So
positiv wie der Gesamttrend der letzten Monate
war, der aktuelle Band ist ein klarer
Rückschritt. Und das, obwohl wiederum zwei
Storys aus dem Maus-Universum vertreten sind,
obwohl auch Cavazzano dabei ist. Die Perlen muss
man aber dieses Mal ganz woanders suchen.
Ganz bestimmt wird man sie aber nicht auf dem
Umschlag des Bandes finden. Man hat ja schon
viele missratene Cover in den letzten Monaten
gesehen, so dass man sich an diese auch erinnert,
wenn die letzten Titelbilder deutlich besser
waren. Dieses reiht sich bei den misslungenen
voller Elan mit ein. Ein Donald mit wimmernder
Angst vor einer Spritze drückt sich in einer
Ecke herum, auf der Rückseite sieht man den
Spritzeninhaber - dort erinnert die werte Dame
Krankenpflegerin aber mehr an King Kong als an
einen Menschen.
Insgesamt 11 Geschichten sind in diesem Band
enthalten, die längste ist gerade mal 32 Seiten
lang. Und doch muss man das italienische Allerlei
loben: Dieses Mal ist es klar besser als der Rest
(was auch dem Umstand geschuldet sein dürfte,
dass kein Klassiker Verwendung gefunden hat).
Das sagt uns ja schon ziemlich deutlich, was
dieses Mal von den Egmont-Produktionen zu halten
ist: Nichts.Übrigens gibt es auch das
erste Mal seit einiger Zeit wieder eine Online-Umfrage, in der
der Leser nach seiner Meinung gefragt wird.
Da
ist zuerst einmal die titelgebende Story Patient
Donald Duck, die im Wesentlichen daraus
besteht, dass Donald eine Krankheit simuliert, um
einer Aktion von Daisys Kaffeekränzchen zu
entgehen und daraufhin eine ausgesprochen
resolute Krankenschwester vorgesetzt bekommt, die
ihren Patienten lieber verdrischt als ihn zu
behandeln.
Die Shaws haben einen derart lächerlichen Plot
abgeliefert, dass nicht einmal Altmeister
Cavazzano auch nur das Geringste aus der Story
herausholen konnte. Die Story ist gewalttätig,
unlogisch und schafft es, auf der gesamten
Seitenzahl zum stetigen Kopfschütteln zu
animieren. Leider passiert das aber völlig ohne
ein Lächeln im Gesicht - es sei denn, man
flüchtet sich in Galgenhumor ob dieses
Machwerkes.
Kaum zu glauben, aber wahr: Hier war
Cavazzano am Werk
Das
Schlimme ist: Es wird kaum besser. In Fatimas
Oase erleben wir Micky als Kaschperl.
Professor Zweistein hat einen Oasomaten erfunden,
eine Maschine, die in der Wüste aus dem Nichts
eine Oase erschaffen kann. Leider wird sie ihm
von einer einsamen Wüstenfrau, die von einem als
Agent tätigen Dromedar begleitet wird, gestohlen
und man kabbelt sich eine Weile - Micky naiv und
unüberlegt, seine Widersacherin deutlich
überlegen. Das Blatt wendet sich erst, als sie
im Sand versinkt und sich daraufhin in Lust
auflöst, bis das Agenten-Dromedar sie wieder
einfängt. Das klingt alles reichlich abstrus und
so ist es auch - die Zeichnungen von Joaquin,
grobflächig und unter Verzicht auf jegliche
Hintergründe oder Details, machen das Ganze dann
auch nicht eben besser.
