Gastrezension
von Bernd Hohmann
Die themenbezogenen LTB Spezial Ausgaben sind
für Egmont Ehapa ein immer wieder willkommener
Anlass, tief in der Fundgrube dessen zu wühlen,
was von ihnen schon mehrfach an die Kioske
gebracht wurde. Aber wir wollen ihnen nicht böse
sein - denn wo bekommt man sonst für so viel
Comics auf einmal in die Hand?
Am Hof des Königs Arthubert:
Die Story ist schnell erzählt: Donald ist
süchtig nach Gadgets wie
"Briefmarkenlecker" oder
"Rückenkratzer", in einem Museum
knallt ihm was auf den Kopf und er träumt vom
einem Mittelalter, wo er dann auf insgesamt 36
Seiten genauso Gerätesüchtig weitermacht.
Gibt es gutes über diese Story zu berichten? Ja,
der Endgag ist nett und das war es auch. Zumal
José Carrión über Strecken so seine Probleme
bei der Darstellung der Hauptfiguren hat und
dadurch einiges wie "gewollt aber nicht
gekonnt" aussieht.
Die Zauberglocke von Donarsberg:
Das Königreich Donarsgründ wurde vom Herrscher
der Schatten übernommen, sein Stellvertreter auf
Erden ist der schändliche Karlofax. In dieser
Produktion von 1999 muss unser Mäuserich als
Prinz Mikal die drei Glocken finden, die dem Land
wieder Frieden bringen und die Herrschaft der
Schatten brechen werden. Diese Glocken wurden in
Friedenszeiten verschenkt, versteckt oder sind
sonst wie verloren gegangen. Bei seinem Abenteuer
gewinnt Mikal auch den Urgrossneffen des
Bürgermeisters seiner Heimat, einen gewissen
Goof, als Sidekick dazu.
Bei dieser Geschichte passt einfach alles. Micky
kaschperlt nicht und Goofy ist nicht der übliche
grenzdebile Trottel, sondern der unentbehrliche
Helfer, der mit seinen wunderlichen Einfällen
dort weitermacht, wo der Maus die Ideen ausgehen.
Zeichnung und Story harmonieren - großes
Mäusekino.
Einziges Wermutstropfen: Wir erfahren nur die
turbulente Suche nach der ersten Glocke - die
beiden anderen Glocken wurden "einfach
so" auf den Karren geladen.
Der verliebte Geist: Urlaubszeit
in Entenhausen. Donald hat kein Geld für eine
Urlaubsreise mit seinen Neffen. Die wiederum
nehmen an 3 Wettbewerben in den Kategorien
"Essen, Konstruktion, Programmierung"
teil, gewinnen alle Wettbewerbe und mit dem
Gewinn landen sie in einem schottischen Schloss.
Dort haust ein Geist der schon seit Jahrhunderten
eine schwere Prüfung bestehen soll, damit er die
Tochter des Schlossherren (mittlerweile auch
alles Geister) bekommt. Nun, mit Donald als
Doppelgänger des Geistes und den in den
Wettbewerben gewonnenen Fähigkeiten der Neffen
klappt dann doch alles - oder doch nicht so
ganz...
Die Zeichnungen vom Comicup Studio sind klasse
und passen zur guten Story, die viele kleine
Nebengags enthält. Leider ist der Verlauf und
das Ende schon am Anfang vorhersehbar und die
Lösung der "Heiratsaufgaben" eher
banal als genial - schade drum.
Machtkampf der Zauberer: Micky,
Goofy und Minnie machen Urlaub und beim Ankauf
einer Uhr werden Micky und Goofy ins Mittelalter
versetzt. Da angekommen retten sie erstmal einen
Drachen (der ihnen später in höchster Not
beisteht) und erleben ein Abenteuer, bei dem sie
sich als Zauberer gegen den Hofmagier durchsetzen
müssen um schliesslich das Königreich zu
retten.
