haufen Krimineller,
während der Fiesling bei einem Talentwettbewerb
auftritt. Bancells' Zeichnungen versprühen
wieder eine latente Aggressivität, während die
eigentliche Geschichte flach ist und keinerlei
Überraschungen aufweist. Das ist zwar besser als
bei der Maus, aber nicht viel. Es bleibt die
Hoffnung auf ein besseres Ende im nächsten Monat
;)
ÜBERSICHT:
-
Der Ruf des Abenteuers (S: P.+C.McGreal / Z:
C.Ferioli / D 2006-169)
- Fragwürdige Freundschaft
(S: R.Pesce / Z: S.Deiana / I TL 2621-1)
- Das große Picknick (S: C.Panaro / Z:
M.Gervasio / I TL 2573-7)
- Keine kleine Sache! (S:
P.+C.McGreal / Z: Gonzales / D 2003-188)
- Die Ulknudel (S:
A.Macchetto / Z: N.Tosolini / I TL 2366-03)
- In Neptuns Rachen (S:
R.Cimino / Z: A.Del Conte / I TL 2543-6)
- Der Held von Entenhausen
(S: O.Pavese / Z: R.Scarpa / I TL 683-A)
- Von dezent bis
aufdringlich... (S: B.Sarda / Z: D.Barozzi / I TL
2558-4)
- Zechinen aus Kürbien (S:
C.Gentina / Z: G.Chierchini / I TL 2603-6)
- Lachen will gelernt sein
(S: P.Hedman / Z: Bancells / D 2003-085)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau:
Italienischer 08/15-Kram
von Carsten Spitz, April
2007
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