Die besten
Geschichten aller Zeiten
Platz 33: Der RASTERAX 2000 (LTB 135, Donald im
Pech) Die
Entenhausener Polizei ist sichtlich überfordert:
Bürokratie und verkrustete Strukturen sorgen
dafür, dass so manches Verbrechen ungeahndet
bleibt und dem amtierenden Bürgermeister und
seiner Politik die daraus resultierende
öffentliche Kritik langsam aber sicher zu viel
wird.
So lässt er in einem Alleingang das hochmoderne
Computersystem RASTERAX 2000, welches extra zur
Verbrechensbekämpfung entwickelt worden ist,
installieren. Die moderne Technik (Und von
solcher kann bei dem Entstehungsdatum dieser
Geschichte zweifellos gesprochen werden) bündelt
alle Informationen und sorgt dafür, dass die
Polizisten nur noch die vom Großhirn
ausgespuckten Verbrecher einsammeln müssen.
Gut für die Entenhausener
Kriminalitätsstatistik, weniger angenehm für
die Unterwelt, die quasi chancenlos gegen das
scheinbar allwissende Rechensystem ist. Auch
Kommissar Hunter kann der zunächst
herbeiersehnten Arbeitserleichterung nicht nur
positive Facetten abgewinnen: Wird er doch durch
die Modernisierungen fast überflüssig.
Und genau das ist das Problem...
Überflüssig wird dieser allerdings
in der Tat, als der Bürgermeister beschließt,
nach dem großen Erfolg der Einführung des
RASTERAX 2000 nun auch die Polizisten durch vom
Rechner gelenkte Roboter-Cops zu ersetzen.
Das komplette Polizeisystem ist von nun an auf
den RASTERAX und seine Kommandos ausgerichtet. So
ist es zwar schon recht bald vollkommen
ungefährlich, nachts durch schlecht beleuchtete
Entenhausener Straßen zu schlendern wird
man allerdings auf der anderen Seite durch die
seelenlosen Roboter auch stark in seiner Freiheit
beschnitten. Diese terrorisieren die Bevölkerung
mit kleinlichem Handeln nämlich zusehends und
machen offensichtlich keinerlei Unterschiede
zwischen kleinen Bagatelldelikten und
Schwerstverbrechern.
Die Anzahl der Festnahmen jedenfalls steigt
schlagartig. Ebenso übrigens wie das Aufbegehren
der Bürger gegen die technische Revolution
ansteigt vom RASTERAX 2000 und seinen
hochtechnisierten Lakaien aber niedergeschlagen
wird.
Aussprache verbesserungswürdig, Tatendrang
ungebrochen: Die Roboter des RASTERAX
Die Lage eskaliert nach und nach
mehr, die Bürger Entenhausens haben keinen
Einfluss mehr auf das sich verselbständigende
Polizeisystem. Auch ein außer Kraft setzen des
Computers ist nicht möglich, da dieses ein
solches Vorhaben als Sabotageakt identifizieren
und somit unterbinden würde.
Kurz gesagt: Man hat die Risiken des technischen
Fortschritts nicht ernst genommen und ist
sehenden Auges ins sein Verderben gelaufen...
Wären da nicht Micky und Goofy als letzte
Rettung, die den Ropos (So die offizielle
Bezeichnung der Roboter) gerade noch entkommen
konnten und sich daran machen in das
Rechenzentrum einzudringen und den Computer
umzuprogrammieren.
Die schöne neue Welt: Ein Feld der
Verwüstung
Dieses Unterfangen ist alles andere
als einfach so hat der RASTERAX 2000 ja,
wie bereits angekündigt, durchaus etwas dagegen,
vom Stromnetz genommen zu werden. So machen es
die Ropos unseren beiden heldenhaften Freunden
auch nicht gerade einfach, die Terrorherrschaft
der Maschinen zu unterbinden. Mit vereinten
Kräften sollte es den beiden aber dann doch
gelingen und die Geschichte endet genau da, wo
sie begonnen hat: Im Büro der überforderten
Entenhausener Polizei, deren menschliche Fehler
man bei genauer Betrachtung der Dinge aber nun
viel lieber in Kauf nimmt...
Die Geschichte vom RASTERAX 2000 ist
vermutlich eine der Besten, die Giorgio Pezzin,
seine Zeichens vielleicht der talentierteste
italeinische Comicautor überhaupt, je verfasst
hat. Eine humorvolle, spannende und nicht
zuletzt unaufdringliche sozialkritische
Geschichte, die mit den Zeichnungen De Vitas eine
angemessene Veredelung erfahren durfte. Der
bedingungslose, aber fatale, Glaube an die
Perfektheit der modernen, technischen Entwicklung
unter Vernachlässigung der menschlichen
Identität und Eigenheiten wird hier wunderbar ad
absurdum geführt. Auch kann die Geschichte heute
noch wunderbar zur Diskussion über einen
Überwachungsstaat zu Rate gezogen werden. An
Aktualität wird sie vermutlich nie einbüßen.
von
Christian Peters
Autor: |
Giorgio Pezzin |
Zeichner: |
Massimo De Vita |
Seiten: |
57 |
Veröffentlicht: |
1984 |
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