Die besten
Geschichten aller Zeiten
Platz 39: Das kostbare Korallenkänguruh (LTB 29,
Micky der Westernheld) Die
Geschichte vom Korallenkänguruh gehört zu den
altbekannten Klassikern von Romano Scarpa.
Offensichtlich ist die Orientierung Scarpas am
Stil von Floyd Gottfredson. Es wimmelt nur so vor
zahlreichen kleinen eingebauten Gags, die passend
in die Story integriert wurden und oftmals so wie
in den früheren Zeitungsstrips am Ende einer
jeden Seite ihre Auflösung oder ihren Höhepunkt
finden.
Zeichnerisch
glänzt Romano Scarpa hier mit seinem ganz
eigenen Stil, nicht umsonst ist dieser Comic als
einer der wenigen zweimal im Lustigen Taschenbuch
abgedruckt worden (neben LTB 29 auch noch in
Jubiläumsband Nummer 172). Scarpas Skript passt
sich den tollen Zeichnungen nahtlos an - die
Story wirkt trotz ihrer ihres Alters von
mittlerweile über 40 Jahren keinesfalls
altmodisch oder unpassend.
Das Objekt der Begierde:
Das Korallenkänguruh (© Disney)
Beginnen tut die Jagd auf das
Korallengänguruh nicht eben ruhig: So sind Micky
und Kommissar Hunter in eine nervenaufreibende
Schießerei mit zwei Gangstern verwickelt.
Nervenaufreibend vor allem für Minni, die das
Szenario beobachtet und anschließend von Micky
die Ergreifung eines ruhigeren Jobs einfordert.
Durch Zufall - und viel mehr noch durch Goofy -
gelangt Micky schließlich an einen sehr gut
dotierten Job bei der OMNIA-Versicherung. Dort
arbeitet er unter anderem mit seinem stets gut
gelaunten Kollegen Theo Trübsal zusammen.
Theo Trübsal bläst selten solches
Er weist Micky in die Arbeit eines
Versicherungsinspektors ein, Micky jedoch kommen
die Arbeitsmethoden bei der Versicherung, vor
allem die von Theo Trübsal, reichlich seltsam
vor. So nimmt Trübsal jede noch so riskante
Versicherung an und gibt sich auch beim Auszahlen
der Versicherungsprämie bei entstandenem Schaden
nicht eben knauserig.
Der schlaue - hier aber keinesfalls
besserwisserisch auftretende - Mäuserich trifft
bei seinen Nachforschungen schließlich seinen
Chef, Herrn Garant, zu Hause in einer kleinen,
klapprigen Hütte an und muss schon bald
feststellen, wie schlecht es um die
Versicherungsfirma bestellt ist.
Ein letztes Ass im Ärmel gibt Herrn Garant noch
Hoffnung, die Versicherung nicht zu einem
Spottpreis verkaufen zu müssen: Ein kostbares
Korallenkänguruh ist auf eine hohe
Millionensumme versichert - ebenso ist natürlich
auch die Versicherungsprämie bei einem
erfolglosen Transport des Kunstwerks an Kurukuru
(den Häuptling eines Eingeborenenstammes in
Australien) erschreckend hoch, so dass Herr
Garant zwangsläufig verkaufen müsste.
Herr Garant garantiert
Verantwortungsbewusstsein
Micky erklärt sich (natürlich)
bereit, den Transport zu übernehmen. Minni, die
weiter ausdrücklich darauf aus ist, Micky in
einem sicheren Beruf unterzubringen, erfährt
durch das Belauschen zweier Micky jagender Spione
von dieser "Mission" und reist unter
falscher Identität ebenfalls nach Australien, um
ihren Verlobten zu warnen.
Brilliant, wie Minni (als Bigonia Bumerang) sich
im Folgenden mehrmals als Retterin vor Attentaten
auf das Korallenkänguruh beweist und somit auch
zeigt, dass Mickys Dauerfreundin so viel mehr
sein kann als ein bloßes Anhängsel von Micky
Maus.
Wie dem aufmerksamen Leser schon
während der Lektüre ins Auge gefallen sein mag,
ist es kein Geringerer als Theo Trübsal, der,
durch geschickte Versuche den erfolgreichen
Transport zu verhindern, Minnis ganzes Geschick
in Sachen Unfallvermeidung heraufbeschwört.
Neben den absolut witzigen Szenen, die dieses
Abenteuer zuhauf bietet, fällt vor allem auf,
dass Micky - einmal alles andere als perfekt und
mißtrauisch - ohne das Eingreifen von Minni so
manches Mal aufgeschmissen wäre: Interessante
Rollenverteilung.
Dass nach einem furiosen Finale das
Gute siegt und Micky nicht nur den Fortbestand
der Versicherung sichern kann, sondern mit Theo
Trübsal und Komplizen auch noch zwei Ganoven
mehr hinter "schwedische Gardinen"
bringt, überrascht nicht - gibt der Geschichte
aber ein schönes und rundum passendes Ende.
Einfach ein tolles Werk.
von
Christian Peters, Carsten Spitz
Autor: |
Romano Scarpa |
Zeichner: |
Romano Scarpa |
Seiten: |
64 |
Veröffentlicht: |
1963 |
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