Zu
40 Jahren Heiterkeit mit 40 Jahren LTB spendiert
Ehapa 40 Seiten (naja, eigentlich 50) extra.
Außerdem gibt's ein Variant-Cover - silbern oder
golden glänzt und glitzert der Band dem
geneigten Leser im Laden entgegen. Es wurde auch
eigens für diese Ausgabe der Titelschriftzug
geändert, eine dicke 40 stellt mit dem Zusatz
"Jahre" die erste Zeile dar, das
"Lustige" wurde in die zweite Zeile zum
Taschenbuch abgeschoben. So kann's gehen.
Ansonsten turnt Donald mal wieder frohgelaunt auf
dem Cover herum und versucht, sich irgendwie aus
einer Schleife herauszuwinden, in die er
hineinfabriziert wurde. Naja.
Zum Inhalt ist zu allem sagen, dass der Trend
anhält, dass regelmäßig alte Geschichten
abgedruckt werden. Das ist sehr erfreulich und
sorgt auch dieses Mal für die Höhepunkte des
Bandes. Trotz der Zusatzseiten gibt es nur zwei
Egmont-Storys - von Fecchi und erfreulicherweise
mal wieder Pasquale. Bei den Italienern ist das
Niveau derweil eher durchwachsen - aber da es
auch nach oben geht, sei das verziehen ;)Sehr
interessant ist die Jubiläumsgeschichte Es
war genau vor 40 Jahren, die das Thema
des Geburtstages anhand des 40.Jahrestages der
Trennung der Musikgruppe "Die Käfer"
(sehr offensichtlich: The Beatles, auch wenn das
dann nicht so ganz passt mit den 40 Jahren)
aufgreift. Die Story an sich ist zwar eher mau
und bietet wenig Überraschendes, aber die am
Rande eingesponnenen Anspielungen auf die Beatles
und die ausgehenden 60er Jahre vor allem am
Anfang der Story sorgen dennoch für Lesefreude -
hier durfte sich auch Fecchi kreativ austoben.
Paul McCartney erkennt man auch in Entengestalt
sofort. Dass ausgerechnet der einzige
"echte" LTB-Jubiläums-Bezug in die
Wicken geht und das Cover von "Der
Kolumbusfalter" im Comic einen roten
Hintergrund aufweist, ist eigentlich nicht
verzeihbar. Und so sorgt dieser Fauxpas gemeinsam
mit der lahmen Geschichte an sich auch dafür,
dass die Story nicht über Mittelmaß hinauskommt
- trotz des äußerst interessanten Anfanges.
Käfer, singend und gefeiert
Und
genau das hat sie dann auch mit der anderen
Egmont-Story gemeinsam, Lang lebe König
Donald!. Hier erleben wir, wie Donald
durch eine zufällige Wahl zum neuen Herrscher
Mirabella gekürt wird, da der dort verstorbene
Herrscher leider keinerlei Verwandte egal
wievielten Grades hatte. Also wird ein neuer
König aus der Weltbevölkerung ausgelost -
Glück gehabt, Donald ;)
Das klingt leicht absurd, ist es auch. Ebenso wie
Donalds Ansinnen, als König nur noch seine
Untertanen ausbeuten zu wollen. Das passt so gar
nicht zu unserem Erpel und geht auch voll in die
Hose. Sehr schön sind aber die Zeichnungen von
Pasquale und die in Mirabella agierende,
kriminelle Untergrundorganisation "Gegner
ewiger Zepter" (G.e.Z.). Ich hoffe Ehapa hat
sich da vorher rechtlich abgesichert, ansonsten
ist mit einer Abmahnung von unseren
gebührenereinziehenden Freunden wohl zu rechnen
;). Dank einiger gelungener Wortspiele und
durchaus netter Gags wird die eher maue Story
noch hinreichend angehoben, um eine nette
Unterhaltung zu bieten - wenn auch keine, an die
man sich lang erinnern dürfte.
Das
dürfte eher bei den beiden alten Storys
gelingen, die in diesem Band Verwendung gefunden
haben, die 59 Seiten lange
de-Vita-Phantomiasstory Der
Millionentaler und die uralte
Scarpa-Story Der Wesir von Weia-Weia
(erstveröffentlicht 1962).
