Die besten Geschichten aller Zeiten
Platz 32:
Die Hochzeit von Dagobert Duck (Enten-Edition 2, Aus dem Leben eines Millardärs)

Die Geschäfte gehen schlecht bei der reichsten Ente der Welt. Rote Zahlen, Firmenkonkurse und sonstige Finanzprobleme drücken auf die Stimmung - doch woran mag das liegen? Ein Experte glaubt, den Grund gefunden zu haben: Der Geiz des Besitzers. Denn durch diesen liegen die Geschäfte in unattraktiven Seitenstraßen und haben keine Laufkundschaft - und auch die Qualität der Waren lässt zu wünschen übrig. Als ultimative Lösung wird ein Großprojekt ins Auge gefasst: Der Bau eines gigantischen Einkaufszentrums in exponierter Lage und mit guter Verkehrsanbindung. Das würde Dagobert zwar einiges kosten, aber seine Marktmacht wieder stärken. Einziges Problem: Ein passendes Gelände. Doch wie es der Zufall so will, steht das beinahe schon Gewehr bei Fuß: Ein ausrangierter Golfplatz gehört dem angehenden Bauherren - abgesehen von einem winzigen Stücken, das sich in Gitta Gans' Eigentum befindet.


Klarer Fall: Geschenk für die Enkel

Aber wieso hat Dagobert überhaupt einen brachliegenden Golfplatz in guter Lage? Das erklärt uns eine Rückblende, mit der zwei Handlungen geschickt verwoben werden. Einst war Dagobert Duck ein guter Golfspieler - so gut, dass er sich sogar auf ein Golfspiel mit dem fast mittellosen Klaas Klever eingelassen hatte. Im Gefühl des sicheren Sieges setzte er die Hälfte seines Vermögens auf seinen Sieg. Dieser Wettkampf wurde natürlich auf eben jenem Golfplatz ausgetragen - und nahm eine tragische Wendung: Durch den Stich einer Biene wurde ein Schlag Dagoberts ganz gewaltig verzogen. Der Ball wurde nie mehr gefunden, Klaas Klever zum Sieger des Spieles ernannt - und von nun an reich und ein Kontrahent Dagoberts.
Nichtsdestotrotz liegt das Ziel nun darin, Gitta das kleine Stücken Bauland abzuluchsen. Erst versucht Dagobert es mit diversen Tricks, die aber alle mehr oder weniger im Fiasko enden. Zudem wird die Klatschpresse darauf aufmerksam, dass er oftmals bei Gitta vor der Tür steht.


Wenig Weltinteresse: Lokalprominenz als Aufmacher der Regenbogenpresse

Als Gitta dann von seiner Motivation dafür erfährt, ihr soviel Aufmerksamkeit zu schenken, ist sie zuerst erbost - doch dann sieht sie ihren Vorteil: Sie bietet Dagobert an, das Stück Land als Mitgift in eine gemeinsame Ehe zu bringen. Schweren Herzens willigt der Welt reichster Junggeselle in die Hochzeit ein. Doch das Schicksal spielt ihm noch eine letzte Hoffnungskarte zu: Ein altes Gesetz wird entdeckt, laut dem ein ungenutztes Stück Land in den Besitz eines jeden übergeht, der auf diesem 20 Jahre lang einen eigenen Gegenstand platziert. Was liegt da näher als den vor nahezu 20 Jahren verlorenen Golfball nochmals zu suchen? Und natürlich wird er auch entdeckt - in einem Maulwurfsloch auf Gittas kleinem Areal.
Doch gemein, wie das Schicksal nun einmal ist, sind die 20 Jahre erst zwei Stunden nach dem anberaumten Hochzeitstermin um. Und da auch Kuno Knäul dem Gesetz auf der Spur ist und seine Freundin Gitta wahnen will, muss eine Lösung gefunden werden, die Hochzeit auf unverdächtigem Wege um zwei Stunden zu verschieben. Und so bietet der Weg zum Standesamt für das angehende Ehepaar allerlei (geplante) Überraschungen - die exakt die erforderlichen zwei Stunden in Anspruch nehmen. Gerade nochmal Glück gehabt!


Der Ball des Anstoßes

Auf ausgesprochen kreative Art und Weise vereint diese Story den Erfolgsweg des Emporkömmlings Klaas Klever und den späten Werdegang seines großen Konkurrenten. Beide Erzählstränge - Golfspiel und Hochzeitsanbahnung - sind exzellent miteinander verwoben und sorgen für ein weitgehend glaubhaftes Szenario (das nur von einigen etwas unwahrscheinlich anmutenden Zufällen überschattet wird). Diese Darstellung der Vermögensgewinnung Klevers passt sehr gut ins Bild, das in italienischen Disney-Comics von Dagoberts Rivalen stets gezeichnet wurde. Dadurch gewinnt die Story ungeheuer an Tiefe - wie auch durch die sehr atmosphärischen Bilder der bevorstehenden Hochzeit Dagoberts mit Gitta, mit denen die Story, die als Rückblende erzählt wird, beginnt und die damit stets für einen heißersehnten Moment sorgen, der die Spannung stets hoch hält.
Wunderbar passen hier auch die Zeichnungen von Massimo de Vita, der sich im Duck-Kosmos ja insbesondere auf die Darstellungen von Klever hervorragend versteht und die Tragödie Dagoberts, die sich aus der Vergangenheit bis in die Zukunft zieht und dann doch die finale Lösung wieder in sich trägt, wunderbar präsentiert.

von Carsten Spitz

Autor: Elisa Penna
Zeichner: Massimo de Vita
Seiten: 61
Veröffentlicht: 1984