Die besten Geschichten aller Zeiten
Platz 43: Goophysseus, der Superathlet (LTB 97, Olympisches Allerlei)

Vor den olympischen Spielen 1972 in München machen Micky und Goofy eine Urlaubsreise nach Griechenland. Unter mysteriösen Umständen stürzen sie während eines Rundfluges ab und landen (mit Fallschirmen) in einer alten Höhle. Dort stoßen sie auf eine kopflose Statue, die exakt die gleiche Figur wie Goofy hat und deren Vorbild ein guter Sportler gewesen zu sein scheint (wie einige Zeichnungen auf alten Vasen zeigen, auf denen aber auch jeweils der Kopf fehlt). Dann finden sie die alten Scheinbeinschoner des dargestellten Athleten, Goophysseus. Dabei werden sie allerdings von Kater Karlo belauscht, der seine Chance auf leuchte Beute wittert - doch zufällig anwesende Archäologen können den Überfall vereiteln. Diese Forscher nehmen sich der Fundgegenstände an, und bald erfährt Goofy, dass er ein Nachfahre des Goophysseus ist. Daraufhin verleihen die Schienbeinschoner ihm sportliche Riesenkräfte und der noch immer in der Nähe weilende Kater Karlo nimmt sich vor, Goofys Karriere als Manager voranzutreiben. Während er aber nach Athen zurückfliegt, treffen Micky und Goofy auf den verkleideten Averell Bombitsch, den Vorsitzenden des IOC. Dieser führt mit Goofy einige Tests durch, die zeigen, dass er ein sportlicher Ausnahmekönner ist.


Selbstvertrauen oder pure Angabe?

Inzwischen ist Kater Karlo in ein U-Boot umgestiegen und verfolgt das auf einem Boot befindliche IOC (samt Micky, Goofy und Averell Bombitsch). Goofy wird während des Aufenthaltes auf dem Boot zu den olympischen Spielen eingeladen; aber zuerst wird in Venedig Zwischenstation gemacht. Dort erfährt man, dass Goofy genauso aussieht wie der Superathlet Goophysseus in einem alten Buch, in dem aber zufällig auch gerade der Kopf verloren gegangen ist. Um sich bei seinen liebsten Feinden einqzuquartieren, täuscht Karlo einen Unfall vor und lässt sich von eben diesen retten, um sich anschließend bei ihnen einzuquartieren und nun jede Chance zu nutzen, um Goofy für sich zu gewinnen. Kurz darauf geht es nach München, wo Micky und Goofy von einem entsprungenen Irren entführt werden, der Goofys Kopf abschneiden will. Allerdings tauchen im letzten Moment rettende Pfleger auf, die den Entsprungenen wieder einsammeln. Daraufhin fahren Micky und Goofy ins olympische Dorf, wo sie auf den bereits zuvor eingetroffenen Kater Karlo treffen, und auch Averell Bombitsch stößt bald dazu. Karlo hatte seine Zeit nun aber genutzt, um Micky Dokumente unterzuschieben, die ihm nachweisen, mit Goofy Geld verdienen zu wollen - zu Zeiten des absoluten Amateurgedankens bei Olympia natürlich das schwerste aller Delikte. Micky muss das olympische Dorf verlassen.
Doch Karlos Ränkespiele sind trotzdem nicht von Erfolg gekrönt: Der Kopf der ursprünglichen Statue wird entdeckt und weist keinerlei Ähnlichkeit zu Goofy auf. Dieser verliert den Glauben an seine Wunder-Schoner und damit auch all seine sportlichen Fähigkeiten. Reumütig macht er sich auf die Suche nach Micky - doch kaum hat er ihn gefunden, wird er abermals überrascht: Gemeinsam geht man ein letztes Mal in die Höhle und findet prompt die Vasenfragmente mit den fehlenden Kopfzeichnungen. Der dargestellte Sportler ist Goofy wie aus dem Gesicht geschnitten - doch die Zeit ist vorangeschritten, Olympia vorbei. Da nützt auch das nun wiedergefundene Selbstvertrauen wenig.


Schach dem Micky

Vier Jahre später hat Goofy wieder den Wunsch, an den Spielen teilzunehmen und möchte das Beinzeug aus Griechenlands Staatsschatz dafür entleihen; dieses wird aber vorher von Kater Karlo gestohlen und erst 1984 bietet dieser Micky und Goofy dieses für die Spiele in Los Angeles gegen ein Lösegeld von 10 Millionen an. Als Goofy allerdings die Schienbeinschützer dann erhält, gelingt es ihm mit Leichtigkeit, das beim griechischen Staat entliehene Geld zurückzuholen. Aufgrund der veränderten klimatischen Bedingungen zerfallen diese aber zu Staub und Goofys Träume vom Olympiasieg zerplatzen wie eine Seifenblase.


12 Jahre vergangen, die Kraft bleibt

Hierbei sind bei der deutschen Fassung zwei Storys zusammengefasst. Während im Original der lange erste Teil anlässlich der olympischen Spiele von München 1972 erschien und erst 12 Jahre später, als die olympischen Spiele von Los Angeles anstanden, durch das kurze Finale mit dem Verlust der Schienbeinschoner ergänzt wurde, gab es in Deutschland nur eine Komplettversion im Jahr 1984 - was für den Leser deutlich verwirrend ist, denn es gibt im Band selbst keinerlei Hinweis darauf, während man sich fragt, ob während der Geschichte der Zeichner ausgetauscht wurde. Die Unterschiede, die innerhalb von 12 Jahren in Scarpas Stil entstanden sind, sind offensichtlich.
Nichtsdestotrotz liefert die geschlossene deutsche Fassung eine komplette Version mit abgeschlossenem Ende - auch nicht das Schlechteste.
Die gesamte Story lebt natürlich vom Zeitgeist, der die olympischen Wochen von 1972 bestimmt hat, und ist, vor allem im Bereich des Amateurstatus der Sportler, heutzutage nur noch schwer verständlich. Das vorherrschende Thema, dass Athleten durch Management weitgehend zu Marionetten degradiert werden, ist aber heute noch immer sehr wesentlich, so dass diese auch zeitkritische Story Scarpas die Jahre überdauert hat und noch immer aktuell zu sein scheint.
Insgesamt zeigt er hier wieder das volle Spektrum seiner Talente und schickt Micky und Goofy auf ihrer langen Reise durch ebensoviele spannende wie lustige Momente, lässt den Leser lachen und leiden und sorgt damit für eine Geschichte, die sich für immer ein Platz im Herzen der Comicfans sichert.

von Carsten Spitz

Autor: Romano Scarpa
Zeichner: Romano Scarpa
Seiten: 147
Veröffentlicht: 1972 / 1984