An
und für sich das erste LTB des neuen Jahres,
wenn auch das zweite, falls man der
Buchrückeneinteilung glauben schenken mag, ist
nun erschienen, und das Cover ist, wie so oft
zuletzt, ausschließlich darauf ausgerichtet, im
Regal des Händlers sofort aufzufallen und ins
Auge zu springen. Für Ästhetik scheint dabei
leider kein Platz zu sein, und so erblicken wir
durch ein Schlüsselloch einen aggressiv
anmutenden Donald mit einem verwirrt
dreinblickenden Micky (man höre und staune,
Micky hat es in der Tat als Genosse seines
Entenfreundes aufs Titel"bild"
geschafft, weniger als ein Jahr nach seinem
letzten Einsatz als Cover-Co-Star). Das
vorrangige Ziel, aufzufallen, erreicht der Band
damit leicht - allerdings stellt sich die Frage,
ob die durch die Cover zunehmend geweckten
negativen Assoziationen Sinn der Sache sein
können. Ausgesprochen erfreulich ist hingegen
die Entwicklung der Längen der einzelnen Storys:
7 der 8 Geschichten haben mindestens 28 Seiten,
nur eine fällt diesbezüglich mit einer Länge
von 15 Seiten zurück. Gerade dadurch kommt
natürlich auch die geradezu minimalistisch
angehauchte Storyzahl von 8 zustande, zuletzt
waren es vor mehr als zwei Jahren so wenige, noch
weniger waren es zuletzt in Band 299. Außerdem
wurde auch Dussel dieses Mal wieder mit
Missachtung gestraft und die einzige Story, die
komplett aus dem Maus-Universum stammt, ist
italienisch. Jede Menge grundsätzlich positive
Ansatzpunkte also ;) Leider können diese
inhaltlich nicht an jeder Stelle halten, was sie
versprechen. Seine Meinung zum LTB kann
man auch dieses Mal wieder online äußern, eine
Umfrage steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Los
geht's mit der titelgebenden Story Spione
wie wir. Dort erleben wir Micky und
Donald, die gemeinsam die entführten Erfinder
Zweistein und Düsentrieb suchen und, nach
einigen Verwicklungen und Reibereien mit den
Entführern, selbstredend auch befreien. Den
zuletzt gewohnten hohen Qualitätsansprüchen an
eröffnende Fecchi-Storys kann diese leider nicht
zur Gänze genügen, viel zu überstürzt wird
der Leser am Anfang in die Handlung
hineingeworfen. Die komplette erforderliche
Detektivarbeit hat Micky schon vor Beginn der
Geschichte geleistet und stellt Donald und den
Leser vor vollendete Tatsachen. Das ist
ausgeprochen schade, da wurde viel Potenzial
verschenkt und außerdem für einen übertrieben
überstürzten Handlungsablauf gesorgt. Die
Zeichnungen Fecchis sind gewohnt klasse, können
aber eine teilweise lieblos und undurchdacht
wirkende Story nicht mehr an das bekannte Niveau
anknüpfen lassen. Zum Beispiel fragt man sich,
welchen Sinn eine quer durch einen Wasserfall
führende Straße haben soll, der auf den kahlen
Boden stürzt. Als Geheimversteck denkbar
ungeeignet, und früher wäre das dem Phantom,
das sich hier als Oberbösewicht präsentiert,
auch aufgefallen. Und so finden sich quasi
überall unausgegorene Ideen und sinnfreie
Übertreibungen, die stets das Ziel der Komik
haarscharf verfehlen. Immerhin ist neben den
Zeichnungen auch die Übersetzung gelungen, so
dass man die Geschichte als uninspririert abhaken
kann.
Anschließend
erhält Dagobert seine Verdiente Strafe.
Um sein Bild in der Öffentlichkeit zu
verbessern, dreht er einen Film darüber, wie er
seinen Freunden und Verwandten irgendwelche Dinge
schenkt - um sie ihnen wieder zu wegzunehmen,
wenn die Kamera aus ist. Ein sehr fieser
Charakterzug, der aber von den vermeintlichen
Opfern mit gleicher Münze zurückgezahlt wird:
Sie sorgen dafür, dass in dem Film auch
herausgeschnittenes Material, das die wahren
Absichten des Erpels offenbart, erscheint um ihn
damit erfolgreich zu erpressen. Eine heitere
Schlammschlacht auf moralisch allertiefstem
Niveau sehen wir also, die zudem noch an einer
Fernsehumfrage aufgehängt ist, die Dagobert aus
Versehen um 400 Plätze zu tief einstuft,
nämlich vom ersten auf den letzten Platz der
Beliebtheitsskala wirft. Reichlich absurd kommt
das Ganze also rüber, und die Zeichnungen von Mazzarello
passen sich da genau ein. Man ist fast versucht,
vom Tiefpunkt des Bandes zu sprechen, aber das
lassen wir mal lieber, im Wissen dessen, was da
noch kommt... Kann ja nur einen Tiefpunkt geben.