Außerdem
noch aus dem Egmont-Land dabei: Das ebenfalls
reichlich wunderliche Phantomias-Abenteuer Hypnotische
Bedrohung. Donald-Phantomias hat einen
Schurken geschnappt, der mit Hilfe einer Pistole
durch einfachen Knopfdruck einen jeden in
Sekundenschnelle hypnotisieren kann und diese als
Trophäe eingesackt. Nachdem er sich mangels
sozialer Kompetenz mit seinen Neffen angelegt hat
und er außerdem in etwa so vorsichtig ist wie
der berühmte Elefant im Porzellanladen,
entdecken diese sein Geheimnis. Da sie ihren
Onkel aber hassen und nicht sein Fan sein wollen
(wohl aber der Phantomias), nehmen sie einfach
die Hypnose-Pistole und lassen sich selbst all
das vergessen. In der Zwischenzeit hat sich auch
der Schurke wieder befreit und greift
Donald-Phantomias an, dem seine Neffen zur Seite
springen, um das Böse abzuwehren. Das klappt,
Glück gehabt. Sonst klappt in der Geschichte
aber leider nicht besonders viel. Logik muss man
ausgiebig suchen und wird selbst dann eher nicht
fündig, die Action-Szenen nehmen absolut
überhand und heitere Elemente wie Gags oder
Witze sind ausgesprochen rar gesät. Einzig die
Zeichnungen von Gonzales wissen teilweise zu
überzeugen - das war es dann aber auch schon.
Dreimal Egmont, dreimal Mist. Das klingt wie in
Zeiten, die man lange, lange überwunden geglaubt
hatte...
Hauptsache heiterer Gesang zum Mordversuch
Und
auch wenn das Licht dieses Mal rar gesät ist, es
ist zu finden.
Mit Esel unter sich liefern
Vitaliano und Intini eine exzellente Gagstory ab.
Der Inhalt in aller Kürze: Dagobert Duck und
Klaas Klever wollen ein Bild ausstellen und
werden bei dessen Maler vorstellig. Durch
Hinterlist der beiden Milliardäre hält er sie
für den jeweils anderen, so dass beide sich
selbst in den Dreck ziehen - bis ein völlig
unerwartetes Finale das Blatt vollkommen wendet.
Zeichnerisch hervorragend, die Gags passen
vollkommen und werden in ungeahnter Dichte
abgefeuert und mit einer fantastischen
Übersetzung ist diese Story definitiv die bei
weitem beste des Bandes und auch eine der besten
Gagstorys der letzten Jahre. Eine absolute
Leseempfehlung.
Die
zweite Maus-Geschichte hingegen weiß trotz eines
prominenten Aufstellung (Savini/de Vita) nicht
nachhaltig zu überzeugen. In Täuschung
ist alles wird ein Film über Indiana
Goof gedreht, der zu diesem Zweck einen
Totempfahl aus einem See bergen soll. Da er aber
erkrankt ist, wird Goofy als Double eingeflogen,
Micky ist natürlich auch dabei und Doktor Krantz
(prima, dass der dabei ist) verfolgt die ganze
Unternehmung, um bei Gelegenheit seinen Vorteil
zu ziehen. Krantz greift zum Mittel der
Entführung und will seine Kontrahenten
erpressen, lässt sich dann aber doch reichlich
leicht übertölpeln. Die Geschichte wird
irgendwie unfertig und nicht zur Gänze
durchdacht und bis zum Ende konstruiert, das
führt dann natürlich auch dazu, dass das
gewisse Etwas fehlt. De Vitas Zeichnungen sind
ansehnlich, aber von seiner Hochphase der 80er
Jahre weit entfernt - einige prima Gags und das
Auftreten von Indiana Goof, vollkommen richtig
charakterisiert, stimmen einen aber dann doch
versöhnlich - für Begeisterungsstürme reicht
das aber nicht.
Vetternwirtschaft
Neben
einem Einseiter (Unser aller Vorbild!),
in dem ich den Sinn und Witz noch immer suche und
bei dem ich wenig Hoffnung habe, dass ich ihn
noch irgendwann finde, sind noch fünf
italienische Kurzgeschichten von wechselhaftem
Niveau enthalten. Weniger wechselhaft ist das
Niveau der Seitenzahlen: 18, 20, 16, 29 und 22.
Die
beste dieser fünf Storys, die es als zweite des
Bandes zur Leseempfehlung schafft (wenn auch nur
so gerade eben) liefern Salati und Guerrini mit Ein
Zehner zum Glück ab. Gustav benötigt
unbedingt 10 Kreuzer, um einen Sahnebonbon an
einem Automaten zu kaufen, ein tägliches Ritual.
