Urlaubsstimmung
soll verbreitet werden durch das Cover des
aktuellen LTB. Die Duck-Familie winkt lachend und
offenbar voller Amüsement dem Betrachter
entgegen, während man auf gepackten Koffern
sitzend der Reise ans Meer entgegenfiebert. Die
Farbkomposition lässt einen aber doch etwas
schaudern, auf der dieses geschieh:. Auf einem
orangefarbenen Hintergrund wird der Titel in
einem knalligen Gelb angepriesen - sicherlich ein
Blickfang, dieses Cover. Aber nichts für
Ästheten... Und der Ästhet wird auch im Inneren
des Bandes nur eine geringe Freude haben. Beim
fast schon gewohnten Potpourri von
Kurzgeschichten hat der Comicfreund kaum Anlass,
mit der Zunge zu schnalzen und sich voller Wonne
zurückzulehnen - ganz im Gegensatz zum fulminant
guten LTB Spezial 16, das nur
wenige Tage zuvor in den Handel kam. Einmal gibt
es mehr als 30 Seiten (34, um genau zu sein) in
einer Story, zweimal wird dieser Wert exakt
erreicht. Auch diese Statistik scheint wenig
geeignet, wahre Begeisterungsstürme
hervorzurufen. Seine Meinung zum LTB kann
man auch dieses Mal wieder online äußern, eine
Umfrage steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Zuerst
Verschluckt sich Donald ganz
furchtbar, als er nämlich Dagoberts Nummer Eins
in den Rachen bekommt, wo diese stecken bleibt.
Die Story besteht nun aus diversen Versuchen, die
Münze aus dem Mund des wackeren Erpels zu
entfernen, was natürlich schlussendlich glückt.
Doch der Weg zu diesem Szenario (Donald schnappt
sich Dagoberts Glückszehner, um diesen damit zu
ärgern und lacht ihn lauthals aus, wobei die
Münze in seinen Schnabel springt) ist ebenso
absonderlich wie das Ende (Dagobert lässt sich
mitsamt eines U-Bootes, das allerdings offenbar
nicht schwimmtauglich ist und außerdem ein
Kettenfahrzeug, schrumpfen und in Donalds
Mundraum schleudern, wodurch sich die
festklemmende Münze löst). Nun aber steckt der
ducksche Familienpatriarch fest und das Spiel
beginnt von Neuem! Eine endlose Kette des
Unglücks! Einige nette Gags sind allerdings
eingestreut und Zeichner Andersen hält sich für
seine Verhältnisse mit Aggressionen weitgehend
zurück. Auch inhaltlich ist die Story in weiten
Teilen zumindest sinnvoll, wenn auch vor allem
der Auslöser keinesfalls sinnvoll ist. Dennoch
zählt die Geschichte zu den besseren des Bandes.
Besser
ist sie zum Beispiel als das neueste Machwerk aus
der Egmont-Mausschmiede, für das sich das Duo
Halas/Xavi verantwortlich zeigt. Micky und Goofy
besuchen Doktor Zweistein und reisen mit ihm in
eine fremde Welt ohne Bücher,
in der alles Wissen und jegliche Kreativität
verboten ist. Darin steckt an sich viel Potenzial
- aber das wird keinesfalls ausgeschöpft. Wegen
der Frage nach Büchern wird Zweistein verhaftet,
seine beiden Freunden suchen ihn zu befreien,
stoßen dabei auf Anhieb auf einen Polizisten der
im Untergrund für die Künste kämpft (und der
dies nicht einmal besonders verbirgt, in seinem
Büro stapeln sich einfach die Bücher), der
locker Zweistein befreit und mit dem
wiedervereinten Trio ins Geheimquartier der
Rebellen fährt, von wo es zurück nach Hause
geht. Der Inhalt ist zwar, weitgehend sinnvoll -
aber auf das, was eine Geschichte eigentlich
ausmacht, wie irgendwelche erzählerischen
Details, irgendwelche netten Witze, irgendwelche
guten Ideen, wurde leider komplett verzichtet. Es
wirkt, als habe man eine passable Plotidee
gehabt, diese in 5 Zeilen zusammengefasst und
dann umgehend umgesetzt, einfach unfertig und
vollkommen oberflächlich, ein wenig wie eine
Umsetzung des Schulaufsatzes eines
durchschnittlich begabten Drittklässlers. Dass
ausgerechnet das der einzige Maus-Auftritt in
diesem Band ist, ist mal wieder ein Jammer.