Immerhin etwas
geht es wieder aufwärts mit Der geheime
Garten, den suchen Goofy und Indiana
Goof gemeinsam, da dort eine seltene Blumenart
vermutet wird, die die Möglichkeit eröffnen
soll, fremde Gedanken zu lesen. Obwohl ihre
Hinweise sich in einem alten Foto erschöpfen,
wird der Garten entdeckt und die Blume gefunden.
Welche Freude! Ein Wiedersehen gibt es dabei auch
mit Doktor Krantz, der dem Abenteuerarchäologen
auflauert um seine Pläne zu stören - erfolglos
natürlich. Die passablen Zeichnungen von Valerio
Held sind das Beste an dieser Story, die
inhaltlich doch so manche Lücke und
Ungereimtheit aufweist (so behauptet Indiana
Goof, es ginge ihm nur um den Beweis der Existenz
der Blumen, versucht aber am Ende doch alles, um
ihnen ihr vermeintliches Geheimnis, das
Gedankenlesen, zu entreißen und reagiert
ausgesprochen aggressiv, als ihm dies nicht
glückt). Dennoch sind auch einige gelungene
Szenen enthalten, so dass die Geschichte den
Leser am Ende mit gemischten Gefühlen
zurücklässt.
Wer einmal
lügt..., dem glaubt man nicht, und wenn
er auch die Wahrheit spricht. So ist das nun mal
im Leben... Und das ist ein Pech für Donald, der
am Computer selbstgebastelte, absurde Bilder an
eine Zeitung verkauft und sich dazu Geschichten
ausdenkt. Ein Jammer, dass ausgerechnet er der
einzige ist, der das Geheimnis des verschwundenen
Mülls lüftet - denn in Entenhausen verschwindet
plötzilch aller Müll. Leider ist es nun so,
dass er gestohlen wird, wenn die aus der Erde
gekrochenen lebendigen Riesenfliegenpilze, die
sich als Mülleimer getarnt in der Stadt
postieren, ihre Flügel ausbreiten um nach Hause
zu fliegen. Sie planen weiter, sich in die
Bürger Entenhausens zu verwandeln und sie zu
ersetzen. Tja, das glaubt ihm dann leider niemand
mehr (und man wünscht sich, man selbst würde es
auch nicht glauben müssen, dass das wirklich
passiert) - bis er Lügengeschichten erfindet,
die die Bürger selbst mies darstellen und die
daher dagegen arbeiten wollen und dabei zum
Geheimversteck der Fliegenpilzmonster gelockt
werden. Wozu dort der viele Müll gebraucht wird,
wird leider nicht erwähnt und die
Bancells-Zeichnungen passen voll zur Story. Jeder
weitere Kommentar ist hier überflüssig.
Erfreulicher geht
es weiter: Daniel Düsentrieb hat versehentlich
sein Labor in die Luft gejagt und muss nun
anderswo Unterschlupf suchen, was sich aber als
sehr Anstrengende Gastfreundschaft erweist.
Stets wird sein technisches Genie gefordert, um
kleinere Reparaturen zu erledigen, die er auch
erledigt, da er glaubt, dies seinen Gastgebern
schuldig zu sein - bis ihm er genug davon hat und
sich ein neues Labor baut. Eine sehr
unspektakuläre Geschichte, aber als 15 Seiten
langer Lückenfüller durchaus ganz nett.
Weiter besser wird
es mit Eine zauberhafte Sekretärin.
Gundel Gaukeley will sich als Sekretärin in
Dagoberts Vertrauen einschleichen, hat aber einen
Unfall und verliert ihr Gedächtnis. Dann landet
sie bei Klaas Klever, wo sie sich als
herausragende Arbeitskraft erweist, da sie
unbewusst ihre Zauberkräfte einsetzt. Schnell
wird dies stadtbekannt und Dagobert kann das
natürlich nicht akzeptieren und tut alles, um
seinem Konkurrenten die begabte Dame abzuwerben -
beinahe mit Erfolg. Doch direkt vor
Vertragsabschluss erhält Gundel ihr Gedächtnis
zurück und offenbart sich Dagobert - bis Klever
auftaucht und Gundel ihr Gedächtnis erneut
verliert, um wieder in seine Dienste zu treten.
Das ganze ist eine heitere und verwickelte
Geschichte, die inhaltlich schlüssig ist und
ohne nennenswerte Fehler voll und ganz zu
überzeugen weiß. Dazu kommen die hervorragenden
Zeichnungen von Lara Molinari, die die Geschichte
sehr gut zu präsentieren wissen und auch
hervorragend zum Stil der Story passen. Das macht
diese Geschichte zu einer absoluten
Leseempfehlung und zur zweitbesten des Bandes.
