Pünktlich zum Valentinstag gibt eine Entenedition, die ganz im Zeichen der Liebe steht. Ausgemacht schön gestaltet ist das Äußere dieses Mal, der ganze Band ist mit roten Rosen verziert, in der nur in Herzform gehaltene Löcher sind, um die Hauptdarsteller des Bandes, Donald und Daisy, und den Rückseitentext darzustellen.
Eine großartige Aufmachung, die ein prima Versprechen auf tollen Inhalt ist, und so ist es auch. Eine klare Kaumfempfehlung. Man vermisst aber durchaus auch eigentlich passende Elemente, so taucht zum Beispiel die Beziehung Dagobert-Gitta nur in einer Story auf, und auch in dieser steht die Liebe, eigentliches Hauptthema des Bandes, klar im Hintergrund. Auffallend auch, mal wieder, die Kürze der Geschichten. Obwohl insgesamt 336 Seiten zur Verfügung stehen, ist die längste Story nur 36 Seiten lang.

Den Auftakt bildet Ein furioser Abend, leider eine in jedes aktuelle LTB passende Story: Zwar beruht die Gesamtheit des Plots auf gemeinsamen Abendessen Donalds mit Daisy, aber eigentlich ist dies nur eine Rahmenhandlung, um Dussel eine Bühne zu bieten auf der er sein destruktives Talent ausleben kann. Und so wird nur wieder ein Feuerwerk an Dusselschen Fehltritten präsentiert, bei der er als Kellner in einem Edelrestaurant firmiert (das scheinbar keine Einstellungstests vornimmt und seine Sterne somit rasch verloren haben dürfte). Echter Inhalt ist praktisch nicht vorhanden und die Qualität der Zeichnungen lässt auch sehr zu wünschen übrig, als Auftakt hätte man sich wirklich etwas (um Klassen) besseres gewünscht.

Es folgt die mit 35 Seiten zweitlängste und auch eine der besseren Stories des Bandes, Der vertauschte Liebesbrief. Der eigentliche Plot ist rasch erzählt: Donald schreibt einen für Daisy gedachten Valentinsbrief und einen Schmähbrief an eine ihm unsympathische Firma. Leider verwechselt er die Umschläge, was dazu führt, dass Daisy sich verlassen fühlt und die Direktorin der Firma vermutet, Donald liebe sie. Eine klassische Ausgangsposition, die einiges an Potenzial zu bieten hat, und das wird auch weidlich genutzt. Erstklassige Zeichnungen und inhaltlich stimmig, und auch absolut zum eigentlichen Thema passend. Zwar bleiben überraschende Wendungen aus, aber das gehört zu einer kitschigen Liebesgeschichte ja weitgehend dazu :)

Vicky, eine Nachbarin von Oma Duck, plant ein Wiedersehen mit Viktor, ihrer Jugendliebe. Leider aber ist Vicky das, was man wohl als Landei bezeichnet, während Viktor ein angesehener Top-Manager ist, daher will Vicky sich ihrerseits besser präsentieren, um eine Chance zu haben, die Beziehung mit Viktor wieder aufleben zu lassen, wobei Primus zu Hilfe sein soll. Im ersten Teil ist die Story durch die Versuche des Imagewandels primär eine Gag-Story, bei der sich Vicky zwar bemüht, sich aber als ungeschickt zeigt, aber auch das ist durchaus lesenswert. Nach der Ankunft Viktors wird es dann die erwartete Romanze, die zwar auch wieder voll ins Klischee passt, aber dennoch angenehm zu lesen ist. Die zeichnerische Umsetzung ist zwar nicht herausragend, aber allemal gut und passt prima zur Story.