Was
aber nicht heißt, dass mit den Ducks der
Spaßfaktor ein wesentlich größerer wäre.
Donald wird Testperson für einen
rabiaten Robo-Schrank, der die
Hausarbeit für ihn erledigen soll. Das tut er
einen halben Tag lang, dann funktionert er ohne
triftigen Grund plötzlich nicht mehr, fällt, da
er offenbar verlernt hat, Treppen zu steigen,
diese herunter und dreht durch. Die
Herstellerfirma, die über das Produkt eine
Live-TV-Sendung plant, gibt Donald die Schuld und
dieser flüchtet. Ende der Geschichte. Keinerlei
Tiefgang, keine Gags, teilweise verhunzte
Übersetzung (der Roboter hat einen Programm zum
"Machen Betten"). An sich nicht mal als
Lückenfüller zu gebrauchen...
Komplett
selbst kreiert ist die folgende Story, Der
größte Schatz von allen, von Andrea
Ferraris - mit 30 Seiten ist die Story eine der
längsten des Bandes. Die Ducks haben einen
Schatz gefunden und wollen nun wieder nach Hause
fahren, den Schatz einfach mit sich herumtragend.
Das haben die Panzerknacker erfahren und wollen
die Schatzkiste nun ergattern. Dieses Unternehmen
steht aber unter einem ungünstigen Stern, denn
jeder ihrer eigentlich fehlerlosen Pläne endet
durch einen unglücklichen Zufall darin, dass die
Kiste wieder bei den Ducks landet. Das wird nicht
weiter erklärt, und am Ende glückt der
Gaunerbande auch der Streich - doch leider hatte
da Dagobert Duck schon Lunte gerochen und das
Vermögen in Sicherheit gebracht. Das beste an
dieser Story ist ihre relative Länge, vereinzelt
gibt es auch mal einen netten Gag zu sehen.
Begeisterung zu entfachen ist sie leider nicht in
der Lage, doch letztlich steht am Ende eine
weitgehend solide Arbeit.
Standard-Auftritte
von Nebenfiguren, #1: Phantomias:
Nach einer vorgebllichen Entführung von Dagobert
Duck führt der alarmierte Phantomias Gundel
Gaukeley und die Panzerknacker auf die
Insel des Doktor Wo, diesen zu befreien.
Schließlich sind sie ja Experten im Ein- und
Ausbrechen wie in der Zauberei! Man eilt also von
dannen seinen Auftrag zu erfüllen und schlägt
sich durch eine abenteuerliche und gefährliche
Umgebung hindurch, hin zum Schloss des Doktor Wo.
Dort locker angekommen, wird verkündet, Dagobert
sei ein Geschäftsfreund und wieder nach Hause
gefahren, also fahren alle Beteiligten wieder
nach Hause. Doch weit gefehlt, Dagobert hatte
alle Beteiliigten nur hereingelegt, damit sie
für ihn seinen neuen Abenteuerspielplatz testen.
Inhaltlich wieder recht mau kommt diese
Geschichte daher, die von der Zeichenkunst
Gottardos lebt. Auch diese Story wirkt weitgehend
nur wie auf einem Reißbrett kurz konzipiert mit
totalem Verzicht auf Details (und auch auf Logik,
denn es zeigt sich, dass Dagobert einen perfekten
Schutzschild gegen magische Wesen besitzt. Wieso
aber setzt er diesen nie gegen Lieblingshexe
Gundel Gaukeley ein?). Unter normalen Umständen
wäre diese Story wohl als Lückenfüller zu
sehen, heute ist sie eine der besseren des
Bandes.
