Die besten Geschichten aller Zeiten
Platz 9: Das Geheimnis der Silberleuchter (LTB 143, Das Geheimnis der Silberleuchter)

Der Duck'sche Fernseher ist kaputt. Und dabei hatten sich Tick, Trickund Track so sehr auf die Ausstrahlung einer Verfilmung des berühmten Romanes "Die Elenden" von Victor Hugo gefreut! Doch die Lösung ist schon unterwegs: Auf der Flucht vor der Steuerfahndung schneit Onkel Dagobert herein und rettet den Abend: Er präsentiert eine Duck-Version des Stoffes.
Wir befinden uns im Frankreich des frühen 19.Jahrhunderts, der Dagobert-Vorfahre Dagojean wurde wegen Mundraubs zu zwei Jahren Kerker verurteilt. Doch er strebt nach Freiheit und entkommt aus dem Gefängnis. Der Weg führt ihn draußen zu einem netten alten Mann, der ihm eine zweite Chance geben möchte und ihm daher eine nicht unbedeutende Menge Silber überlässt. Darunter auch zwei silberne Kerzenleuchter. Durch den Verkauf der Werte - außer der Leuchter - wohlhabend geworden lässt er sich nieder und stampft einen florierenden Textilbetrieb aus der Erde. Dazu entwickelt er sich zu einem sozialen Wohltäter und wird gar zum Bürgermeister einer kleinen Stadt.


Ein düsterer Pakt als Licht in der Dunkelheit

Doch dann holt ihn seine Vergangenheit unerbittlich ein: Der Inspektor Javert, der ihn einst ins Gefängnis gebracht hatte, wird in diese Stadt versetzt. Er gilt als unerbittlich und so ergreift Dagojean die Flucht, um nie wieder ins Gefängnis zurück zu müssen. Sein Geld nimmt er mit sich und versteckt es mitten im Wald. Doch kaum hat er das erledigt, trifft er auf das arme Waisenmädchen Cosette, das von ihren Stiefeltern ausgenutzt wird. Er beschließt, ihr zu helfen. Und so führt der Weg beide gemeinsam nach Paris - doch nicht allein. Die Stiefeltern, mit Namen Thénardier, treffen auf den schurkischen Canard und erfahren ein Geheimnis: Mit Hilfe der Silberleuchter, die Dagojean gehören, lässt sich ein legendärer Schatz finden. Und so macht sich eine kleine Gruppe auf, Dagojean und Cosette zu finden. Doch das ist schwierig im riesigen Paris vor 200 Jahren, und so dauert es 10 Jahre, bis sie eine Spur von ihrem Ziel finden. Und auch Javert hat sich dem armen Dagojean an die Fersen geheftet. Cosette ist zu einer jungen Dame herangewachsen und wird von dem Dichter Donaldius Pontmercy umworben, dabei wird er von seinen Freunden unterstützt - ein paar Waisenjungen, die auf den Dächern der Stadt wohnen und von einem Knaben namens Gavroche angeführt werden. Zudem treffen Thénardier nud Conard auf die organisierte Kriminalität Paris' und verbünden sich mit dieser, den Gebrüdern Rauhbein.


Bedrohung durch Psychospielchen

Und so steuert alles auf ein spannendes Finale zu: Die Ganoven entführen Cosette und wollen im Tausch dafür die Silberleuchter erpresen. Dummerweise alarmiert aber Donaldius die Polizei und damit Javert und löst damit eine Flucht in ungewohnte Kanäle aus: Gemeinsam mit den Waisenknaben um Gavroche will man der Polizei entgehen und gleichzeitig den Schatz finden - und auch noch Cosette befreien. Der Schatz ist im Untergrund verborgen, in dem auch die Gebrüder Rauhbein ihr Quartier aufgeschlagen haben - doch aus genau diesem Grund plant die Polizei, den Untergrund zu fluten und das Räubernest auf diese Weise auszuheben. Es gibt also sogar noch Zeitdruck bei den ganzen Suchen...
Doch mit Glück und Geschick gelingt es, alle angestrebten Ziele zu erreichen - zumindest den "Guten". Für die Schurken hingegen geht so ziemlich alles in die Hose. Und zudem zeigt sich, dass alle Beteiligten auch noch charakterlich integer sind und so auch die richtige Verwendung alles Gefundenen ermöglicht wird.


Deren Dame als stimmungsvolle Kulisse bei Nacht

Diese Adaption des Literaturklassikers "Die Elenden" von Victor Hugo setzt weniger auf Humor denn vielmehr auf Spannung und Atmosphäre. Somit schafft es diese Story etwas, was wenigen Comics gelingt: Der Leser wird gefesselt und kann den Band nicht aus der Hand legen, bevor das Ende der Geschichte erreicht ist. Die verschiedenen Handlungsstränge sind erstklassig miteinander verwoben, so dass man nie den Überblick verliert, dabei aber dennoch ständig Neues lernt. Selten genug sieht man bei den sehr langen Geschichten, dass sie niemals ins Episodenhafte abdriften, doch hier gelingt das uneingeschränkt. Die ganze Story wirkt als Einheit, nur sehr selten hat man eine derart komplexe und atmosphärische Comicgeschichte erlebt. Auch gelingt es problemlos - trotz der Komplexität der Handlung - dem Ganzen zu folgen, selbst wenn einem die Vorlage unbekannt ist. Gerade die Untergrund- und Stadtzeichnungen von Carpi vermitteln die richtige Stimmung, die durch die glaubwürdigen Charaktere stets unterstrichen wird. Die Story ist absolut uneingeschränkt zu empfehlen.

von Carsten Spitz
 

Autor: Giovan Battista Carpi
Zeichner: Giovan Battista Carpi
Seiten: 106
Veröffentlicht: 1989