Alte Liebe rostet nicht: Nach langer Zeit kehrt Dagoberts Jugendliebe, Molly McGold, in die Stadt zurück, und dieser macht ihr prompt wieder den Hof. Die Story besteht zu etwa einem Drittel aus einer Rückschau auf die Vergangenheit, in dem der Werdegang der Beziehung, in einen Heiratsantrag Dagoberts mündend, gezeigt wird, und zu etwa zwei Dritteln aus den aktuellen Geschehnissen: Dagobert macht einen neuen Versuch, seine Liebe für sich zu gewinnen. Zwarstößt er auch auf Gegenliebe, aber seine Auserwählte möchte nur als (finanziell) gleichwertiger Partner eine Beziehung eingehen, und dabei keinerlei Hilfe annehmen, wodurch die Beziehung natürlich zum Scheitern verurteilt ist. Inhaltlich sehr nett, wobei auch die gefühlvolle Seite des alten Griesgrams Dagobert Duck sehr schön zum Vorschein gebracht wird. Sehr schön auch, dass es eine Hinleitung (über einen Konflikt Duck-Klever) zur eigentlichen Handlung gibt, so dass der Story Zeit gegeben wird, sich zu entfalten, sowas sieht man auch immer seltener... Dazu ist auch die zeichnerische Umsetzung großartig, es passt alles zusammen.

Leider fällt das Niveau nach drei stärkeren Stories wieder ziemlich in den Keller: Auf Gundel Gaukeleys Suchliste steht Der mächtigste Zauber der Welt, mit dem sie Dagobert den Glückszehner abknöpfen will. Leider bringt sie zwar die Rezeptur in Erfahrung, nicht aber, wie der Zauber wirkt, bis sie ihn ahnungslos ob dessen Wirkung einsetzt. Und der mächtigste Zauber der Welt ist natürlich die Liebe... Die Story ist leider sehr komprimiert und auf das Notwendigste beschränkt und Gundel Gaukeley wird, nicht zur Bandphilosophie passend, sehr unangenehm dargestellt, ausgesprochen aggressiv und mit starker Neigung zu sinnlosem Rumgebrüll. Das Ganze wirkt recht unausgegoren und bestenfalls als Ansatz brauchbar, keinesfalls aber als komplette, eigenständige Story. Einzelne gute Szenen können nicht über den insgesamt schwachen Eindruck hinwegtäuschen.

Und wesentlich wird das Niveau auch weiterhin nicht angehoben: Im Poker der Herzen scheint Daisy die Verliererin zu sein, denn Donald verliebt sich in ihre vom Glück verfolgte Cousine Gundi, was zu einer kurzen Beziehung führt, die aber jäh ihr Ende findet, als Gundi auf den wesensgleichen Gustav trifft. Aus irgendwelchen Gründen hebt sich ihr Glück aber gegenseitig auf und Donald wird nun zum Glückspilz, bis Gundi und Gustav sich trennen und alles wieder seinen gewohnten Gang geht. Die inhaltliche Grundidee scheint durchaus brauchbar und der eigentliche Plot ist auch recht gut gelungen, aber es gibt dennoch ganz entscheidende Schwachstellen. So wird Daisy, fast wie bei einigen Egmont-Künstlern um Bancells üblich, als aggressive, zur Gewalttätigkeit neigende Ziege dargestellt, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Donald anschreit, prügelt oder beleidigt, Gundi scheint eine komplett charkterlose, nur auf den eigenen Vorteil bedachte, berechnende Person zu sein und Donald lässt sich kommentarlos hin- und herwerfen. Auch zeichnerisch ist die Story alles anderer als großartig, wenn auch teils positive Strichführung zu sehen ist. Aber ein guter Plot allein reicht nun mal nicht aus.