Standard-Auftritte
von Nebefiguren #2: Dussel:
Dussel ist ein (fast) perfekter
Parkautomat. Für einen Nachmittag soll
er das Innenleben eines solchen nämlich
ersetzen, da dieses defekt ist. Also hockt er
sich in den Kasten und wartet auf Kundschaft,
welche natürlich prompt in Form von Donald
anrückt. Mit diesem lässt es sich natürlich
trefflich streiten, und so gibt man sich als
Prototyp eines sprechenden Automaten aus und
treibt seinen Vetter zur Weißglut. Die Idee ist
an sich ganz nett und auch an der Umsetzung gibt
es wenig zu mäkeln - zumindest gemessen an den
Ansprüchen, die man an eine 12-seitige Gagstory
stellen kann. Als solche ist sie letztlich
gelungen, auch wenn einige Ideen etwas
überstrapaziert werden. In Erinnerung wird die
Geschichte dennoch nicht.
Voll
unter Strom steht Donald. Er hat sich
einen enormen neuen Fernseher gekauft, am
gleichen Tag flattert eine Mahnung der Stromfirma
ins Haus - doch die kümmert Donald natürlich
nicht. Rasch wird der Fernseher aufgestellt, doch
kaum schaltet man ihn an, ist der Strom weg.
Donald vermutet, dass die Stromfirma ihm den Saft
abgedreht hat (und übersieht, dass er beim
Zusammenstöpseln des Fernsehers einen Fehler
gemacht und so einen Kurzschluss produzietr hat)
und macht sich auf den Weg zum Besitzer, seinem
Onkel Dagobert, um sich bitter zu beschweren.
Dieser lädt ihn aber nur ins Auto, um ihn als
lobenden Kunden für seine Stromfirma beim
Bürgermeister anzupreisen. Ein
Interessenkonflikt also, der sich aber leicht
löst: Dagobert lässt Donalds Technik
reparieren, kann sich so vor dem Bürgermeister
profilieren und alle sind froh. Mal wieder ist
die Story ausgesprochen oberflächlich, und mal
wieder sind die Zeichnungen von Gervasio das
Beste an diesem Stück Kunst. Es bleibt mal
wieder am Ende Mittelklasse, die in 2 Wochen
vergessen ist.
Das
Risiko, vergessen zu werden, besteht bei den
Egmont-Produktionen in der Regel nicht. Und auch Viel
zu viele Helfer wird im Gedächtnis
bleiben - wenn auch vor allem aufgrund der
Skurrilität der Geschichte. Daniel Düsentrieb
erfindet für alle Menschen Helferleins, damit
sein eigenes am Sonntag im Park Spielkameraden
hat. Doch diese werden von ihren neuen Besitzern
als Sklaven ausgenutzt, keinerlei Aufgabe wird
mehr selbst erledigt. Also brauchen sicherlich
auch die Helfer wieder Helfer! Und so bauen sich
die Helfer Helfer, welche sich widerum Helfer
bauen, und auch diese Helfer bauen sich Helfer.
Entenhausen wird überschwemmt von einer
ungeheuren Menge an Helferleins, die, um
ausreichend Rohstoffe für ihre Produktion zu
haben, die Stadt zerlegen. Am Ende aber sind alle
unglücklich, dass sie nichts mehr selbst tun
können und alle Helfer werden auf eine einsame
Insel geschickt, wo sie sich einen Helferstaat
aufbauen können. Die Geschichte ist doch
ziemlich abgedreht, aber wirklich unterhaltsam
ist sie nicht. Die Situation wird einfach
wesentlich zu stark auf die Spitze getrieben (die
kleinen Metallmännlein bauen unbemerkt ganze
Hochhäuser ab!), dazu kommt die latent
aggressive Darstellung Bancells', die die Story
einfach wesentlich zu wirr und übertrieben
erscheinen kässt um noch mehr als ein Ärgernis
zu sein. Eigentlich ein klassischer Kandidat für
die Abschlussgeschichte des Bandes.