Eine klassische Abenteuergeschichte mit Micky und
Goofy worin die beiden Helden zusammenarbeiten
statt als Idiot-Micky und Trottel-Goofy zu
agieren. Gute Gags in Story und Zeichnung runden
das Ganze ab. Würde man sie in einem regulären
LTB veröffentlichen wäre diese Geschichte ein
absolutes Highlight. In diesem Sammelband ist sie
(glücklicherweise) nur guter Durchschnitt.
Vertauschte Rollen: Tante Daisy
erzählt eine Gutenacht-Geschichte für Donalds
Neffen in der eine resolute mittelalterliche
Daisy ("Tagaus, tagein waschen, putzen,
kochen! Ihr Kerle seit zu beneiden") einem
Ritter Donald ("Könnt ihr mir wohl eine
Hand reichen? Meine Rüstung ist viel zu schwer
für solche Turnübungen") durch einen
ungewollten Rollentausch aus der Patsche helfen
muss.
Die Geschichte wurde bereits 1986 veröffentlicht
und die Lagerung tat der Frische dieser
Geschichte keinen Abbruch. Sauber und dynamisch
gezeichnet bleibt alles im Fluss und lässt nie
Langeweile aufkommen. Leider hat dieses LTB
Spezial noch eine bessere "vertauschte
Rollen" Geschichte mit Donald und Daisy zum
Inhalt so dass es hier nur für einen Mittelplatz
langt.
Das unbesiegbare Schwert: Vor
langer Zeit, wo es noch Ritter und Knappen gab,
war Klein-Micky der Sohn eines exzellenten
Schwertmachers und Prinz Karlo der beste
Schwerkämpfer des Landes. Karlo verpflichtet den
Schwertmacher für 1 Jahr auf seine Burg, damit
er ihm das beste Schwert der Welt macht. Klar,
dass Karlo mit gezinkten Karten spielt.
Zeichner Giorgio Cavazzano setzt Kater Karlo eine
Mimik auf, die zum Brüllen ist. Da wird
gejauchzt, geschmachtet und gegeifert was das
Zeug hält. Zahlreiche kleine "Running
Gags" führen dieses Klasseabenteuer in ein
rasantes Finale. Mit 32 Seiten leider etwas kurz.
Donleon der Schreckliche:
Donleon liebt Daisinea, Don Dagoban liebt nur
sein Geld und will in den in den Hochadel
aufgenommen werden. Dafür braucht er aber Titel
und Wappen - was liegt näher, unsere
unglückliche Heldenente in die weite Welt zu
schicken um Ruhm und Ehre zu erlangen. Das
gelingt ihm sogar - wenn auch über Umwege und
über das Bestehen wirklich sehr seltsamer
Abenteuer.
Wer schon immer mal wissen wollte wie Löcher in
den Käse kommen, der Morgenstern hartgesottene
Ritter zu Spitzenhäklern bekehrt und Rugby
erfunden wurde, der ist in dieser spannenden und
mit 89 Seiten sehr langen Geschichte von 1995
bestens aufgehoben. Und wem der Plot aus der
Feder von Nino Russo bekannt vorkommt: Donleon
der Schreckliche ist eine Parodie der
italienischen Abenteuerkomödie "L'armata
Brancaleone" von Mario Monicelli, die vor
vielen
Jahren in Deutschland als "Die Unglaublichen
Abenteuer des hochwohllöblichen Ritters Branca
Leone" in die Kinos gekommen ist.
Der Drachenbezwinger: Supergoof
ist bekanntlich der Spross einer langen Reihe von
Superhelden. Unter seinen Vorfahren war auch der
"Edle Ritter", der hier einen etwas
seltsamen Drachen zum Gegner hat. Solide Gagkost
aus der Feder von Pete Alvarado, aber eigentlich
völlig überflüssig in dieser Sammlung.
Hoffnungslos verliebt: Donald,
der Degenheld und berühmte Dichter, liebt Daisy,
traut sich aber nicht an sie heran, weil er eine
Knubbelnase hat. Daisy wiederum liebt Gustav, dem
fehlt es aber an dem nötigen Sinn für Poesie,
so dass Donald für Gustav als Ghostwriter in
Sachen Verseschmiede auftritt.