Allwöchentlich wird am Strand Der König der Windsurfer gesucht, und in dieser Woche hat Daisy Donald und Gustav, die sie für zu unsportlich hält, zu Teilnehmern auserkoren. Während sich Donald bemüht, aber glücklos in sein Schicksal fügt, vertraut Gustav auf sein Glück und erntet (natürlich) den Sieg, leider aber nicht ganz regelkonform. Sein Mogeln fliegt auf und so ist Donald der strahlende Sieger. Die Charaktere der Figuren sind also recht treffend getroffen und auch inhaltlich ist die Story stimmig und weitestgehend sinnvoll. Großartig ist in manchen Teilen die deutsche Übersetzung ("Restauriert gefälligst die Ruinen, in denen eure schwarzen Seelen hausen"), aber der ansonsten positive Gesamteindruck wird durch schwache Zeichnungen etwas getrübt, bei denen man sich teilweise fragt, wieso man einen solchen Mann an die Ducks gelassen hat.

Lang, lang ist's her, da hatte Dagobert seine große Liebe gefunden; Dolly hieß die Guteste, die ihn dann aber kommentarlos sitzen ließ. Dies findet Gundel Gaukeley heraus, um es prompt zu ihrem Vorteil zu nutzen: Sie nimmt die Gestalt der Dame an, um Dagobert um den Finger zu wickeln und ihm seinen Glückstaler zu entreißen. Keine Frage, dass auch die echte Dolly in die Geschichte verwickelt wird, die zufällig nach vielen Jahren wieder auftaucht. Ein netter Ansatz, und auch die Umsetzung ist gelungen. Zwar weitgehend routiniert wirkend, sind auch einige Höhepunkte zu sehen (so bezeichnet Dagobert eine heruntergekommene, schmutzige Gasse im Industriegebiet als schönen Ort für ein Picknick, um Sprit zu sparen). Ein netter Running Gag findet sich darin, dass Gundel Gaukeley Nimmermehr unentwegt in ihrer Handtasche spazierenträgt, da dieser offenbar Gesellschaft braucht. Insgesamt sind in der Story aber unglaublich viele nette kleine Details zu entdecken, die auch teilweise schwächere Zeichnungen und in Ansätzen ebenfalls vorhandene inhaltliche Unstimmigkeiten übertünchen.

Daisy verfolgt Donald und gewinnt den Eindruck, dieser mache einer anderen den Hof. Um sich selbst wieder attraktiver zu machen, will sie, auf Anraten eines Betrügers, ihren Typ komplett verändern. Der betrügerische Liebesberater will ihr allerlei unnützes Zeug andrehen, dass dann noch nicht einmal echt ist, bis die auftauchende Polizei den Betrügereien ein Ende setzt. Da man aber beim Beobachten niemals die ganze Wahrheit erfährt, wendet sich natürlich alles zum Guten. Die Story ist als Tagebucheintrag Daisys aufgemacht und kann den dadurch aufkeimenden hohen Anspruch auch weitgehend erfüllen. Ein hervorragend dargestellter Liebesbetrüger, großartige, detailgenaue Zeichnungen und eine einfach schöne Atmosphäre heben die Story in allemal hohe Höhen.

Leider aber muss sich noch ein zweites Mal Dussel austoben: Eine dramatische Verwechslung findet statt, als er nämlich die Handys von Daisy und Henriette vertauscht (was diese interessanterweise nicht bemerken, obwohl die Handys komplett unterschiedlich aussehen), wodurch Donald seine SMS an Daisys Handy schickt, das Henriette aber zu besitzen glaubt. Inhaltlich was es das weitegehend, der Rest besteht aus skurrilen Gagversuchen. Die Story ist einfach nur Murks und die definitiv schwächste des Bandes. Da kann Kaschperlmicky fast schon einpacken...

