Die besten Geschichten aller Zeiten
Platz 31: Phantomias in Aktion (LTB 41, Donald mal ganz anders)

Der allererste Auftritt von Phantomias in der Geschichte "Die Verwandlung" aus LTB 41 ist in aller Munde. Die Popularität der Figur des maskierten Rächers ist aber ganz sicher nicht nur dem sehr gelungen Werk von Guido Martina und Giovan Battista Carpi zu verdanken, in dem der Charakter eingeführt wird. Die gleich an diese Story anschließenden Werke haben mit ihrer hohen Qualität auch sehr stark dazu beigetragen, dass sich Martinas Kreation als feste Figur des Disney-Kosmos etabliert hat.
Zu nennen ist da etwa Phantomias' 2. Auftritt mit dieser Geschichte, die den deutschen Titel "Phantomias in Aktion" trägt. Hier wird die Person des Phantomias in erster Linie noch als Rachefigur Donalds an seinen ihn ausnutzenden Verwandten in Szene gesetzt – ganz ähnlich zur bereits angesprochenen Premierenstory. Heute, wo sich allerlei unterschiedliche Autoren und Zeichner an Phantomiasgeschichten versuchen, ist dieser ursprüngliche Charakter ja etwas verwässert worden und Donald durchstreift die Entenhausener Nächte vor allem auf der Suche nach Ganoven und ähnlichen Schurken.


Phantomias auf der Pirsch – die blaue Maske immer dabei

Auch werden Komponenten der Figur hier erst eingeführt, etwa installiert Daniel Düsentrieb zu Beginn allerlei technische Rafinessen in Donalds altem 313 und versorgt den angehenden Superhelden auch mit den nützlichsten Werkzeugen und Verkleidungen. Auch sein unterirdisches Versteck installiert Daniel diesem, um daraufhin erst von Donalds neuem Ego zu erfahren. Anschließend schluckt der Ingenieur seine selbst konzipierten Vergall-Pillen, die ihn alle Vorkomnisse der jüngeren Vergangenheit vergessen lassen und somit gewährleisten, dass außer Donald wirklich niemand von dessen Zweitidentität weiß.


Der neue Entenhausener Superheld hat erste Fans gefunden

Interessant auch, dass die 2. Geschichte zwar auch von Phantomias-Erfinder Martina geschrieben, allerdings vom Duo Scarpa und Cavazzano umgesetzt ist. Zwischen erster und zweiter Geschichte liegt etwa ein halbes Jahr – warum nicht erneut Giovan Battista Carpi die Zeichnungen angefertigt hat, bleibt ein Geheimnis. Scarpa zeichnet sich dann auch sogleich für eine kleine optische Änderung am Phantomiaskostüm verantwortlich – so trägt der Rächer bei ihm hier eine blaue Maske, die sich im Weiteren aber nicht durchsetzen sollte.
Ebenso verweist Scarpa in seiner Umsetzung (vermutlich aber wohl auch Martina in seinem Skript) auf die Freundin des ursprünglichen Phantomias, Detta von Duz. Als diese verkleidet sich Daisy für einen Kostümball – diese Figur sollte später aber ebenso wenig Verwendung finden.


Da irren sich die kostümierten Verwandten geringfügig

Zwischen Donald und Gustav herrscht wieder einmal dicke Luft, da Dauerfreundin Daisy den Glückspilz zu ihrem Tanzpartner auserkoren hat. Zudem versucht Onkel Dagobert wieder einmal seinen Neffen unentgeltlich einzuspannen, um bei der Durchführung eines großen Kostümballs mitzuhelfen.Kurz gesagt: Donald hat wieder einmal Zoff mit (mindestens) der halben Großfamilie und nutzt seine neu gewonnene Geheimidentität um es seiner Verwandschaft heimzuzahlen ihn ständig zu übergehen oder auszunutzen. So versorgt Donald den nichtsahnenden Gustav abends vor der großen Kostümparty, zu welcher dieser als Phantomias gehen wollte, mit einer der Vergall-Pillen – so dass Donald selbst wohl kostümiert an diesem Abend seine Rolle spielen und dann doch noch mit Daisy tanzen kann. Daisy merkt ebenso wenig wie alle anderen geladenen Gäste, dass Donald an diesem Abend die Rolle Gustavs einnimmt. Diesen Umstand nutzt Donald dann auch gleich weiter aus, indem er Onkel Dagoberts Tageskasse stiebitzt und den Verdacht somit natürlich auf Gustav lenkt.

Im weiteren präsentiert sich Donald selbst als Held, als er sich vermeintlich "todesmutig" vor versammelter Sippschaft zu den Ruinen der Villa Rosa begibt und dort die (selbst versteckten) Tageseinnahmen Onkel Dagoberts "findet". Gustav konnte seine Verwandten zwar mehr oder weniger davon überzeugen, dass er am Diebstahl wirklich unschuldig sei – Donald steht am Ende aber auf jeden Fall als Sieger da. Sowohl bei Onkel Dagobert, glücklich seine Gelder wiederbekommen zu haben, als auch bei Herzensdame Daisy, die fortan nur noch mit dem mutigen Donald tanzen möchte.

Über die Moral der Schluss-Sequenz mag man streiten. Zwar gönnt man es Donald endlich auch einmal auf der Gewinnerseite zu stehen und seinem unausstehlichen Vetter einmal eins auswischen zu können – auf der anderen Seite agiert Donald hier auch nicht gänzlich fair und sympathisch.
Die Geschichte ist unabhängig davon dank der unterhaltsamen Story und der (bei Scarpa und Cavazzano nicht verwunderlich) tollen Zeichnungen ein wichtiger Baustein zur Popularität Phantomias'.

von Christian Peters

Autor: Guido Martina
Zeichner: Romano Scarpa (+ Giorgio Cavazzano; Tusche)
Seiten: 60
Veröffentlicht: 1970