Die besten
Geschichten aller Zeiten
Platz 44: Ein Gauner auf Verbrecherjagd (LTB 216,
Der doppelte Dagobert) Eine
Diebestour unseres alten Freundes Kater Karlo
findet ihr übliches Ende: In wilder Flucht und
ohne Beute rast er durch Entenhausen. Dieses Mal
lenken ihn seine Schritte zufällig zur Wohnstatt
seines erklärten Intimfeindes Micky Maus, der
just in diesem Moment in dunkler Nacht nach Hause
kommt. Doch dann geschieht etwas Ungeheuerliches:
Zwei Gestalten tauchen auf, knüppeln den Nager
nieder und eilen wieder von dannen - mit der Maus
unterm Arm.
Karlo ist also Augenzeuge einer waschechten
Entführung geworden; und er nimmt sich vor, die
sich ihm nun bietende Chance - ein mausfreies
Entenhausen! - rasch zu nutzen und endlich einmal
ein wenig Umsatz zu machen.
Dunkelheit
umfängt Maus und Hund
Doch
Fortuna schenkt ihre Gunst weiterhin anderen:
Ausgerechnet die beiden Maus-Entführer machen
nun die Stadt unsicher und laufen Karlo den Rang
ab. Als er dann zufällig auch noch selbst Opfer
des gefährlichen Duos wird, wird in dem Kater
ungekannten Ehrgeiz geweckt. Er beschließt, die
Identität der Gangster herauszufinden und ihnen
das Handwerk zu legen.
Karlo macht sich also auf den Weg und versucht
nach bestem Wissen und Gewissen, der neuen
Konkurrenz auf die Schliche zu kommen. Dabei
stößt er auf die wunderlichsten Gestalten, doch
alles, was er in Erfahrung bringt, sind die Namen
der beiden: Die Klauer-Brüder, Baller-Ede und
Klunker-Egon. Alle anderen Nachforschungen zeigen
eigentlich nur, dass er als Detektiv eher
ungeeignet ist - und dass in Entenhausen wirklich
ausgesprochene Originale herumlaufen. Doch der
Zufall, gepaart mit einer seiner Spuren, führt
Karlo dann doch auf die richtige Spur: Beim
Versuch, sich vor der Polizei zu verstecken - da
werden die Nachteile eines schlechten Rufes
deutlich, denn angestellt hatte er nichts - ,
landet er ausgerechnet im Auto der
Klauer-Brüder, die ihn auch stante pede in ihr
Hauptquartier fahren.
Endlich
etwas entdeckt!
Dort
stößt er dann nicht nur auf seinen entführten
Lieblingsfeind Micky, sondern auch auf den
Drahtzieher der ganzen Aktionen: Ein Juwelier,
der einen großangelegten Versicherungsbetrug
durchziehen will. Karlo ergrieft die Chance beim
Schopfe und verpetzt alle drei, den Juwelier und
die Klunker-Brüder, bei der Polizei. Diese
führt die Geschichte dann zu einem glücklichen
Ende.
Verflixtes
Kurzzeitgedächtnis!
Die
Präsentation Karlos in der ungewohnten Rolle auf
der richtigen Seite des Gesetzes ist nicht nur
eine gelungene Abwechslung zum üblichen Kanon,
sondern auch eine Idee, die voller Möglichkeiten
steckt. Vor allem durch das Verkehren des Katers
in den richtigen Kreisen kann er natürlich jede
Menge Informationen bekommen - doch beim
Ermitteln auf der anderen Seite und bei der
Kooperation mit Behörden hapert es doch noch
deutlich. Beide Aspekte erhalten in der Story
ihren Anteil und tragen zum Gesamtbild bei, das
auch ein weiteres Mal das wahre Ich des modernen
Karlo Italiens zeigt: Tief in ihm schlummert ein
gutes Herz und seine Feinde sind ihm an eben
dieses gewachsen. Die Konfrontation mit der
"falschen" Seite führt zu diversen
urkomischen Situationen. Diese werden auch durch
die teilweise absurden Charaktere unterstützt,
auf die Karlo auf seiner Suche trifft, so dass
für ein stets hohes humoristisches Niveau
gesorgt ist. Zudem sind die Zeichnungen von
Cavazzano eine Pracht und damit bestens geeignet,
den Plot in das rechte Licht zu rücken. Auch die
totale Fokussierung auf Karlo als handelnder
Akteur (Trudi, Micky, Kommissar Hunter und
Inspektor Issel kommen alle über Kurzauftritte
nicht hinaus) ist hier sehr gelungen,
unterstützt sie doch den einsamen Entschluss des
Katers, einmal etwas ganz für sich konsequent
durchzuziehen - ohne im Milieu auf Unterstützung
zählen zu können.
Insgesamt steht damit am Ende eine einfach runde
Story, die vor Kreativität nur so sprüht und
sich damit vollkommen zurecht in den Top 50
platzieren konnte.
von
Carsten Spitz
Autor: |
Silvano Mezzavilla |
Zeichner: |
Giorgio Cavazzano |
Seiten: |
56 |
Veröffentlicht: |
1995 |
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