Die letzten Monate mit dem LTB waren ja überwiegend sehr erfreulich und ein Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Tja, ein solcher Grund wird dieses Mal nicht geliefert. Das beste an dem Band ist noch, dass "nur" 8 Geschichten enthalten sind.
Das Cover: Hässlich. Vermutlich leuchtet's wieder im Dunkeln, das hab ich noch nicht ausprobiert. Das würde aber das grelle, klebrige Gelb erklären - dank dem man wneigestens die Gesichter der Protagonisten nicht allzu deutlich sehen kann.
Kann man sonst gern mal sagen: Das Cover ist zwar Mist, aber der Rest ist dann doch 'ne Klasse besser, scheitert man daran dieses Mal leider auch.
Keine einzige der acht Geschichten weiß nachhaltig zu überzeugen, dafür bieten alle wunderliche Ideen und seltsame Einfälle. Immerhin. Dreimal erleben wir dieses Mal wieder Egmont, leider waren alle guten Autoren wohl gerade im Urlaub. Und die fünf Geschichten aus Italien präsentieren sich zwar mit ungewohnten Einfällen, aber auch ausgesprochen durchwachsen.

Fangen wir mal mit Egmont an. Da durften sich dieses Mal die Duos Hedman/Fecchi, Gilbert/Bancells sowie das Trio McGreal/McGreal/Joaquin präsentieren.
Hedman und Fecchi haben dabei die Titelstory Neffen in Gefahr übernommen. Diese krankt vor allem daran, dass sie überhaupt nicht funktioniert. Wie bringt es einer der Neffen so wunderbar auf den Punkt? "Diese Geschichte besteht nur aus Zufällen." Ein kurzer Abriss: Tick, Trick und Track fallen mit ein paar alten Büchern im Gepäck vor einer Entenhausener Umgebungskarte hin, wobei eines der Bücher derart fällt, dass auf der offenen Seite ein Gemälde zu sehen ist, dass auf den Kopf gestellt genau wie die Karte aussieht. Man beschließt, seinen Feinden damit einen Streich zu spielen und eine Schatzkarte daraus zu basteln. Zufälligerweise trifft man damit aber exakt eine echte Schatzsuche. Wird Hinweis #1 noch durch eine Mischung aus Glück und Geschick entdeckt, findet man den zweiten, weil durch eine zusammenstürzende Mine ein Erdrutsch ausgelöst wird. Interessant ist auch, dass man sich die ganze Zeit darum Sorgen macht, dass die verstrichenen Jahre, insbesondere durch den Bau eines Staudamms, die Gegend zu sehr verändert haben. Und wo findet man am Ende den Schatz, durch die Karte angewiesen: Auf einer Insel im Stausee. Na dann.
Fecchi war auch schon mal besser in Form, aber die sehr gelungene Übersetzung bewahrt die Story vor der Einstufung als Flop.


Kaum zu glauben, aber wahr: Joaquin war hier am Werk

Das gelingt der absurd-skurrilen Micky-Story Das Ass im Ärmel leider nicht. Auf einer Wild-West-Revue sieht Micky einen Affen, der absolut fehlerlos mit Pistolen schießen kann. Er trifft jedes beliebige Ziel millimetergenau, egal ob beweglich oder fest. Micky hat sich derweil die Eigenschaft angeeignet, gewöhnliche Spielkarten derart schnell zu werfen, dass man damit Äpfel zerteilen kann. Während diese immerhin durch "hab ich von einem Magier gelernt" erklärt wird, wird auf eine Erklärung des Affen verzichtet. Der Affe wird dann von Trickdieben geklaut (wobei leider absolut nicht klar ist, was die mit dem Tier überhaupt wollen - erwähnt wird das Aufziehen einer eigenen Wild-West-Show. Is' klar.) und gerettet, indem Micky ihm eine Spielkarte als Schussziel so präzise hinterherschleudert, dass der Schuss nach dem Durchschlagen der Karte ein Seil durchtrennt, dass diverse an der Decke hängende Hirschgeweihe hält, die also auf die Bande herniederprasseln. Schade auch, dass Kugeln bis dahin nie eine Wirkung hatten, nachdem sie ihr Ziel erfasst hatten. In der Manege wird zum Beispiel auch in Schulterhöhe auf Spielkarten geschossen, ohne dass außer diesen etwas getroffen wird. Glück für die Zuschauer. Das Beste an diesem Machwerk sind, so wunderlich das klingt, noch die Zeichnungen von Joaquin, der sich bei der Darstellung der Ganoven offenbar von den italienischen Meister hat inspirieren lassen.