Der Rächer ist wieder auf Tour
Der
Millionentaler ist im Stil der vor allem in den
LTBs um Band 130 herum auftauchenden
Phantomias-Geschichten gehalten und ist daher in
der Lage, da Erinnerungen zu wecken. Die
Zeichnungen de Vitas überzeugen auf der ganzen
Linie und die Story lebt vor allem davon, dass es
sich hierbei nicht um Phantomias als Superhelden,
sondern als Rächer handelt, der sich vor allem
gegen Onkel Dagobert auflehnt. Sehr angenehm.
Dass einige inhaltlichen Verwicklungen nicht so
ganz nachzuvollziehen sind, kann man
verschmerzen, da die Geschichte insgesamt einfach
großen Spaß vermittelt. Auch die für heutige
Verhältnisse epische Länge ist absolut
angemessen und sorgt dafür, dass man sich
niemals über irgendwelche überhasteten
Entwicklungen ärgern muss, sondern dem Geschehen
in Ruhe folgen kann. Insgesamt ist die Geschichte
eine der besten des Bandes - vermutlich die
zweitbeste hinter der noch älteren von Scarpa.
In dieser geht es darum, dass Dagobert auswandert
und sich in einem winzigen Staat zum
Staatsoberhaupt wählen lässt, um Steuern zu
sparen. Die wunderbaren Zeichnungen des frühen
Scarpa vermitteln eine ungeheure Freude am Comic
und sind der größte Pluspunkt einer Geschichte,
die auch inhaltlich überzeugende Argumente
liefert. Es geht um das unkluge Verhalten der
Selbstsüchtigen und die Konsequenzen, wenn die
von ihm Abhängigen eine bessere Alternative
ausgemacht zu haben glauben. Eine lustige
Geschichte, in der Gags zeichnerisch wie textlich
sprudeln und die dazu noch so was wie eine Moral
liefert - in heutigen Zeiten quasi undenkbar,
zumal auf einem hohen Niveau. Wo Scarpas frühe
Zeichnungen allein fast schon ausgereicht
hätten, um die Story empfehlenswert zu machen,
sorgt diese hierbei problemlos für das Übrige
und dafür, dass die mit weitem, weitem Abstand
beste Geschichte des Bandes präsentiert wird.
Ich wünsche mir noch viel mehr alte Geschichten
;)
Grübelnd geht die Welt zugrunde
Leider
fällt durch diesen direkten Kontrast noch sehr
viel mehr auf, um wieviel schwächer die
italienischen Disney-Comics aktuell geworden
sind.
Wir erleben eine Düsentrieb-Kurzgeschichte mit
einem ganz amüsanten Ansatz (ein Roboter, der
alle je verlorenen Gegenstände wiederfindet),
die unter wenig ansehnlichen Zeichnungen von
Migheli leidet und außerdem eine Schlusspointe
liefert, über die man erst lange grübeln muss,
um sie dann als ebenso unkomisch wie absurd
abzuhaken - wir erfahren nämlich, dass Leute,
die nichts mehr verlieren, nichts mehr essen
müssen. Quasi ein menschliches Perpetuum mobile
;)
Dagobert wird derweil vom Bauamt aus seinem
eigenen Geldspeicher geworfen, da dieser
angeblich bauliche Mängel aufweist. Der kluge
Mann will natürlich kein Geld für eine neue
Unterkunft ausgeben und schnorrt sich durch die
Gegend und zieht bei allen Verwandten für eine
Weile ein - eine meist eher kurze Weile, da er
sich nirgendwo wohlfühlt. Am Ende landet er bei
Gitta und ist ausgerechnet dort bereit, die
Umstände zu ertragen. Soso. Die netten
Gottardo-Zeichnungen können bei einer derart
wunderlichen Geschichte auch nicht mehr viel
retten.
Immerhin die Ideen sind aber neu. Das ist mehr
als die beiden letzten Storys des Bandes für
sich verbuchen können - übrigens genau die, die
auf die Extra-Seiten gepackt wurden. Das hätte
man sich also eigentlich auch schenken können.
In Dezente Berichterstattung
erleben wir mal wieder, wie Dussel zusammen mit
Donald Chaos anrichtet, in Die
Monster-Tuba von Transsylvanien eine
Schatzsuche Dagoberts. Beides ist gleichermaßen
uninspiriert und langweilig und man wieder ein
Anlass die blaue 08/15-Kategorie auszupacken.