Er hat aber kein Kleingeld - und woher soll er
das bekommen, wenn er nichts kaufen kann, da er
durch sei Glück überall kostenfrei einkaufen
kann? Die Verwicklungen um Gustavs Unglück im
Glück sind wunderbar amüsant dargestellt und
haben in Guerrini auch einen sehr passenden
Zeichner gefunden. Tolle Gags bei den
Einkaufsversuchen samt verschrobenen Charakteren
sorgen für eine passende Atmosphäre und das
Happy End bleibt natürlich auch nicht aus - und
das auf eine durchaus überraschende und absolut
treffende Weise. Sehr schön.
Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen
Die
Dussel-Geschichte Überraschungsreisen
mit Dussel ist offenbar von Barks'
Knoblismus inspiriert. Hier entscheidet statt
einer Münze stets ein Würfel wie es weitergeht,
als sich Donald und Dussel auf eine Reise
aufmachen. Dussel ist hier überraschend
sympathisch und verfolgt seine Würfelidee
konsequent. Das liefert natürlich Nährboden
für allerlei Späße, die aber ein wechselhaftes
Niveau haben. Limidos Zeichnungen sind nicht so
mein Geschmack und so steht am Ende eine absolut
solide Gagstory mit einigen überraschenden
Momenten.
Kreativ
ist auch die von Sisti und D'Ippolito
konstruierte Story Entfaltete Dimensionen.
Daniel Düsentrieb hat ein Gerät erfunden, mit
dem sich zusätzliche Dimensionen nutzen lassen
(über Höhe, Breite, Länge hinaus), was zu
ungeahnten Mengen an Platz führt. Dumm nur, dass
das Gerät sehr klein ist und sofort seine
Wirkung verliert, wenn jemand den Stecker zieht.
Das birgt natürlich Stoff für allerlei
Explosionen durch Platzmangel... Man hat aber
sowohl Sisti als auch D'Ippolito schon in
besserer Form gesehen, am Ende steht eine tolle
Grundidee aus der auch durchaus etwas gemacht
wurde, aber der ganz große Wurf ist den beiden
eher nicht gelungen.
Relativ
belanglos sind die letzten beiden Storys. In Ein
glücklicher Schnappschuss wetteifert
mal wieder Donalds Pech mit Gustavs Glück,
dieses Mal in einem Fotowettbewerb. Ein paar
gelungene Gags bieten immerhin noch ein wenig
überraschende Momente.
Morgenstund hat Gold im Mund...
zeigt wie Dagobert für eine Fernsehshow
hereingelegt wird (einige seiner Geldscheine
haben ihren Nennwert verloren). Diese Story
wandelt nahe am Rand zum Rot, denn sie wirkt
zeitweise recht willkürlich und hat Dagobert
wenig passend charakterisiert - die reine
Aussage, dass all sein Geld wertlos ist, reicht
ihm samt ein paar Beispielscheinen, um das auch
zu glauben... Gerettet wird diese Story durch
einige ganz nette Gags beim Versuch, das
vermeintlich verlorene Geld zurückzubekommen.
ÜBERSICHT:
-
Patient Donald Duck (S: M.+L.Shaw / Z:
G.Cavazzano / D 2006-233)
- Fatimas Oase (S: S.Kinney / Z: Joaquin / D
2004-278)
- Morgenstund hat Gold im
Mund... (S: A.Palmas / Z: M.Mazzon / I TL 2455-4)
- Hypnotische Bedrohung (S:
A.Pihl / Z: Gonzales / D 2005-093)
- Ein glücklicher
Schnappschuss (S: S.Badino
/ Z: L.Molinari / I TL 2655-5)
- Täuschung ist alles (S: A.Savini / Z: M.de
Vita / I TL 2621-1)
- Ein Zehner zum Glück (S:
G.Salati / Z: F.Guerrini / I TL 2661-4)
- Entfaltete Dimensionen (S:
A.Sisti / Z: F.D'Ippolito / I TL 2669-1)
- Überraschungsreisen mit Dussel (S: C.Gentina /
Z: C.Limido / I TL 2664-3)
- Unser aller Vorbild (S:
A.Sisti / Z: L.Molinari / I TL 2316-04)
- Esel unter sich (S:
F.Vitaliano / Z: S.Intini / I TL 2669-6)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
Blau:
Italienischer 08/15-Kram
von Carsten Spitz, März
2008
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