Egmont-Nummer Drei ist dann Einfach zu perfekt. Eine eigenartige Bezeichnung, ist an der Story doch selbst nur wenig perfekt. Donalds Vetter kommt zu Besuch, er ist ein perfekter Mensch, der alles kann, alles weiß und einfach ein Held ist. Er verdrängt damit Donald aus allen Bereichen von dessen Leben, was dieser erst auch mag, da ihm dadurch auch lästige Pflichten abgenommen werden. Aber da auch die angenehmen Teile des Lebens durch Ronald übernommen werden, versucht Donald, sich in sein Leben zurückzukämpfen. Am Ende empfinden alle den Ronald-Vetter als zu perfekt und ziehen es vor, mit und über Donald zu lachen. Ein Plot, der durchaus noch im Rahmen ist und einige interessante Ansatzpunkte bietet, leider aber umgesetzt von "Mister Aggressiv", Bancells, dem es wiederum gelingt, durch seine Zeichnungen jegliche Fröhlichkeit aus der Geschichte zu nehmen. Schade drum.

Italien liefert zwar keine Dutzendware, aber auch wenig Überzeugendes.
Donald zum Beispiel agiert in Auf Trab gebracht als Verkäufer bei einer Fernseh-Verkaufsshow - einfach nur, weil er gerade da war. Seine schwammige Beweihräucherung eines Objektes, dessen Zweck er selbst nicht kennt und auch nicht erzählt, motiviert alle Menschen, eben dieses Ding zu kaufen. Schade, dass dieser Handlungsschritt nicht motiviert ist. Die sind dann natürlich unzufrieden mit dem Ding, das sich als Gießkannenaufsatz entpuppt und jagen Donald durch die Gegend. Ein paar gelungene Anspielungen auf Verkaufssender sind enthalten, aber das war es dann auch schon.


Lustige Scherze sorgen für allerlei Kopfschütteln

Sehr viel besser machen es auch Gitta Gans und Kuno Knäul nicht - man fragt sich, ob an dieser Story nicht Alles nur ein Scherz ist. Die beiden versuchen, mit unbekannten Talenten und der Wiedergabe von Alltagskomik eine Comey-Show auf die Beine zu stellen, nachdem sie eine erfolgreiche solche Sendung Dagobert Ducks gesehen haben. Leider mündet das für den Leser in einem Potpourri ausgemacht schlechter Witze. Teilweise suche ich immer noch, wo die Pointe eigentlich hätte versteckt sein sollen (Beispiel: Wer hat den grünen Kaktus an die Steckdose angeschlossen? - Na, ich! Damit produziere ich Biostrom.). Auch wenn die Witze natürlich bewusst mies sind, sorgt das nicht für ein besondere Lesevergnügen - vor allem da sich die vorgeblich guten Witze nicht sonderlich davon abheben. (Beispiel: "Wenn ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, könnte das auf der anderen Seite der Erde einen Sturm auslösen. Das Problem ist nur, man weiß nie, wo der Schmetterling sitzt und kann dem Sturm daher nicht ausweichen." Wenn man mit dem Lachen fertig ist, möge man sich erinnern, dass das einer der guten Witze ist.) Am Ende sorgt dann die Ausstrahlung eines Videos von Dagobert Duck, für das dieser nicht um Erlaubnis gefragt wurde, noch für einen Eklat, leider aber nicht für Spaß.