Die längste Story des Bandes ist Der verliebte Samurai. Von seinen Karate trainierenden Neffen inspiriert träumt Donald davon, Samurai im alten Japan gewesen zu sein, und zwar der beste von allen. Im Stile Robin Hoods wird er Vorkämpfer für die arme Landbevölkerung, die unter hohen Steuern leidet und tritt zu diversen Duellen gegen Samurai Gustav an, bei denen sich zeigt, dass Glück allein der geballten Macht des Volkwillens nicht gewachsen ist. Um auch das Thema des Buches zu bedienen ist auch eine kleine Turtelei mit einer Landfrau namens Daisylin eingewoben. Inhaltlich sehr gut weiß die Story insgesamt durch eine einfach prima geschaffene Atmosphäre den Leser zu begeistern, auch die Zeichungen sind erstklassig. Einzige nennenswerte Kritikpunkte: Die, durch das Thema Samurai bedingte, Anhäufung von Action-Szenen und die vorhersehbare Darstellung eines einzelnen großen Helden, der ein Volk befreit, die so gar nicht zum Bandthema passt.

Eine weitere Gagstory ist noch dabei, aber die bei weitem beste: Daisy verbringt mit Donald und Gustav Einen Nachmittag am Strand. Leider vermisst sie rasch einen wertvollen Ring, den Donald vollmundig zu finden verspricht. Während er sucht, vergnügt sich Daisy mit Gustav. Auf seiner Suche widerfahren ihm dann diverse Ereignisse, die eines Pechvogels würdig sind, ehe die Glücksfee ihn als Opfer wählt. Nette Zeichungen, die vor allem aber großartig zur Story passen, sind natürlich positiv anzumerken, ebenso wie auch die überwiegend erstklassige Darstellung der einzelnen Gags, die in sich geschlossen einfach sinnvoll wirken und nicht so furchtbar überdreht, wie man das von Dussel kennt.

Schlussendlich versucht Dagobert Gittas süßes Geheimnis zu erkunden, das sie sich mit Kuno Knäul zu teilen scheint. Er wendet allerlei Kniffe an, um in Erfahrung zu bringen, was sie vor ihm verbirgt, ohne dem Ziel aber wirklich nahe zu kommen. Grund dafür: Es gibt kein Geheimnis und alles ist nur fingiert, um Dagobert von den Vorbereitungen zu seiner Geburtstagsfeier fernzuhalten. Unglaublich detailgenaue Zeichnungen, die mehr als nur einen zweiten Blick empfehlenswert machen, sind das herausstechende Merkmal der Story, die aber inhaltlich ein wenig zu flach wirkt um wirklich restlos überzeugen zu können.

ÜBERSICHT:

- Ein furioser Abend (S: F.Nani / Z:G.Paniello / I-2471-3 / Erstveröffentlichung)
- Der vertauschte Liebesbrief (S: B.Concina / Z: M.Amendola / I/T 1733 A / aus OD 43, Extra Duck 1/1991)
- Wiedersehen mit Viktor (S: O.Panaro / Z: L.Molinari / I-2477-6 / Erstveröffentlichung)
- Alte Liebe rostet nicht (S: B.Concina / Z: G.Cavazzano / I/T 1746 A / aus DD 425)
- Der mächtigste Zauberer der Welt (S: N.Russo / Z: L.Gatto / I-2445-4 / Erstveröffentlichung)
- Poker der Herzen (S:P.Crecchi / Z: P.Ongaro / I/T 1744 D / aus DD 412)
- Der König der Windsurfer (S: C.Gentina / Z: G.Barbaro / I-2276-6 / Erstveröffentlichung)
- Lang, lang ists her (Z: J.Manrique/ D 92148 / aus DD 477)
- Der betrügerische Liebesberater (S: C.Panaro / Z: L.Gatto / I/T 1958 B / aus DD 467)
- Eine dramatische Verwechslung (S: R.Pesce/ Z: M.Meloni / I-2459-3 / Erstveröffentlichung)
- Der verliebte Samurai (S: E.Missaglia / Z: V.Held / I/T 1769 B / aus OD 67)
- Ein Nachmittag am Strand
(S: C.Panaro / Z: A.Gottardo / I-2385-5 / Erstveröffentlichung)
- Gittas süßes Geheimnis (S: C.Panaro / Z: P.Mottura / I/T 1867 B / aus OD 63)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Februar 2004