Die
ausgeprägte Renaissance des DGD erfährt auch
noch eine Fortsetzung, Donald und Dussel nehmen
den Kampf mit dem Diamantenkönig
auf. Von Dagobert geschickt sollen die beiden
erforschen, wie ein Neureicher an seine
ungeheuren Mengen von Diamanten kommt. Man
schleicht sich also auf einer Party dessen ein
und sucht ein wenig herum - und stößt prompt
auf das Geheimnis des Gutesten: Er hat eine
Maschine erfunden, die Kohle komprimiert und
damit den natürlichen Entstehungsvorgang von
Diamanten beschleunigt. Doch das kann natürlich
nicht gut gehen, denn die Maschine ist nicht
ausgereift und so fliegt alles auf. Das Beste an
dieser Geschichte sind die hübschen Zeichnungen
von Coppola und auch der Plot ist im Großen und
Ganzen recht sinnvoll. Doch auch diese Geschichte
zeigt nicht, dass sie mehr als ein Lückenfüller
sein kann, wie so viele der zuletzt aus Italien
importierten Kurzgeschichten. Man hat den
Eindruck, durch die extreme Kürze der
Geschichten ist es einfach nicht mehr möglich,
gute Storyideen vernünftig zu transportieren
oder einen ordentlichen Spannungsbogen
aufzubauen. Und so versinkt Story um Story
bestenfalls im grauen Mittelmaß.
Und
auch Altmeister Giorgio Cavazzano kann nicht mehr
an seine früheren Leistungen anknüpfen. In Sie
suchen, wir finden werden Kuno Knäul
und Gitta Gans "Mietkäufer", man kann
sie dazu anstellen, für einen irgendwelche
bestimmten Dinge aufzuspüren und zu kaufen.
Durch diesen Job werden sie rasch bekannt und
berühmt, ihre Einfälle werden zu Trends und sie
sind innerhalb kürzester Zeit diejenigen, die
vorgeben, was Mode ist. Und wer mit der Mode
nicht Schritt hält, ist kein anerkanntes
Mitglied der Gesellschaft mehr, geradezu ein
Ausgestoßener. Individualität fliegt in hohem
Bogen aus dem Repertoire Entenhausens. Die
Storyidee ist im Ansatz zwar ganz nett, aber
schlussendlich wirkt sie doch wenig durchdacht.
Die Darstellung der totalen Trendabhängigkeit
der Entenhausener ist immerhin recht gut
gelungen, doch der Plot ist letztendlich wieder
nur Durchschnitt - normalerweise kann ein
Zeichner wie Cavazzano das natürlich veredeln,
doch dieses Mal ist es ihm nicht geglückt, so
dass Durchschnitt mit Durdchschnitt angereichert
wird und Durchschnitt bleibt.
ÜBERSICHT:
-
Verschluckt! (S: M.+L.Shaw / Z: F.Andersen / D
2003-288)
- Eine Welt ohne Bücher (S:
P.Halas / Z: Xavi / D 2003-083)
- Der rabiate Roboschrank (S: A.Mainardi / Z:
M.Meloni / I TL 2486-4)
- Der größte Schatz von
allen (S+Z: A.Ferraris / I TL 2518-1)
- Auf der Insel des Doktor Wo (S: A.Mainardi / Z:
A.Gottardo / I TL 2513-7)
- Ein (fast) perfekter Parkautomat (S+Z:
E.Faccini / I TL 2527-3)
- Voll unter Strom... (S: S.Ambrosio / Z:
M.Gervasio / I TL 2528-2)
- Viel zu viele Helfer (S:
M.Gilbert / Z: Bancells / D 2003-023)
- Kampf dem Diamanten-König
(S: S.Nigro / Z: A.Coppola / I TL 2414-1)
- Sie suchen, wir finden (S: G.Arrighini / Z:
G.Cavazzano / I TL 2504-1)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, Juni
2005
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