Etwas spaßiger wird es dann bei der obligatorischen Phantomias-Story Ein dicker Hund. Wieso der dabei verwendet wird, bleibt zwar ein Rätsel, aber was soll's. Ein durch einen dummen Zufall ins Übermaß gewachsener Hund soll durch ein Gegenmittel wieder auf Normalmaß reduziert werden - dazu muss dieser das aber fressen. Und wie füttert man am besten einen 10 Meter großen Hund? Die Lösung ist so naheliegend wie einleuchtend: Mit Hundefutter. Gegenmittel reingepanscht, fertig. Aber die Hinleitung zur Handlung ist mit einem Klassentreffen recht nett, wenn auch wenig zielführend, einige passable Gags sind dabei. Dass das Ende dann wieder zum Davonlaufen ist (Dagobert Duck benutzt ein Video davon, wie der Hund beim Essen des Futters schrumpft, als Werbespot), tja. Zumindest für eine Flop-Bewertung reicht das nicht mehr.


Steineschmeißen allez!

Die beiden letzten italienischen Storys sind dann die besten des Bandes.
In der etwas abgedrehten Geschichte Planet des ewigen Winters erfindet Daniel Düsentrieb einen Magneten, mit dem sich jedes beliebige Ding anziehen lässt (bzw. wird der Magnet zu dem Ding gezogen). Damit gibt es eine heitere Rundreise durchs All auf der Suche nach Weltraum-Diamanten, die auf Planeten endet, auf dem immer Winter ist. Die etwas penetrante Art der dortigen Einwohner, sich durch kräftige Schläge auf den Rücken gegenseitig einzuheizen, ist das größte Manko der Story. Während die duckschen Diamanten hier als Brennstoff dienen und das Volk somit in ein neues Zeitalter des Frühlings bringen und somit auch mal wieder das gute Herz des alten Erpels demonstrieren, macht man sich mit leeren Taschen wieder auf den Weg nach Hause. Als Gagstory ist das Ganze ausgezeichnet geeignet, zahlreiche Witze tauchen teilweise wie aus dem Nichts auf und schaffen es auch gerne, zu zünden und wirklich für Erheiterung zu sorgen. Vor allem der Magnet ist für manchen Lacher gut, aber auch sonst ist die Gagdichte sehr erfreulich. Die beste Story des Bandes.

Am Ende wurde dann noch einmal - erfreulich, erfreulich - eine alte Cavazzano-Story ausgegraben, Kreative Klauattacken. Giorgio Pezzin entwickelt ein Szenario, in dem die Panzerknacker die Nase voll haben von den hochtechnisierten Angriffen auf dem Geldspeicher, und da auch Dagobert überfordert ist, beschließt man auf Anraten eines Arztes, in die technische Urzeit zurückzukehren. Dagobert schafft alle Sicherheitsvorkehrungen ab, während die Panzerknacker dafür auch nur noch primitive Mittel verwenden dürfen. Eine durchaus spaßige Idee, aus der aber in der Umsetzung wohl deutlich mehr herauszuholen gewesen wäre. Die Geschichte läuft so vor sich hin, ohne wirklich erinnerungswürdige Szene zu bieten oder für einen großen Aha-Effekt zu sorgen. Es handelt sich um eine der schwächeren Storys des illustren Duos Pezzin/Cavazzano, die aber die meisten anderen Geschichten des Bandes immer noch problemlos weit hinter sich lässt und sich auf der Band-Rangliste auf dem zweiten Platz wiederfindet.

ÜBERSICHT:

- Neffen in Gefahr (S: P.Hedman / Z: M.Fecchi / D 2007-027)
- Das Ass im Ärmel (S: P.+C.McGreal / Z: Joaquin / D 2005-229)
- Auf Trab gebracht... (S: F.Vitaliano / Z: F.Mancuso / I TL 2606-2)
- Alles nur ein Scherz (S: M.Muzzolini / Z: S.Camboni / I TL 2631-6)
- Ein dicker Hund (S: S.Tulipano / Z: L.Leoni+E.Negrin / I PK 56-1)
- Planet des ewigen Winters (S: A.Macchetto / Z: D.Barozzi / I TL 2635-6)
- Einfach zu perfekt (S: M.Gilbert / Z: Bancells / D 2004-149)
- Kreative Klauattacken (S: G.Pezzin / Z: G.Cavazzano / I TL 1070-A)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau: Italienischer 08/15-Kram

von Carsten Spitz, September 2007