Storyautor Guido Martina greift hier das
Versdrama "Cyrano de Bergerac" von
Edmond Rostand auf, subtrahiert das Drama und
lässt den Rest der Geschichte im Regen stehen.
Nach 14 Seiten ist eigentlich alles gelaufen und
Zeichner Carpi muss die restlichen 4 Seiten mit
einem breitgetretenen Tobsuchtsanfall Donalds
auffüllen. Schade um die Druckerschwärze - dass
im Entenuniversum auch gute Umsetzungen von
Buchvorlagen möglich sind wurde immer wieder
bewiesen.
Der Beweis: Minni und Micky
streiten sich, welches das stärkere Geschlecht
ist. In der Nacht träumen beide die gleiche
Geschichte: Die Zauberkrone des Königs wurde
gestolen und wer sie findet, wird Nachfolger des
Königs. Micky und Minni begeben sich getrennt
ins Abenteuer um die Krone zu erlangen.
Das Kernabenteuer ist gut ausgedacht und
spannend, 1989 waren Geschichten um den Kampf der
Geschlechter en vogue. Abwertung erfährt das
Gesamtbild durch die schwache Rahmenhandlung und
die schlechte Farbqualität des Orginals -
streckenweise sieht jede Figur so aus, als hätte
sie roten Lippenstift aufgelegt oder gerade eine
Schlägerei überstanden, und wo es mal OK ist,
sind die Zeichnungen arg blass.
Richard der Tapfere: In dieser
Geschichte, die im DuckTales-Universum
angesiedelt ist, erfindet Daniel Düsentrieb eine
Zeitmaschine, die von den Ducks gleich
ausprobiert wird, damit die Neffen Material für
einen Aufsatz über "Richard den
Tapferen" sammeln können. Wie sich nach dem
Sprung in die Vergangenheit herausstellt, war der
gute Richard eher ein Feigling, der erst durch
die Tücke der drei Brüder zum strahlenden Held
werden kann.
Nette Geschichte die es unter Umgehung von
größeren Höhen und Tiefen schafft, nie ins
Seichte abzugleiten.
Der Ritter der Tafelrunde: Micky
wird durch einen magischen Spiegel ins
Mittelalter geholt, um dort als Micklot du Lac
den gefangenen König Artus zu befreien. Wärend
seiner Abenteuerreise bekommt er Prinzessin
Ganoram und den Gaukler Gufi als tatkräftige
Begleiter dazu, die ihm helfen, sich gegen die
von Artus bösem Bruder Modred gelegten Fallen
und Hindernisse zu wehren. Doch da erfolgt
Verrat...
Die Story lässt auf ihren 55 Seiten an keiner
Stelle Langeweile aufkommen und braucht keine
Tricks um voranzukommen. Die Zeichnungen von
Giorgio Ferrari sind sehr detailliert und
stimmungsvoll - ein Lesevergnügen erster Güte.
Der Rosarote Recke (aus dem Tagebuch der
Ahnin Lady Daisy): Unsere Heldin hat nur
einen Wunsch - weg vom Kochtopf und dafür Ritter
werden. Kein Wunder, dass ihr Vormund und auch
der König bei diesem Plan nur mit dem Kopf
schütteln. Rettung erfolgt durch eine etwas
misslungene (weil rosafarbene) Rüstung mit der
Daisy nicht nur das Königreich rettet sondern
auch ihr Herzesglück findet.
Daisy als Ritter? Unvorstellbar! Aber Claudia
Salvatori schafft in ihrer Quadratur des Kreises
von 1994 eine überzeugende Action-Story die vom
Comicup Studio gekonnt in Szene gesetzt wurde.
Die fliegende Krone: Der
"Edle Ritter" als Supergoof Ahne hat es
in dieser Kurzgeschichte mit einem Betrüger zu
tun der bei der Auswahl zum König für das
kommende Jahr etwas zu deutlich schummelt.
