Die besten
Geschichten aller Zeiten
Platz 27: Die Ducks... vom Winde verweht (LTB
117, Die Ducks... vom Winde verweht)Auf der Suche nach
Antiquitäten auf dem eigenen Speicher stoßen
die Ducks auf ein altes Familenfotoalbum, das
Aufnahmen aus der Zeit des amerikanischen
Sezessionskrieges beinhaltet. Was liegt da
näher, als die Fantasie schweifen zu lassen und
sich auszumalen, was den eigenen Vorfahren
seinerzeit widerfahren sein könnte?
Und so landet der Leser in einer epischen
Erzählung um den jungen Rettnald Butler, einen
Faulenzer und Taugenichts, der von der
Militärakademie verwiesen und daraufhin von
seinem Vater verstoßen wird. Die Suche nach
neuen Perspektiven führt den jungen Mann nach
Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, wo er rasch
hineingezogen wird in einen Strudel von
Ereignissen voller Emotionen, Mut, Ehrbarkeit,
aber auch Heimtücke und Verrat.
Hunger bleibt nun Hunger, wie er drückt und
drängt
Von Vater und
Onkel angeschwärzt ist sein Ruf auch hier
bereits ruiniert und er kann nur überleben, in
dem er sich mit dem moralisch fragwürdigen
Bankier verbündet. Dieser spekuliert bereits auf
leicht verdientes Geld durch Schurkereien im sich
anbahnenden Bürgerkrieg. Zugleich entwickelt
Rettnald Gefühle für die schöne Daislett
O'Hara, den Traum aller Männer Atlantas, deren
Traummann aber der einzige ist, der ihr
widersteht. Er ehelicht stattdessen Daisletts
Freundin Melanie Hamilton. Es bahnt sich also
eine verzwickte Gefühlssituation an.
Doch dann bricht der Krieg aus und alle jungen
Männer sind aufgerufen, für ihre Heimat, die
Südstaaten, zu kämpfen. Rettnald aber weigert
sich: Er sieht keine Chance für den Süden, sich
gegen den reichen Norden durchzusetzen.
Stattdessen entwickelt er sich zum Patrioten, der
auch als Zivilist viel für die Bevölkerung tut:
Er besorgt Nahrungsmittel in einer Hungersnot,
kämpft für Recht und Ordnung in der
männerlosen Gesellschaft und ringt stets
moralisch aufrichtig für seine Heimat, vom Krieg
verändert hat er sich vom Taugenichts zum
ehrbaren Mann entwickelt. Dass er dabei auch
manches Mal die Gesetze missachtet, muss in Kauf
genommen werden - bringt ihm aber die
Missbilligung Daisletts ein, die mit einem
Verbrecher nichts zu tun haben will.
Deserteur mit Blick aufs Wesentliche
Die ultimative
Aufgabe naht dann: Der Süden droht zu verlieren,
weil nicht genug Waffen da sind. Rettnald will
daher nach England segeln, um weitere zu besorgen
- doch ausgerechnet zu dieser Zeit erreicht das
Kriegsgetümmel Atlanta und die Stadt muss
geräumt werden, um die Zivilisten zu schützen.
Und als dann durch den schurkischen
Kriegsgewinnler von der Bank auch noch die
Baumwollvorräte der Gegend vernichtet werden
scheint die Lage aussichtslos, denn eben diese
Baumwolle sollte zur Bezahlung neuer Waffen
verwendet werden. Doch Rettnald zeigt Courage,
lässt sich von jenem als Ausgleich Geld geben
und startet seine Mission - doch das Schicksal
führt sie rasch wieder zusammen: Der Fiesling
hatte dem eigenen Land Waffen gestohlen mit der
Absicht, sie anschließend wieder zu verkaufen.
Doch von Rettnald wird er gestellt, die Waffen
gelangen zu ihren rehctmäßigen Besitzern. Doch
dann gelangt der Schurke doch wieder in die
Vorteilsposition: Als man gemeinsam auf einer
einsamen Insel ist, wird Rettnald von ihm mit
seinen Freunden zurückgelassen. Und als er doch
einen Weg zurück in die Heimat findet, ist der
Krieg beendet. Der Süden hat verloren.
Und zudem muss Rettnald sich nun noch mit
Verleumdungen und den Nachwirkungen seiner
Verbrechen aus ehrbaren Motiven im Krieg
heurmschlagen - doch ausgerechnet Daislett
O'Hara, die Rettnald stets ablehnend gegenüber
stand, ist geläutert und hilft ihm aus der
Patsche. Somit geht es für die gute Seite dann
doch weitestgehend gut aus ;)
Verwirrende Kriegswirren
Diese
Adaption des epischen Romanes "Vom Winde
verweht" von Margaret Mitchell erzählt in
glaubwürdiger Art und Weise das Geschehen des
amerikanischen Sezessionskrieges aus Sicht von
Rettnald Butler. Gut mitzuverfolgen ist die
Wandlung seines Charakters und das Finden einer
Ernsthaftigkeit, die vor allem durch das
Kennenlernen einer echten Aufgabe im Leben
motiviert ist. So setzt diese Story auch weniger
auf Humor, sondern wird von der Spannung und der
packenden Atmosphäre getragen, die Giovan
Battista Carpi meisterhaft ins Bild transportiert
hat. Das Streben für das Gute, für das Wohl der
Gemeinschaft, auch gegen Widerstände und
notfalls gegen das Gesetz, wenn dieses den
Falschen schützt, steht im Mittelpunkt des
Wesens des geläuterten Rettnald, so dass
Zivilcourage und Menschlichkeit wesentliche
Aspekte der Geschichte sind. Die
Liebesgeschichte, die im Roman jede Menge Platz
in Anspruch nimmt, wird in dieser naturgemäß
kindgerechten Version, am Rande abgehandelt und
sorgt dabei für die meisten der lustigen Szenen,
mit denen die Geschichte etwas aufgelockert wird.
Selten hat man Klaas Klever derart skrupellos
erlebt wie hier als fiesen Bankier und
Kriegsgewinnler, der gewissenlos mit allen Seiten
paktiert, wenn es ihm dienlich ist. Auch aus
diesen absolut disney-untypischen Aspekten
gewinnt die Story ihren Reiz. Vor allem wird der
Krieg, quasi ohne Verharmlosung durch lustige
Einlagen in diesen Sequenzen (wenn auch
natürlich ohne Darstellung, nicht aber ohne
Erwähnung, der Toten), ausschließlich negativ
dargestellt, als nutzloses Machtinstrument der
Reichen auf Kosten der Ärmeren und Spielzeug der
egoistischen Schurken, gegen das man sich zum
Wohle der Menschen stets stellen muss. Die Story
erzählt also nicht nur eine packende Geschichte,
sondern vermittelt dabei auch noch eine Moral.
Sehr löblich ;)
Autor: |
Guido Martina |
Zeichner: |
Giovan Battista Carpi |
Seiten: |
129 |
Veröffentlicht: |
1982 |
|