Zudem versorgt Italien uns mit gleich drei
Einseitern, die allesamt nicht besonders komisch
sind - einer ist sogar extrem mies und schafft
eine Flop-Bewertung.
Wer hat denn da die Reißnägel auf die
Straße gekippt?
Auf
die beiden besseren der aktuellen Italo-Storys
soll aber auch noch hingewiesen werden: Da ist
einerseits die Micky-Geschichte Das
Rätsel der McDudelsäcks, andererseits
die Duck-Story Wettkampf der Onkel.
Beide Story haben gemeinsam, dass liebgewonnene
Charaktere wiederkehren, die man mehr oder
weniger lange vermisst hatte. Bei Micky ist das
Indiana Goof (der sogar wieder Angst vor einer
Entdeckung durch Doktor Krantz hat, wenn dieser
auch nicht auftaucht). Die Maus-Geschichte ist
dann auch wieder eine erfreuliche. Micky begibt
sich gemeinsam mit Goofys Vetter auf eine
Schatzsuche. Auch wenn diese mit 28 Seiten kurz
gefasst ist und man auch während der Story den
Eindruck hat, dass ein paar Seiten mehr ganz
sinnvoll gewesen wären, kann sie im Wesentlichen
überzeugen. Auf jegliche Nebenhandlungen musste
aber aufgrund der Kürze verzichtet werden, was
der Atmosphäre der Story abträglich ist und
insgesamt auch dafür sorgt, dass der Funke nicht
so wirklich überspringt. Manche Situation ist
etwas sehr plump aufgelöst, es fehlt die
Eleganz, um die Story auf ein höheres Level zu
heben. Aber immerhin bleibt guter Durchschnitt.
Bei den Ducks treffen wir auf Nachbar Schurigl,
der gemeinsam mit seinem Neffen Rupert gegen
Donald und dessen Neffen in einem
Seifenkistenrennen antritt. Die Story an sich ist
eher mau, lebt aber extrem von den gewagten
Zeichnungen Frecceros. Der Italiener pflegt einen
ungewöhnlichen, modernen Stil, der mit den
klassischen Ducks eines Barks wirklich gar nichts
mehr zu tun hat - damit sorgt er aber für einen
sehr angenehmen Farbtupfer und eine erfrischende
Andersartigkeit, die die Handlung um Klassen
aufwertet. Da auch in die insgesamt wenig
einfallsreiche Handlung ein paar nette Gags
eingewoben sind und die Zeichnungen ihr übriges
dazu tun, für Erheiterung beim Leser zu sorgen,
sehen wir hier die beste aktuelle Geschichte des
Bandes - auch wenn sie an Scarpa und an de Vita
nicht herankommt. Aber immerhin ;)
ÜBERSICHT:
-
Es war genau vor 40 Jahren (S: M.+L.Shaw / Z:
M.Fecchi / D 2006-348)
- Das Rätsel der McDudelsäcks (S:
G.Figus+B.Sarda / Z: M.Palazzi / I TL 2591-7)
- Dussels Luxuskutschen (S: R.Salvagnini / Z:
M.Frare / I TL 2369-02)
- Findefido und Findevogel
(S: G.Perini / Z: R.Migheli / I TL 2637-3)
- Der Millionentaler (S:
G.Martina / Z: M.de Vita / IS TL 1029-A)
- Lang lebe König Donald!
(S: P.+C.McGreal / Z: Pasquale / D 2004-003)
- Macht der Gewohnheit (S: B.Sarda / Z: L.Leoni /
I TL 2652-02)
- Ein unmöglicher Gast (S:
M.Muzzolini / Z: A.Gottardo / I TL 2644-2)
- Wettkampf der Onkel (S:
S.Badino / Z: A.Freccero / I TL 2645-6)
- Der Wesir von Weia-Weia (S: R.Cimino / Z:
R.Scarpa / I TL 352-A)
- So nicht, Herr Klever (S:
B.Concina / Z: M.Frare / I TL 2475-01)
- Dezente Berichterstattung
(S: C.Panaro / Z: V.Held / I TL 2518-2)
- Die Monster-Tuba von Transsylavanien (S:
R.Cimino / Z: A.Gottardo / I TL 2622-7)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau:
Italienischer 08/15-Kram
von Carsten Spitz, Oktober
2007
|