Auch hier gilt "Man mag diese Geschichten
oder man hasst sie". Für 10 Seiten ist es
ganz ok, in dieser Sammlung aber
Platzverschwendung.
Das Tal der Vergessenen:
Dagobert Duck geht das Öl aus und er geht auf
Expedition in eine Gegend, wo er Öl vermutet. Da
hat aber Moneysac was dagegen und durch eine
Manipulation des Duck'schen Luftschiffs landen
unsere Helden in einer Gegend, wo seit
Jahrhunderten unentdeckt die Nachkommen von
Kreuzfahrern wohnen.
Nochmal eine Story mit der DuckTales Besetzung.
Nach einem guten Anfang fängt der
Geschichtenmotor an zu stottern und braucht immer
mal wieder einen Stups um sich über die
nächsten Bilder zu retten. Die Zeichnungen von
José Maria Manrique reissen es aber wieder
heraus, so dass insgesamt eine neutrale
Gesamtwertung herauskommt.
Der unfehlbare Ritter (Mittwochs bei
Goofy): Ritter Goofy hat ein Problem -
er ist aus der Top-Ten der Ritterparade
herausgerutscht und braucht nun dringend ein paar
Heldentaten. Dabei stellt sich recht schnell die
Frage, wieviele Punkte auf der Heldenliste ein
kleiner Drache bringt und ob der Gebrauch von
Feuerlöschern bei der Drachenbekämpfung
statthaft ist.
Wer schachspielende Drachen, Wirrungen um
Ritterregeln und rauchende Mäuseriche mag, der
ist bei dieser absurd-albernen Gagstory bestens
aufgehoben die einen guten Abschluss dieses 18ten
LTB Spezial bietet.
- Am Hof des Königs
Arthubert (S: J.Gilbert / Z: J.Carrión / D
93529 / aus DD 493)
- Die Zauberglocke von
Donarsberg (S: S.Ambrosio / Z: O.Panaro / I TL
2295-2)
- Der verliebte Geist (S: N.Russo / Z: Comicup
Studio / I TL 1913-B / aus OD 72)
- Machtkampf der Zauberer (S: J.Kenner / J.Perez
/ D 6118 / aus DD 259)
- Vertauschte Rollen (S: A.Faria jr. / Z: E.Leon
/ B 860137 / aus OD 56, Minnie 10/94)
- Das unbesiegbare Schwert
(S: M.Marconi / Z: G.Cavazzano / I TL 1728-B /
aus DD 412)
- Donleon der Schreckliche
(S: N.Russo / Z: A.Freccero / IS TL 2046-1)
- Der Drachenbezwinger (Z:
P.Alvarado / W SG 59-03 / aus DD 234)
- Hoffnungslos verliebt (S:
G.Martina / Z: G.Carpi / I TL 1319-A / aus DD
206)
- Der Beweis (S: Staff di IF / Z: S.Asteriti / I
TL 1732-A / aus OD 40)
- Richard der Tapfere (S: J.Sutter+N.Jason / Z:
J.Carrion / D 88030 / aus DD 459)
- Der Ritter der Tafelrunde
(S: G.Ferrari / Z: S.Asteriti / IS TL 1553-A /
aus LTB 132)
- Der Rosarote Recke (S:
C.Salvatori / Z: Comicup Studio / I TL 2023-2 /
aus AT 39)
- Die fliegende Krone (Z:
K.Wright / W SG 64-02 / aus DD 266)
- Das Tal der Vergessenen (S:
J.Kane+K.Hempson-Simpson / Z: Manrique / D 91125
/ aus DD 488)
- Mittwochs bei Goofy: Der
unfehlbare Ritter (S: R.Salvagnini / Z: L.Gorlero
/ I TL 2032-4)
GRÜN=Lesetip
ROT=Flop
Sowohl
Rezension, als auch die Einfärbungen der
einzelnen Geschichten sind von unserem
Gastautoren Bernd Hohmann vorgenommen worden. Danke
für die Arbeit. ;)
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