Die beste folgt
auf dem Fuße: Von Vincenzo Mollica erdacht und
von Giorgio Cavazzano in Szene gesetzt dreht sich
in Durchschlagender Erfolg alles
um eine Radio-Soap. Ein nach 5360 Folgen etwas
unmotivierter Hauptsprecher sucht nach einer
Möglichkeit, aus seinem Vertrag auszusteigen und
entdeckt die Klausel, dass sein Kontrakt
hinfällig werden, wenn schwere Gegenstände
herabfallen. Also sorgt er dafür, dass ein
Flügel nur knapp neben ihm zu Boden stürzt -
was aber natürlich niemand weiß, und so
entwickelt sich eine kriminalistische Suche nach
dem Täter, während der der Leser in die
Medienwelt eintaucht und vieles erfährt über
arrogante Regisseure, zu Teenie-Helden gewordenen
Moderatoren, den unfassbaren Hype um manche
Sendung und die Langeweile des Alltags, der keine
Herausforderungen mehr bietet. Das Ganze ist sehr
abwechslungsreich dargestellt und weiß sowohl
inhaltlich als auch zeichnerisch voll zu
überzeugen. Die Gags sind fantasievoll
eingestreut und lockern das Geschehen
hervorragend auf, auch diese Story ist eine
Leseempfehlung und zudem sicherlich die beste des
Bandes.
Leider ist an
dieser Stelle noch nicht Schluss. Stattdessen
folgen noch 48 Seiten, die mit Schatten
der Vergangenheit, nämlich der
Fortsetzung der schauderlichen Story "Das
Vermächtnis" aus LTB 340 gefüllt sind. Unfassbar,
dass man diesem Unsinn tatsächlich noch einen
zweiten Teil widmet - aber es stand wohl zu
befürchten. Neben den wiederaufkeimenden
Gedanken, dass er im Falle einer Bekanntgabe
seiner Geheimidentität vom Ur-Phantomias (der
dieses Mal zum Glück nicht mitspielt) aus seiner
Rolle entfernt würde, geht es dieses Mal vor
allem um eine gute Bekannte des Ur-Phantomias,
einer überaus sportlichen Dame (die offenbar
fliegen kann) in Form eines langhaarigen Fuchses,
die stets irgendetwas von einem Kodex vor sich
hin faselt, dessen Sinn leider nicht aufgeklärt
wird (ein dritter Teil ist also zu befürchten).
Die Dame, in 100 Jahren nicht einen Tag gealtert,
hilft einem kriminellen Professor, dessen
Assistentin zufällig Daisy ist, bei seinen
kriminellen Machenschaften, und am Ende schlägt
sich auch Donald auf die Seite des Bösen, da
Daisy Phantomias mehr liebt als ihn und er ihr
daher schaden will. Aus grünem Schleim entsteht
ein gewaltiges Monster, um die Welt zu
unterjochen - doch da besinnen sich Donald und
die Fuchs-Dame eines besseren und wechseln wieder
die Seiten, um den fiesen Professor zu
bekämpfen. Man fliegt gemeinsam ein bisschen
durch die Gegend und rangelt ein wenig, während
Daisy das Schleimmonster mit Parfüm besprüht,
so dass sich dieses in Softeis verwandelt. Welch
ein glücklicher Zufall!
Der Inhalt ist auch wieder ein Grund zu Furcht,
Panik und sich anschließender wilder Flucht. Wer
denkt sich sowas nur aus? Gut, das ist wohl Autor
Andreas Pihl, aber wer ist dafür verantwortlich,
dass sowas veröffentlicht wird? Man weiß es
nicht - leider...
ÜBERSICHT:
-
Spione wie wir (S: P.+C.McGreal / Z: M.Fecchi / D
2005-179)
- Verdiente Strafe (S:
R.Secchi / Z: M.Mazzarello / I TL 2572-1)
- Der geheime Garten (S:
B.Sarda / Z: V.Held / I TL 2549-7)
- Wer einmal lügt... (S:
M.Gilbert / Z: Bancells / D 2002-003)
- Anstrengende
Gastfreundschaft (S: N.Russo / Z: D.Barozzi / I
TL 2541-4)
- Eine zauberhafte
Sekretärin (S: B.Sarda / Z: L.Molinari / I TL
2551-1)
- Durchschlagender Erfolg (S: V.Mollica / Z:
G.Cavazzano / I TL 2571-1)
- Schatten der Vergangenheit
(S: A.Pihl / Z: M.Smet / D 2003-291)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, Januar
2006
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